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Frammersbach: Frammersbacher nimmt an Flipper-Europameisterschaft teil

Frammersbach

Frammersbacher nimmt an Flipper-Europameisterschaft teil

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    Dirk Amrhein ist am Drücker: Der Frammersbacher flippert seit Kindertagen. Jetzt steht seine Premiere bei der Pinball-EM in Fulda an.
    Dirk Amrhein ist am Drücker: Der Frammersbacher flippert seit Kindertagen. Jetzt steht seine Premiere bei der Pinball-EM in Fulda an. Foto: Max Winkler

    Wer in der Freizeit eine ruhige Kugel schieben will, ist mit Dirk Amrheins Hobby falsch beraten: Der 49-jährige Frammersbacher brennt seit Kindertagen für das Flippern. Am Wochenende wird er sogar bei der Pinball-Europameisterschaft in Fulda antreten. Gut 250 Teilnehmer aus 21 Ländern spielen dort vom 25. bis zum 28. Mai gegeneinander. Amrhein hofft nach eigener Aussage "auf eine gute Platzierung", auch wenn er seit zwei Jahren nicht mehr intensiv am Automaten geübt hat.

    "Ich habe in jungen Jahren genug trainiert", betont der Lagerist. Er vertraut auf seine schnellen Reflexe und dass Flippern wie Radfahren ist: Man verlernt es nicht. Sein eigener Flipperautomat, Judge Dredd von Bally aus dem Jahr 1993, ist schon länger kaputt. Derzeit wartet er in der Lehrwerkstatt von Bosch Rexroth in Lohr auf die kundigen Hände der Auszubildenden, die ihn als Projektarbeit wieder flott kriegen sollen.

    Als Elfjähriger begann der Frammersbacher im örtlichen Café Kirsch sein Taschengeld im Flipper zu versenken. Er schoss Kugeln auf leuchtende Ziele, über Rampen und jagte zum treibenden Sound des Automaten nach der Höchstpunktzahl. "Sobald du die Finger am Flipper hast, bist du eins mit der Kiste", schwärmt der 49-Jährige. Ihn fasziniert es, einen Flipper zu lesen. "Wo ein Licht blinkt, musst du hinschießen. Das ist die ganze Story", sagt Amrhein. Dass sich das in der Theorie einfacher anhört als es am Tisch umzusetzen ist, weiß jeder, der die Eisenkugel schon mal selbst per Fingerzeig über das Spielfeld katapultiert hat.

    2,1 Milliarden Punkte erspielt

    Pinballprofis berechnen die Trägheit der mechanischen Flipperteile ein und wissen, wann sie die Kugel mit dem Flipperhebel treffen müssen, um besonders viele Punkte zu sammeln. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Gegenspieler lange warten müssen, wenn es bei jemandem gerade rund läuft. Dirk Amrhein erzählt, dass er an seinem Flipper mit einem Ball gut 2,1 Milliarden Punkte geholt hat. Es habe mehr als eine Stunde gedauert, bis die Kugel im Aus landete.

    Ein guter Flipperspieler braucht laut Amrhein vor allem Standfestigkeit, Ruhe und müsse sich auf den Automaten einlassen können. Bei der EM in Fulda bestreitet er täglich drei Turniere. "Das wird konditionell eine Mammutaufgabe, weil man stundenlang steht und das Flippern auf die Handgelenke geht," erklärt der Frammersbacher. Wenn es die Zeit zulässt, will er zwischendurch joggen gehen und sich dehnen, um nicht so steif zu werden.

    Auf rund 50 Flippern gespielt

    Amrhein schätzt, dass er bisher auf rund 50 verschiedenen Flipperautomaten gespielt hat. Bei der Europameisterschaft wird er wahrscheinlich auch vor Geräten stehen, die er nicht kennt. Auch das macht für ihn einen großen Teil des Reizes aus. Doch wie weiß er, wo die meisten Punkte zu holen sind? "Ich schaue demjenigen, der am Flipper steht, für einige Minuten zu und lese die Anleitung durch", sagt der 49-Jährige. Letztere ist auf jedem Automaten angebracht und verrät, wie man einen Jackpot, Super-Jackpot oder Extraball bekommt und wo man die Missionen startet. "Das sind die vier wichtigsten Sachen, die man wissen muss", erläutert der Frammersbacher Flipperfan.

    Flippern bezeichnet Amrhein als "zeitaufwendiges und kostspieliges Hobby". Bis zum Ende der 90er-Jahre lockten die farbenfroh gestalteten Automaten Kneipengäste, Spielhallengänger und Discobesucher mit bekannten Filmlizenzen, blinkenden Lichtern und lauten Soundeffekten. Auf der Jagd nach dem Highscore zogen sie ihnen das Kleingeld aus den Taschen. Dirk Amrhein erzählt, wie er damals in seiner Darmstädter Stammdisco, der Goldenen Krone, "bei Alternativ-Rock und Independent bis zum Abwinken Flipper gespielt hat". Doch spätestens mit der Umstellung auf den Euro im Jahr 2002 verschwanden die Flipperautomaten aus der Öffentlichkeit, weil den Betreibern die Umrüstung auf das neue Münzgeld zu teuer war. Die Kugeln rollten stattdessen in privaten Partykellern oder Museen, wie dem Flipper- und Arcademuseum in Seligenstadt weiter.

    Sehr anfällig für Reparaturen

    Corona habe die Preise für Flipper explodieren lassen, berichtet Amrhein. Außerdem sind die Automaten sehr anfällig und müssen oft repariert werden. "Meiner war viel länger kaputt als er gegangen ist", bedauert der 49-Jährige. In den Geräten sind mehrere Kilometer an Kabeln verlegt. Durch die Bewegung der Kugel kommt es häufig zu Kabelbrüchen. Spulen und Sicherungen geben den Geist auf. Manchmal verweigert der Flipper auch einfach seinen Dienst - so wie bei Judge Dredd, dem Haus-Flipper von Dirk Amrhein. "Vorher habe ich alles mit der Unterstützung von Kumpels reparieren können, aber diesmal war ich überfordert, den Fehler zu finden", sagt er.

    Zum Glück darf er ab Samstag bei der EM an diversen Flippern in Fulda seine Fingerfertigkeit beweisen. Wenn es gut läuft, fällt der Frammersbacher richtiggehend in eine Flipper-Trance. Dann kriegt er vom Geschehen außerhalb des Spielfelds nichts mehr mit. An seinem eigenen Automaten höre er dann "mit geschlossenen Augen nur am Klang des Flippers, wo die Kugel gerade ist", erzählt Amrhein. Nun bleibt ihm nur noch zu wünschen, dass er beim Turnier auf harte Kontrahenten trifft. Schließlich hat er beim Flippern festgestellt: "Ich spiele besser, je stärker meine Gegner sind."

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