Brillen, Schlüssel, Schirme, Handys, Klamotten, Schmuck: Die Liste der Gegenstände, die gerne einmal verloren gehen, ist lang. Davon können vor allem Maria Amberg und Alexandra Aull ein Lied singen. Denn wenn in und rund um Frammersbach etwas verloren geht, dann taucht es oft bei den beiden Damen wieder auf. Amberg und Aull sind zuständig für das Fundbüro im Frammersbacher Rathaus.
Maria Amberg sitzt an ihrem Schreibtisch im neuen Bürgerbüro im Rathaus. Vor ihr liegt das Fundbuch, in dem alles, was in den letzten Jahren gefunden und im Fundbüro abgegeben wurde, aufgelistet ist. Schlüssel und Brillen, so stellt sie beim schnellen Durchblättern fest, werden offenbar am häufigsten verloren und von einem Finder dann bei Amberg oder Aull abgegeben. „Wir nehmen auf, wer, wo und wann welchen Gegenstand gefunden hat“, erklärt Alexandra Aull was passiert, wenn ein Finder einen Gegenstand abgeben will.
Festgehalten wird all das in besagtem Fundbuch. „Hier werden alle Gegenstände aufgeschrieben, die einen Wert haben“, so Amberg. Doch dabei bleibt es nicht. Denn schließlich sollen die Besitzer der Fundstücke ja auch gefunden werden. Sobald also nun ein Gegenstand im Frammersbacher Fundbüro aufgeschlagen und aufgenommen ist, wird er im wöchentlich erscheinenden Amtsblatt der Gemeinde veröffentlicht.
„Ein beiges Kinderkäppchen (Sonnenhütchen), ein Schlüsselbund mit zwei Schlüsseln und rotem Filzband, ein Herrenfahrrad „Kreidler“ und ein blaues Damenfahrrad mit schwarzem Fahrradkorb und Luftpumpe“ war beispielsweise in dieser Woche in der Amtsblatt-Rubrik „Fundsachen“ zu lesen.
Wie viele Fundstücke monatlich eingehen, das lässt sich laut Amberg nur schwer sagen. „Mal kommt eine Woche lang gar nichts.“ Wie Alexandra Aull erzählt, trudeln vor allem nach örtlichen Veranstaltungen, wie beispielsweise am Großen Fest im Juli, vermehrt Fundsachen im Bürgerbüro ein. „Da kommt dann schon mal ein ganzer Schwung.“ Bekleidung, Regenschirme, Schlüssel... was man eben bei einem Festbesuch so mit sich führt.
„Es wird wenig abgeholt, das meiste bleibt wirklich hier bei uns“, erzählt Aull und Amberg fügt hinzu: „Bekleidungsstücke und Brillen werden kaum mehr abgeholt.“ Wenn dann ein Besitzer im Fundbüro auftaucht und einen bestimmten Gegenstand sucht, wird er „verhört“. Der vermeintliche Besitzer wird genau gefragt, was er verloren hat, er muss den Gegenstand genau beschreiben und auch erklären, wo er diesen verloren hat – um Verwechslungen auszuschließen. Die zuvor im Fundbuch notierten Daten dienen als Abgleich. Wenn alles passt, kann dem Besitzer sein verlorener Gegenstand zurückgegeben werden.
„Es wird wenig abgeholt, das meiste bleibt wirklich hier bei uns“,“
Alexandra Aull vom Fundbüro Frammersbach
Doch was wurde denn in den letzten Monaten, Jahren so alles abgegeben? Welche außergewöhnlichen Gegenstände landeten im Fundbüro? Maria Amberg durchforstet das Fundbuch. „So wirklich was Kurioses gibt es da nicht zu erzählen“, schüttelt sie den Kopf. „Nur das mit dem Gebiss, diese Story wird gern weitererzählt.“ Gebiss? Alexandra Aull erzählt von dem recht kuriosen Fundstück, das vor vielen Jahren für Lacher sorgte. Der mögliche Besitzer habe die Zahnprothese „sogar vor Ort getestet“ – und dabei festgestellt, dass es offenbar wohl doch nicht die eigene war...
Der Blick ins Fundbuch verrät, dass auch Handys, Digitalkameras oder diverse Schmuckstücke, angefangen vom Ring bis hin zur Halskette, vermehrt abgegeben wurden. Auch Fahrräder landen im Fundbüro oder zumindest der Eintrag darüber im Fundbuch. Sperrige Gegenstände wie etwa Fahrräder, werden extern aufbewahrt.
„Meist sind das ältere Räder, die irgendwo abgestellt wurden“, erklärt Amberg. Sie vermutet, dass einige der Drahtesel vielleicht auf diese Weise einfach „entsorgt“ wurden. Selbst Geldbeträge haben ehrliche Finder schon im Fundbüro abgegeben. Mal „nur“ 20 Euro, aber auch größere Beträge von 200 Euro wurden gebracht. Verwunderlich ist, dass laut Amberg selbst bei den 200 Euro niemand mehr danach gefragt hat.
Ein halbes Jahr werden die Fundstücke aufbewahrt. Wenn sich in dieser Zeit der rechtmäßige Besitzer nicht gemeldet hat oder nicht ermittelt werden konnte, werden die Finder der Gegenstände angeschrieben. Diese können ihre Fundstücke dann innerhalb einer festgesetzten Frist abholen und behalten. Doch meist passiert das nicht.
Und was passiert dann? Kleider, so erklärt Amberg, wandern in den Kleidercontainer. Ein nicht mehr abgeholtes Fahrrad ging zum „Basteln“ an die Lebenshilfe. Auch der Verkehrsverein hat schon Fundräder genutzt. Schmuckstücke werden gesammelt und bei einem Juwelier veräußert. Der Erlös geht dann an die Gemeinde.