Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Faurecia-Arbeiter wehren sich

LOHR

Faurecia-Arbeiter wehren sich

    • |
    • |

    Hintergrund: Die Geschäftsführung teilte den Beschäftigten ihre Pläne am Mittwoch in einer Mitarbeiterinformation mit. Die beabsichtigten Maßnahmen wurden damit begründet, dass durch den geplanten Stellenabbau die „Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit des (Lohrer) Werkes sichergestellt werden“ solle. Die Mitarbeiter sollen sich danach in „Schockstarre“ befunden haben.

    Matthias Gebhardt, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg kritisiert in erster Linie das Vorgehen des Konzerns. Seiner Ansicht nach will Faurecia vollendete Tatsachen schaffen, statt wie es bei einer Betriebsänderung vorgeschrieben sei, mit der Arbeitnehmerseite zu verhandeln.

    Den rund 50 Protestlern der Frühschicht rief er zu: „Es ist bärenstark, dass wir heute diese Aktion machen können.“ Die Aktion der IG Metall sei im übrigen durch die bayerische Verfassung abgedeckt.

    Laut Gebhardt ist Faurecia „das erste Werk in der Region, das ein Tabu bricht“, nämlich „2009 mit Entlassungen beginnen zu wollen“.

    Noch vor ein paar Monaten sei er froh gewesen, dass „der Übernehmer“ (Faurecia) deutlich gemacht habe, dass er mit der ATY-Mannschaft weiterarbeiten möchte, sagte Gebhardt. Und nun sollen nach den Vorstellungen des Konzerns 29 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren, kritisierte der Gewerkschafter. Dazu kämen weitere fünf bis sechs befristet Beschäftigte, deren Verträge nicht verlängert würden.

    Unter dem Applaus der Lohrer Faurecia-Arbeiter forderte Gebhardt den Autozuliefererkonzern auf „ordentlich“ zu verhandeln. Die Geschäftsführung müsse sagen, was sie wirklich wolle. Laut Gebhardt haben sich die Ereignisse „in den letzten paar Stunden überschlagen“. Gestern Nachmittag habe die Geschäftsleitung mitgeteilt, dass in der kommenden Woche eine Maschine aus Lohr abgezogen und am Standort Geiselhöring aufgebaut werden soll. Es sei schon ein „sehr seltsamer Zufall“, dass dies ausgerechnet während des Betriebsurlaubs passieren soll, sagte er ironisch. Und fügte ernst hinzu: „Eine vertrauensaufbauende Maßnahme sieht anders aus.“

    Solange die Arbeitnehmer keine weiteren Informationen bekommen und solange keine Gespräche stattfinden, verurteile er den Abzug der Maschine „aufs Schärfste“, so Gebhardt.

    „Das ist schlichtweg eine Sauerei“

    Thomas Nischalke über das Vorgehen von Faurecia

    „Seid wachsam“, riet er den Lohrer Faurecia-Leuten. Sie müssten aufpassen, dass keine Fakten geschaffen werden, ohne dass vorher Verhandlungen stattgefunden haben. Seine Info, dass er vor zwei Stunden eine Mail von Faurecia bekommen habe, der geplante Maschinenabbau in Lohr habe mit dem vorgesehenen Arbeitsplatzabbau nichts zu tun, denn die Lohrer bekämen aus Geiselhöring eine neue Maschine, quittierten die Arbeiter mit ungläubigem Gelächter.

    Mit Personalabbau könne man vielleicht kurzfristige Effekte erzielen, sagte Gebhardt, aber „nichts gewinnen“. Es gelte vielmehr besser zu sein, als die Konkurrenten – „und nicht auf die Schnelle billiger“.

    Thomas Nischalke, Vertrauenskörperleiter von Bosch Rexroth, fand deutliche Worte. Das Vorgehen Faurecias sei „schlichtweg eine Sauerei“, meinte er. Den Lohrer Faurecia-Arbeitern machte er das Angebot: „Wenn Bedarf ist, kommen wir und unterstützen euch.“

    Peter Mähler, der Betriebsratsvorsitzende am Faurecia-Standort Lohr, teilte mit, dass er am Freitagvormittag die Faurecia-Geschäftsführung in Stadthagen zum Einlenken bewegen wollte. Eine Entscheidung erwarte er telefonisch am Nachmittag.

    Laut Mähler handelt es sich bei der Maschine, die aus Lohr abgezogen werden soll, um eine sehr leistungsfähige, „die flexibel alles machen kann“. Sollte sie wegkommen, „können wir nicht mehr alle Varianten in Lohr machen“. Mählers Worten zufolge hatte ihm die Geschäftsführung mitgeteilt, dass eine in Lohr abgestellte, aber derzeit nicht benutzte Maschine, reaktiviert werden soll. Diese könne aber nicht das Gleiche wie die andere, so der Betriebsratsvorsitzende.

    Am Freitagnachmittag um 15.50 Uhr teilte Mähler mit, dass die Arbeiter im Lohrer Faurecia-Werk um dreiviertel Vier die Arbeit wieder aufgenommen haben, bis Schichtenden um halb Fünf. Die Geschäftsführung habe für Montag ein Gespräch mit der Werksleitung anberaumt, an dem auch die IG Metall dabei sein werde. Außerdem habe die Geschäftsführung zugesichert, dass vor diesem Gespräch die Maschine nicht verlagert werde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden