Retzbach (matz/Regi) "Mit jedem Schritt, den man den natursteingepflasterten Weg hinab zum Marienbrünnlein in Retzbach geht, wird es stiller um einen. Selbst in einer Warteschlange wird kaum gesprochen. Nur das leise Rauschen der seit Jahrhunderten besuchten Quelle klingt wie ein unendliches Gespräch. Immer mehr Menschen kommen zum Retzbacher Marienbrünnlein".
Dies schrieb am 16. Oktober 2002 die MAIN-POST, wenige Tage, nachdem die Quelle an der Wallfahrtskirche "Maria im grünen Tal" bayernweit bekannt geworden war. "Als einer der heiligen Quellen" bezeichnete sie am 1. Oktober 2002 die Sendung "Stationen" im Bayerischen Fernsehen. Immer schon werde erzählt, das Quellwasser habe Heilwirkung.
Ob das Marienbrünnlein bereits vor dem Bau der Wallfahrtskirche im 13. Jahrhundert besucht wurde, ist nicht bekannt, aber Quellen waren im Christentum schon immer heilige Orte, weshalb auch viele Kirchen an diesen Stellen gebaut worden seien, meinte damals der Wallfahrtsseelsorger Gerold Postler. So zum Beispiel in Rengersbrunn oder Fährbrück (Landkreis Würzburg).
Vielen dient das Wasser, das an dem Punkt der Quelle 2,50 Meter hochgedrückt wird und mit einem daumendicken Strahl aus einem Rohr quillt, als gewöhnliches Trinkwasser. Der Andrang nach Bekanntwerden möglicher heilender Kräfte war groß und ist es bis heute geblieben. Denn für viele Menschen ist die Quelle heute noch mehr als eine Entnahmestelle quellfrischen Wassers. Sie hoffen, durch das Trinken des Wassers oder das Auftragen auf die Haut gesund zu werden.
Wissenschaftlich ist nach wie vor eine Heilwirkung des Wassers nicht nachgewiesen. Das Wasser kann keine Medikamente oder ärztliche Heilmethoden ersetzen. "Es gibt aber Erfahrungen zwischen Himmel und Erde, die mit dem Verstand oder medizinisch nicht erklärbar sind", orakelte Gerold Postler im Oktober 2002.
Glaube versetzt Berge, und der führt immer noch die Besucher zu dem Brünnlein neben der Wallfahrtskirche am Waldrand. Für den Pfarrer ist nur wichtig, dass die meisten der Wasserholer auch in der benachbarten Wallfahrtskirche beten.