Am Ortsrand von Zellingen in Richtung Billingshausen haben sich Barbara und Tobias Stockmann einen Traum erfüllt. Mit viel Leidenschaft betreiben sie dort ihren eigenen Reiterhof. Seit 2010 ist auch die Ferienfreizeit fester Bestandteil ihrer Arbeit. Über eine halbe Stunde Fahrt nehmen Eltern mit ihren Kindern in Kauf, um an dem Programm, das jeweils dienstags und donnerstags von 10 bis 15 Uhr stattfindet, teilzunehmen.
Dabei bietet das Gelände die idealen Voraussetzungen zum Toben und Spielen – ein echter Abenteuerspielplatz. Schon von Weitem sieht man die Pferde über den Hof traben. Kinder, denen die Eltern daheim wahrscheinlich immer wieder hinterherlaufen müssen, helfen freiwillig bei der Pferdepflege mit. Das Fell wird gebürstet, die Hufe werden sauber gekratzt und die Tiere versorgt. Nur beim Ausmisten der Ställe, scherzt Barbara Stockmann, lasse das Interesse nach. Ruhe kehrt eigentlich selten ein. Zu viel gibt es auf dem Reiterhof zu entdecken.
Neben Kicker und Schaukel können sich die Kinder besonders für den Bachlauf begeistern. Die Mutigen unter ihnen schwingen mit einem Seil von der einen zur anderen Seite. Kinder mit nassen Füßen habe sie aber nur selten aus dem Bach „fischen“ müssen, erzählt Stockmann.
Die Idee für das Ferienangebot entsprang dem Umstand, dass Stockmann selbst über viele Jahre hinweg in der kirchlichen Jugendarbeit tätig war. „Wir möchten den Kinder einen Zugang zur Natur und den Pferden bieten“, betont sie. „Die Begegnung und der Umgang mit den Tieren ist für Kinder im Grundschulalter enorm gewinnbringend.“
Im ersten Jahr seien ihr Mann und sie völlig überwältigt gewesen, welche positive Resonanz sie erreichten. Zusätzlich zum normalen Programm, zu dem Getränke, Mittagessen und Kuchen gehören, wird mittlerweile auch ein geführter Geländeritt angeboten. Dabei geht es auch mal runter von der asphaltierten Straße und rauf auf matschige Felder, nasse Wiesen und unebene Wege. Im offenen Gelände ist das Reiten dann schon eine sehr viel wackligere Angelegenheit.
Ehrenamtliche Helfer
Ein Glück gibt es die ehrenamtlichen Betreuer, mehrheitlich selbst Reitschüler, die das Ehepaar Stockmann bei der Durchführung der Ferienfreizeit unterstützen. Vor allem die Kinder profitieren, wenn ihnen ältere und erfahrenere Pferdeliebhaber ihr Wissen weitergeben, weswegen gerade die Minipony-Stunden immer voller Vorfreude erwartet werden.
Wenn also die Zeit gekommen ist, die Hofglocke ertönt und die Gatter geöffnet werden, stürmen die Kinder begeistert auf die Koppel. Stolz thronen sie wenig später auf den Pferden und traben, geführt von fortgeschrittenen Reitschülerinnen, über den sandigen Boden. Katharina Klopf, eine Betreuerinnen, erzählt: „Es macht Spaß die eigenen Begeisterung für die Tiere und den Reitsport an die Kinder weiterzugeben.“
Besonders beliebt sind die großen Pferde, sodass die Kinder selbstbewusst auf die mannshohen Tiere zu steuern. Doch schnell merken sie, dass das Aufsitzen, das bei den Ponys noch leicht fällt, spätestens bei den ausgewachsenen Pferden zur Herausforderung wird. Nur mit einem Hocker zur Unterstützung bewältigen die Vier- bis Zwölfjährigen diesen Kraftakt. Vielleicht nimmt man also das nächste Mal dann doch lieber wieder das Pony.
Für Tobias Stockmann, der als Pferdeenthusiast seit vielen Jahren mit Leib und Seele den Hof betreibt, ist es das Wichtigste, dass die Kinder gemeinsam die Natur entdecken und Spaß an der Bewegung finden. Aber natürlich möchte er sie auch für das Reiten begeistern. „Unser Ferienangebot bietet Kindern die Chance, den Fernseher daheim einmal auszuschalten und stattdessen an der frischen Luft spannende Abenteuer zu erleben“, erklärt er. Dieses Konzept scheint aufzugehen.