Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

Frau Schmitts neues Gefühl für Zeit

Lohr

Frau Schmitts neues Gefühl für Zeit

    • |
    • |
    Wo andere hasten, bleiben berufsmäßige Pendler wie Olga Schmitt gelassen. Die Würzburgerin lehrt Französisch
und Latein am Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium.
    Wo andere hasten, bleiben berufsmäßige Pendler wie Olga Schmitt gelassen. Die Würzburgerin lehrt Französisch und Latein am Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium. Foto: FOTO REINER JÜNGER

    Durch den Weg von und zum Arbeitsplatz mit der Bahn verlängert sich ihr Arbeitstag um bis zu drei Stunden täglich. "Da braucht man ein gutes Zeitmanagement und die Unterstützung der Familie", sagt sie. Aber die Lehrerin, die seit über einem Jahr am Lohrer Gymnasium unterrichtet, nimmt es gelassen.

    Eile wird abgewöhnt

    Wer mit der Bahn fährt, wird geduldig, kennt keine Eile, auch wenn es manchmal schwer fällt, der Zug Verspätung hat oder man einfach nicht wegkommt, weil man nach Schulschluss eine Stunde auf den nächsten Zug warten muss. Das ist die ärgerliche Seite des Pendelns. Auf der anderen Seite gewinnt man dadurch einen anderen Zeittakt, verliert seine innere Unruhe. Die nimmt gegenüber unabänderlichen äußeren Einflüssen geradezu fatalistische Züge an, vor allem, wenn die Bahn mal wieder Verspätung hat oder die Zeit sich durch widrige Umstände "unendlich dehnt" und innere Aufruhr den Lauf der Dinge nicht zu ändern vermag.

    Der Pendler durchlebt mit der Zeit eine innere Wandlung, die nur noch die schönen Seiten des Pendelns wahrnimmt. Man lernt abzuschalten, gewinnt Abstand zu unabänderlichen Dingen, erlebt einen sonderbaren Gleichklang an Geist und Seele. Die vorbeirauschende Landschaft wird romantisch verklärt, wenn der Main sich im Jahreslauf in den schönsten Farben zeigt und das Maintal sich bei den verschiedenen Sonnenständen, in ein "märchenhaftes Wunderland" verwandelt. Man wird auch neugierig auf Mitreisende, bemerkt, wenn ein neuer Pendler dazugekommen ist.

    Pendeln verbindet

    Das Pendeln verbindet. Man grüßt sich, kommt ins Gespräch, und macht sich Sorgen, wenn man den einen oder den anderen eine Weile nicht gesehen hat. Man freut sich, das Los des Pendelns - das Reisen zur Arbeitsstelle - mit anderen teilen zu können. Zwei unterschiedliche Welten werden miteinander verknüpft, indem man das Leben in der Stadt mit der Arbeit an einem anderen Ort mit ganz anderen Bedingungen verknüpft.

    An ihrer Schule schätzt die Lehrerin aus Würzburg vor allem den fächerübergreifenden Unterricht. Da wird zu einem lateinischen Theaterstück schon einmal der Musiklehrer eingebunden und der Kunstlehrer erhält die Anregung, mit der Klasse die Kulissen zu malen. Vor allem das von der Fachschaft Latein organisierte Projekt mit dem Jugendzentrum Lohr begeisterte.

    Bei diesem ungewöhnlichen Projekt wurde mit zahlreichen Einzelinitiativen versucht, dem Geist der Römerzeit nachzuspüren.

    Nach Lohr umzuziehen kann sie sich - obwohl sie die Stadt mit dem Schloss und der Fußgängerzone mit den schönen Bürgerhäusern gern hat - nicht vorstellen; dafür sei sie zu sehr mit ihrem Haus und ihrem Garten in Würzburg am Steinberg verbunden, sagt sie.

    Natürlich sei dies für ihren Beruf auch ein Nachteil, denn bei Abendveranstaltungen könne sie nicht immer dabei sein und noch schwerer wiege, dass sie kaum privaten Kontakt mit Kollegen pflegen könne.

    Inzwischen mache ihr das ständige Hin- und Herfahren kaum noch etwas aus. Unterschwellig bleibt allerdings das ambivalente Gefühl, das viel Zeit, vielleicht zu viel Zeit auf der "Strecke" bleibt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden