Es gibt gute bis sehr gute Nachrichten für den barrierefreien Ausbau des Karlstadter Bahnhofs – einerseits. Andererseits ist noch gar nichts erreicht oder entschieden. Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hat eine finanzielle Beteiligung des Freistaats am "Barrierefreiheitsprogramm für Bahnhöfe" des Bundes angekündigt und eine Liste von zwölf Bahnhöfen "mit höchster Priorität" vorgelegt, darunter Karlstadt als einzigem unterfränkischen Bahnhof. "Wichtig ist nun, dass der Bund diese Liste so akzeptiert", erklärt Bürgermeister Paul Kruck.
Der Bund will 150 Millionen Euro investieren, um Bahnhöfe mit täglich 1000 bis 4000 Reisenden barrierefrei auszubauen. Jeweils die Hälfte der Planungs- und Baukosten wird der Bund übernehmen. Allerdings ist absehbar, dass dieser Betrag bei weitem nicht ausreichen wird. Ministerin Schreyer hat deshalb die Prioritätenliste erstellt und versprochen, dass auch das Land Bayern "einen kraftvollen finanziellen Beitrag" leisten werde. Eine kommunale Mitfinanzierung sei jedoch weiterhin nötig.
Entscheiden muss der Bund
Bürgermeister Paul Kruck ist über die Aufnahme Karlstadts in die höchste Prioritätsstufe erfreut, schließlich sind in ganz Bayern etwa 70 Bahnhöfe der genannten Größe nicht barrierefrei. Jahrelang habe Karlstadt "vergeblich versucht, in das Ausbauprogramm barrierefreie Bahnhöfe reinzukommen". Nun besteht die Hoffnung, dass die Kreisstadt Aufnahme in das neue Förderprogramm findet. Dieses Programm ist "auf einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren angelegt". Wann der Bund entscheidet, welche Bahnhöfe umgebaut werden, sei Sache des Bundes; wie die Projekte priorisiert werden, "liegt in der Zuständigkeit der DB", teilt die Pressestelle des bayerischen Verkehrsministeriums mit. Das Bundesverkehrsministerium beantwortete die Anfrage der Redaktion nicht innerhalb von fünf Tagen.
Bürgermeister Kruck hofft weiterhin auf Unterstützung durch den Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann aus Zellingen, der schon bisher "sehr hilfreich" gewesen sei. Auch Staatssekretärin Anna Stolz aus Arnstein habe sich auf Landesebene im ressortübergreifenden Ausschuss „Bayern barrierefrei“ für Karlstadt eingesetzt.
Jahrelang hatte Kruck im Stadtrat und in Ausschüssen darüber geklagt, dass es nahezu unmöglich sei, bei der Bahn den richtigen und auch dauerhaft zuständigen Ansprechpartner zu finden. Hoffmann habe ihm dann Kontakt zu Klaus-Dieter Josel, Konzernbeauftragter der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern, vermittelt. Kruck sagt, er habe Josel die "die gesamte Situation rund um unseren Bahnhof" mit Themen wie "barrierefreier Zugang, Parkplätze für Bahnpendler sowie Stellplätze für Fahrräder" erläutert und "konkrete Schritte" vereinbart.
Nötig wären Rampen oder Aufzüge
Von Vorteil sei, dass sich Karlstadt bereits in einem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) mit dem Bahnhofumfeld befasst hat und "erste Entwürfe für eine Neuordnung" erstellt hat. Dies könne eine Planung erleichtern beziehungsweise beschleunigen. Der Bürgermeister erklärt, dass "Rampen, Aufzüge oder eine Kombination aus beidem" den barrierefreien Zugang von und zu den Zügen gewährleisten könnten.
Bevor es dazu Entscheidungen gebe, werde allerdings die Bahn "mit einem Tross von Experten" anreisen und am Bahnhof diverse Untersuchungen durchführen, "zur Statik, zur Bahnsteighöhe, zum Zustand der Bahnsteige", so Kruck. Danach erst könne es zwischen Stadt und Bahn Vereinbarungen über Planung und Ausführung geben.
Aber das ist Zukunftsmusik. Derlei Planungen werden wohl nicht mehr von Paul Kruck, sondern von seinem Nachfolger im Rathaus unterzeichnet. Und auch nur dann, wenn der Bund die höchste Priorität des Karlstadter Bahnhofs anerkennt.