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Laudenbach: Für einen, der alles verloren hatte, nur den Lebenswillen nicht: Ein Stolperstein für Siegfried Adler

Laudenbach

Für einen, der alles verloren hatte, nur den Lebenswillen nicht: Ein Stolperstein für Siegfried Adler

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    Neben den beiden Steinen für seine Eltern, Else und Manfred Adler, in der Laudenbacher Bandwörthstraße liegt nun auch ein Stolperstein für Siegfried Adler.
    Neben den beiden Steinen für seine Eltern, Else und Manfred Adler, in der Laudenbacher Bandwörthstraße liegt nun auch ein Stolperstein für Siegfried Adler. Foto: Daniela Schirmer

    Neben den beiden Steinen für seine Eltern, Else und Manfred Adler, in der Laudenbacher Bandwörthstraße liegt nun auch ein Stolperstein für den einzigen Sohn der Familie, Siegfried Adler. Das teilt der Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen sind.

    Die kleine Messingplatte wurde vor Siegfried Adlers letztem freiwilligem Wohnsitz in die Straße eingelassen. Seine Tochter, seine Enkelin und sein Schwiegersohn waren zur Verlegung angereist. Für die Enkeltochter war es ein Herzenswunsch, die Patenschaft für den Stolperstein ihres Großvaters zu übernehmen. Auf Wunsch der Familie wurde die Verlegung nur im kleinsten Kreis abgehalten. Bürgermeister Michael Hombach zeichnete das Leben und Schicksal der Familie Adler nach und stellte einen Bezug zur aktuellen politischen Lage in Israel her. Er betonte die Bedeutung des Erinnerns und des politischen Engagements für die Erhaltung der Demokratie: "Wir alle müssen uns in diesen Zeiten dafür einsetzen, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht bedroht wird", so Hombach.

    Ein Stolperstein wurde vor Siegfried Adlers letztem freiwilligem Wohnsitz in der Bandwörthstraße eingelassen. Bürgermeister Michael Hombach zeichnete das Leben und Schicksal der Familie Adler nach.
    Ein Stolperstein wurde vor Siegfried Adlers letztem freiwilligem Wohnsitz in der Bandwörthstraße eingelassen. Bürgermeister Michael Hombach zeichnete das Leben und Schicksal der Familie Adler nach. Foto: K.-H. Stumpf

    Der Vorsitzende des Förderkreises ehemalige Synagoge Laudenbach, Georg Schirmer, schilderte die Situation des zurückgekommenen Siegfried Adlers, der die Gräuel der Konzentrationslager überlebt hatte und sich mit ungeheurem Lebensmut und Lebenswillen eine neue Existenz und eine Familie aufbaute. Auch die Familie von Siegfried Adler richtete ein bewegendes Grußwort an die Anwesenden.

    Siegfried Adler war der einzige der vielen Laudenbacher Juden, der mehrere Konzentrationslager überlebte. Er wurde zusammen mit seinen beiden Eltern im Jahr 1941 nach Riga deportiert und war dort in verschiedenen Lagern als Zwangsarbeiter der SS unvorstellbaren Strapazen ausgesetzt. Nach seiner Befreiung aus Stuffhof durch die Rote Armee kehrte er im Mai 1945 in seine Heimat Laudenbach zurück. Siegfried Adler hatte alles verloren. Seine Eltern Manfred und Else wurden von den Nationalsozialisten umgebracht, sie betrieben einst ein gut gehendes Geschäft für Textilwaren in der Bandwörthstraße. Das Eigentum der Adlers wurde im Novemberpogrom 1938 zerstört oder konfisziert.

    Als er nach dem Krieg zurückkehrte, hatte er nichts als seine Kleider auf dem Leib. Er kam zunächst bei einer befreundeten Laudenbacher Familie unter, die selbst ausgebombt war und unter beengten Verhältnissen zur Miete wohnte. In den Nachkriegsjahren baute er sich wieder ein kleines Textilgeschäft auf und pachtete einen Garten zur Selbstversorgung an der Synagoge. Er lernte im Ort seine Frau kennen, das junge Paar heiratete und verließ nach wenigen Jahren Laudenbach.

    Siegfried Adler starb 2004 mit 81 Jahren, es ist nicht bekannt, dass er jemals wieder in seine alte Heimat zurückkehrte. 

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