Es war erst Mitte Oktober und doch meldete der Deutsche Wetterdienst 2010 in einigen Teilen Deutschlands Schnee: 15 Zentimeter auf der Zugspitze, vier Zentimeter auf dem Feldberg im Schwarzwald, ein Zentimeter auf dem Großen Arber im Bayerischen Wald. Anderthalb Monate später war es auch in Karlstadt weiß. Die weiße Pracht hielt sich lange, zu lange. In den Kommunen gingen die Streusalzvorräte aus, es kam zu Lieferengpässen und überteuerten Salzpreisen. Das Ergebnis: Ein teurer Winter mit viel Stress.
Ein Jahr später ist es für die Jahreszeit ungewöhnlich trocken und immer noch grün. Es herrscht das fünfte Hochdruckgebiet in Folge. Doch in einigen Tagen soll es Regen geben. Wann sich dieser in Schnee verwandelt, ist nicht gewiss. Klar ist hingegen, dass es Zustände wie im letzten Winter nicht wieder geben soll. Dafür sorgten die Verantwortlichen in den Kommunen und fingen früh mit ihrer Arbeit an.
„Es ist schwer vorstellbar, dass sich, während die einen im Sommer im Schwimmbad liegen, andere bereits um die Salzvorräte für den Winterdienst kümmern“, beschreibt Erich Brunner, Sachgebietsleiter Bautechnik bei der Verwaltungsgemeinschaft Zellingen. Bereits im Frühjahr hat man sich hier um die Salz-Bestellungen gekümmert – die letzte Lieferung kam im Oktober. „Die Salzlieferfirmen haben den Sommer über unter Hochdruck gearbeitet“, beschreibt er. Denn nicht nur Zellingen orderte für diesen Winter mehr als in den Jahren zuvor.
80 Tonnen im Speicher
Mit 80 Tonnen Streusalz hat die Verwaltungsgemeinschaft nun so viel in ihren Speichern, wie sie im letzten Jahr verbraucht hat. Auch Split für Glatteiseinsätze ist gelagert. Zusätzlich stehen im Maschinenpark zwei neue Salzstreugeräte bereit, der Rest ist über den Sommer gut gepflegt und gewartet worden. „Jetzt hoffen wir, bis zum ersten Schnee alle Baustellen zumindest geschlossen zu bekommen, damit der Winterdienst auch fahren kann“, erklärt Erich Brunner. Noch verlegt die Telekom an einigen Stellen ihre Kabel. In der Billingshäuser Straße in Zellingen wird in Kürze die Schwarzdecke gelegt, auf der kann das Räumschild ungehindert wirken.
25 Tonnen Streusalz mehr als im Vorjahr lagern im Karlstadter Bauhof. „Wir haben 250 bis 270 Tonnen Salz plus zehn bis zwölf Tonnen Split-Sand-Gemisch für die Altstadt. Mehr geht nicht“, sagt Bauhofmitarbeiter Josef Vollmuth. Auch hat man das Salz bereits in die Außenstellen wie Gambach, Rohrbach, Stetten und Heßlar gefahren. Trotz zeitiger Bestellung kostet die Tonne mit rund 66 Euro dieses Jahr vier bis fünf Euro mehr als im letzten Jahr. Doch alles ist besser, als mitten im Winter in der Not eine Tonne für rund 20 Euro nachkaufen zu müssen. Soviel hatten die Lieferanten im Engpass 2010 für das weiße Gold verlangt.
Im Sommer „richtig eingekauft“ hat auch Kämmerer Klaus Büttner in Eußenheim. „Wir haben zwei Züge bestellt, das reicht für 70 richtige Wintertage“, beschreibt er. Untergebracht ist das Salz im Lager und teilweise in der Kläranlage. Auch eine neue Salzstreuanlage hat die Gemeinde gekauft. Ihr Vorteil: ein geringerer Verbrauch durch den Drehmechanismus. Der Nachteil: Trotz frühzeitiger Bestellung kommt das Gerät erst im Januar.
Extern vergeben
Bei der Stadt Arnstein erübrigt sich die Frage nach einem neuen Räum- und Streugerät, denn hier hat man die Dienste extern vergeben. „Zwei Landwirte räumen und streuen für uns mit ihren Traktoren die örtlichen Straßen“, erklärt Arnsteins Bauhofleiter Dietmar Wüst. 30 bis 40 Tonnen mehr Salz als im Vorjahr hat dieser 2011 geordert. Sie lagern nun teilweise im Silo oder stehen als sogenannte Big-Packs mit einer Tonne Inhalt in der Halle.
Ob sich in der Winterdienst-Strategie nach den Erfahrungen der letzten Jahre etwas geändert hat? „Wir haben versucht, den Streuplan etwas zu straffen, um so Salz einzusparen“, erklärt der Bauhofleiter. „Denn die letzten Winter haben bewiesen: Du musst mit dem auskommen, was du hast.“ Sobald die Salzindustrie mit der Lieferung nicht mehr nachkommt, tritt eine Art Prioritätenliste in Kraft. Auf der stehen ganz oben Autobahnmeistereien und Straßenbauämter, ganz zum Schluss kommen Städte und Gemeinden.