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LOHR: Geht's auch ohne Rauch?

LOHR

Geht's auch ohne Rauch?

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    Am schlimmsten trifft die Neuregelung in Lohr wohl Gökhan Oymak, den Juniorchef von „Oymaks Dönerhaus“ am Kaibachweg. In seinem geräumigen Lokal konnte man bislang 15 verschiedene Tabaksorten von Apfel bis Kokosnuss in der Wasserpfeife rauchen. Oymak hatte dafür auch eine traditionelle türkische Sitzecke eingerichtet. Vor allem jüngere Lohrer nahmen dieses Angebot gerne in Anspruch, tranken und zündeten dabei das eine oder andere orientalische Pfeifchen mit Freunden an. „Ich finde das Gesetz schrecklich. Ob weniger Leute kommen, weiß ich noch nicht, aber es wird wohl schon zurückgehen“, befürchtet Oymak. Alleine das Wasserpfeifen-Angebot hatte seinen Angaben zufolge bislang ein Achtel der Einnahmen ausgemacht; künftig wird es das nicht mehr geben.

    Am 2. Januar standen in seiner Lokalität noch Aschenbecher auf den Tischen und einige Gäste rauchten. „Ab Morgen schicke ich die Gäste vor die Tür“, sagte er. Vom Rauchverbot hat der Gastronom nur aus den Medien erfahren. Von behördlicher Seite bekam er bislang keine Informationen. Das kann auch Madlen Amend, Kneipenfrau im Stadt-Café Bistro, bestätigen: „Wir haben uns den Gesetzestext aus dem Internet gezogen. Als wir beim Landratsamt angerufen haben, erklärten die, dass wohl innerhalb der nächsten sechs Wochen ein Schreiben käme“. An ihrem Arbeitsplatz fühlt sich Amend wohler, seit das Rauchverbot gilt: „Schließlich hat man diesen Gestank an sich, wenn man zehn Stunden gearbeitet hat“.

    Wenn am Wochenende viel in den Kneipen los ist, wird es nun auch für die Beschäftigten komplizierter: „Wir müssen die Leute dann immer gleich abkassieren, sonst gehen manche raus und sind einfach weg“, erklärt Amend. Wirtschaftlich gesehen rechnet sie höchstens am Wochenende mit einem Besucherrückgang. Ansonsten – so vermutet sie – werden unter der Woche nun auch vermehrt Nichtraucher kommen, die früher draußen geblieben sind.

    Dieser Ansicht sind auch Werner Freund, Inhaber des Café-Restaurants „Rosenkranz“ und Thea Michel, Inhaberin des „Blues Corner“: „Es wird sich die Waage halten“, vermuten beide. Freund, der selbst Raucher ist, findet das Verbot „nicht schlimm“; denn dadurch rauche auch er selbst weniger. Nachmittags, wenn die Leute zu Kaffee und Kuchen kommen, erwartet er „eine positive Wirkung. Abends haben wir natürlich zwei Arten von Kunden: die, die etwas essen und die, die zum Trinken kommen und natürlich gerne auch mal eine rauchen würden.“

    Wenn es das Gesetz nicht gäbe, würde Thea Michel das Rauchen im „Blues Corner“ niemals verbieten, auch wenn die Nichtraucherin es persönlich nicht schlimm findet, dass nicht mehr geraucht werden darf. Dennoch sagt sie: „Es ist wirklich dramatisch, wie so etwas so ganz einfach von oben herab so strikt festgesetzt wird.“ Und dann denkt sie an die mögliche Lärmbelästigung für die Nachbarn durch die Raucher, die künftig die Plätze vor den Kneipen bevölkern: „Zum Glück haben wir hier eine Terrasse und weniger Anwohner als die Kneipen in der Stadt“, so Michel.

    Kirsten Mühlbauer, Kneipendame im Café „Mann“, rechnet „auf jeden Fall mit einem Besucherrückgang und finanziellen Einbußen“. Schließlich sei das „Mann“ eine Kneipe mit 90 bis 95 Prozent Rauchern und da stoße man bei der Durchsetzung auf eine harte Front. „An Diskussionen beteilige ich mich erst gar nicht“, erklärt sie. Es gab nämlich auch schon Gäste, die sich einfach eine Zigarette angezündet haben: „Ich greife da gleich ein und bitte die Leute, ihre Zigarette auszumachen oder nach draußen zu gehen“, erklärt sie.

    Trotz solcher Unannehmlichkeiten sieht Mühlbauer auch das Gute an der neuen gesetzlichen Regelung: „Ich habe nun einen wesentlich gesünderen Arbeitsplatz, stinke nach der Arbeit nicht mehr so abartig nach Rauch und finde es auch zum Schutze der Nichtraucher in Ordnung.“

    Und was sagen die Raucher, die bei Wind und Wetter vor die Tür müssen? „Ich finde das Rauchverbot mehr als schlecht“, sagt Sandra Müller (25), während sie vor der „Coconut Bar“ steht und eine Zigarette qualmt. „Wenn ich in ein Café gehe und einen Kaffee trinke, möchte ich auch eine Zigarette rauchen dürfen und nicht bei Wind und Wetter vor die Tür müssen. Das ist im Sommer zumutbar, im Winter ungemütlich, stressig und verbreitet Hektik.“ – „Ich denke, dass Sandra und ich künftig seltener in Kneipen und Cafés gehen werden“, fügt ihre Freundin Stefanie Weis (26) hinzu.

    Online-Tipp

    Mehr zu diesem Thema finden Sie im Internet unter www.mainpost.de/4277354

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