"Wo Maria ist, fühlt man sich gut": Ein kurzer, aussagekräftiger Satz, der von Herzen kommt. Der polnische Franziskaner-Pater Andreas hat im September die Nachfolge von Pater Adam als Guardian der Franziskaner-Minoriten in Mariabuchen angetreten. Mitte November wurde der 42-Jährige von Bischof Franz Jung zudem zum Rector ecclesiae der Wallfahrtskirche ernannt. Doch was bedeutet das konkret? Und welche Eindrücke konnte er in drei Monaten Amtszeit in Mariabuchen, einem der bekanntesten Wallfahrtsziele des Spessarts, sammeln?
"Mariabuchen ist ein Ort des Gebets, der Ruhe. Die Menschen kommen bewusst hierher. Mariabuchen wird besucht und wir Patres möchten diesen Wert erhalten." Die Worte des Guardians klingen entschlossen und ehrlich. Seine freundliche, natürliche Art strahlt Herzlichkeit aus und lässt den Anschein erwecken, dass dem Wallfahrtsort ein Seelsorger zuteil wurde, der perfekt in die Reihen der Patres passt.
1978 in Südpolen geboren
Andrzej Iwanicki wurde 1978 im südpolnischen Tomaszów Mazowiecki geboren. Durch das Wirken seines damaligen Pfarrers erlebte er in der Heimat eine intensive Glaubensgemeinschaft, durch den Ministrantendienst war Iwanicki selbst darin involviert. Seine Erfahrungen im kirchlichen Umfeld verstärkten seinen Glauben. So entschied er sich nach dem Abitur 1997 für den Eintritt in den Franziskanerorden der Provinz Mariä Immaculata in Warschau.
Zum Erlernen der deutschen Sprache kam er nach Würzburg, gemeinsam mit den Kursteilnehmern lernte er 2002 bei einem Ausflug Mariabuchen kennen. Mit einem durchweg positiven Eindruck: "Eine Wallfahrtskirche entsteht nicht von alleine, sondern ist immer ein Beweis dafür, das Gott seine Spuren hinterlassen hat." Bis 2002 lag die Betreuung der Pilger von Mariabuchen in den Händen der Kapuziner, die 1726 vom Würzburger Fürstbischof Christoph Franz von Hutten dazu berufen wurden. Wegen Personalmangels löste sich der Konvent auf, mit der Gemeinschaft der polnischen Franziskaner-Minoriten begann ein Neuanfang für den Wallfahrtsort. So kam es auch zu dem Besuch der Studenten: "Wir wollten mal schauen, was wir übernommen hatten."
2004 schloss Pater Andreas sein Philosophie- und Theologiestudium in Lodz ab, am 29. Mai 2004 wurde er zum Priester geweiht. "Ich hatte im Inneren meines Herzens entdeckt, was Gott für mich vorgesehen hat", erklärt Pater Andreas seine nach reifer Überlegung getroffene Entscheidung. "Wenn man seine Berufung findet und erkennt, was Gott für einen geplant hat, dann fühlt man sich in seiner Hand geborgen. Dann geht man diesen Weg mit Gottes Gnade."
Kloster-Verlag geleitet
Seine erste Wirkungsstätte fand Pater Andreas in München, weitere Stationen waren Uelzen in der Lüneburger Heide sowie Ottbergen (Niedersachsen). 2016 kam er nach Polen zurück, der Provinzial bat ihn um die Leitung des 115 Mitbrüder zählenden Kloster-Verlags mit eigener Druckerei in Niepokalanów (Marienstadt). Der Verlag wurde 1927 von Franziskaner-Mönch Maximilian Kolbe gegründet. Durch den zusätzlichen Bau eines Klosters, einer Kapelle, Werkstätten sowie einer eigenen Rundfunkstation bildete sich eine eigene Klosterstadt. Durch die Heiligsprechung Kolbes, der 1941 im Konzentrationslager Auschwitz sein Leben für das eines Familienvaters eintauschte, wurde der Ort noch bekannter.
Um die Tradition des Verlags und somit Kolbes missionarische Tätigkeit weiter zu unterstützen, übernahm Pater Andreas die Geschäftsleitung, obwohl ihm die Entscheidung nicht leicht fiel, denn er habe sich "in Deutschland sehr wohl gefühlt". Nach vier Jahren führte ihn der Weg wieder zurück. Diesmal direkt nach Mariabuchen. "Ich fühle mich von Kindheit an mit Maria verbunden, sie ist die Patronin meiner Heimatgemeinde. Und mir ans Herz gewachsen." Mariabuchen sieht er als spirituelles Zentrum für die Region, "die Kirche ist nicht nur als Gebäude da, sondern für die Menschen".
Wichtigste Aufgabe: Seelsorge
Die Berufung zum Rector ecclesiae bringe keine zusätzlichen Aufgaben, erklärt der Pater. Er ist sich bewusst, dass er als Kirchenrektor der erste Ansprechpartner ist. Die Themen werden jedoch im gut funktionierenden Team der Patres besprochen und entschieden, mit Unterstützung des Wallfahrtswerks. Als wichtigste Aufgabe sieht Pater Andreas die Seelsorge: "Mariabuchen ist wie eine Insel mitten im Alltag. Die Menschen kommen nicht zufällig hierher, sondern weil sie es möchten. Sie machen sich auf den Weg, stellen sich unter den Schutz Mariens. Wir sehen es auch täglich an der Anzahl der Opferkerzen: Mariabuchen ist ein Gebetsort. Und wir möchten alles dafür tun, dies mit Gottes Hilfe weiter zu entwickeln."
Hintergrund: Franziskaner-MinoritenDie Franziskaner-Minoriten sind eine Ordensgemeinschaft in der römisch-katholischen Kirche, vom heiligen Franz von Assisi 1209 ins Leben gerufen. Das Würzburger Franziskanerkloster gilt als der älteste, noch zu Lebzeiten des Heiligen gegründete Konvent der Franziskaner in Deutschland. Seit 800 Jahren ist die Gemeinschaft ununterbrochen in Würzburg präsent. Zur deutschen Ordensprovinz gehören 40 Brüder an sechs Standorten. Deutschland hat die Besonderheit, dass hier auch Brüder aus anderen Provinzen tätig sind, der Wallfahrtsort Mariabuchen gehört zur Warschauer Ordensprovinz. Weltweit gibt es 4000 Brüder, deren Tätigkeiten und Aufgaben vor allem in der Wallfahrts- und Pfarrseelsorge sowie im Engagement in der Mission des Ordens liegen. Die Generalleitung der Franziskaner-Minoriten befindet sich in Rom, das geistliche Zentrum im Mutterkloster aller Franziskaner, dem Sacro Convento in Assisi.(imh)