Zur Halbzeit der Ausstellung des Kunstwerkes „Das letzte Abendmahl“ von Matsuo Hirano, Josef Geißler und Thomas Lange, präsentiert in der Schatzkammer der Kirche St. Andreas in Karlstadt, stellten sich die drei Künstler des Gemeinschaftswerkes in einer Vernissage im Pfarrsaal St. Andreas der Öffentlichkeit vor. (Die Main-Post berichtete ausführlich über das Kunstwerk).
Als Annäherung an „Das letzte Abendmahl“ bezeichnete Pfarrer und Hausherr Simon Maier seine Gedanken zu dem modernen Kunstwerk aus theologischer Betrachtung. Seine Sicht der Aussage des Werkes, die er bereits in einer Predigt dargestellt hatte, trug er zur Vernissage nochmals vor. „Wer hält wen?“, das sei eine Frage, die es zu betrachten lohne, stehe man vor diesem Kunstwerk. Jeder der Apostelköpfe aus weiß glasierter Terrakotta mit jeweils individuellen Zügen werde von einer Hand getragen und gehalten.
Die goldenen Fingernägel gäben die Antwort darauf, wer die zwölf Apostel, und letztlich jeden Menschen hält – Gott selbst. Ja, es sei Gott, der selbst den Judas hält, dargestellt mit seinen zwei Gesichtern, mit Beschädigungen in der Glasur und deformierten Gesichtszügen. Zwei silberne Fingernägel verwiesen auf den Verrat, doch zwei goldene Fingernägel verdeutlichen, auch Judas sei letztlich von Gott getragen – eine heilsbedeutende Zumutung.
Die Hände, die die Apostel tragen, haben nur vier Finger. Die fehlenden Gliedmaßen könnten in den zwölf Fingern gesehen werden, die den Christuskopf stützen. Ausschließlich in Weiß gehalten, trügen sie keine Spur des Göttlichen, einfach nur menschlich, so schwach wie farblos. Hierin könne das Scheitern der Apostel gesehen werden, die während der dramatischen Ereignisse nach dem Abendmahl versagten.
Das Göttliche aber trage auch Christus selbst. In seinen Fingern halte er eine goldene Hostie und tauche sie in den Kelch mit rotem Wein, der mit dem Mahlgeschehen vorweggenommene Kreuzestod, göttlicher Leib und tiefrotes Blut. „So kommt im Letzten Abendmahl von Mutsuo Hirano, Josef Geißler und Thomas Lange das gesamte Geschehen der heiligen drei Tage zum Ausdruck und was es für uns bedeutet: Wir sind getragen und gehalten von Gott“, so Pfarrer Maier.
Außergewöhnliche Darstellung
Er habe, als Josef Geißler um Zustimmung zur Ausstellung des Gemeinschaftswerkes „Das letzte Abendmahl“ in St. Andreas bat, spontan zugesagt, ohne es zuvor gesehen zu haben, sagte Maier. Er freue sich, dass mit der Präsentation dieses Kunstwerkes während der Karwoche in der Stadtpfarrkirche das Heilsgeschehen durch eine visuell außergewöhnliche Darstellung zusätzlich hervorgehoben werde und zu einer regen Diskussion geführt habe.
Geißler dankte seinen beiden Künstlerkollegen Hirano und Lange, dass sie für die Vernissage nach Karlstadt gekommen sind. Thomas Lange erinnerte an das Zustandekommen des Kontaktes der Künstler Hirano/Lange mit dem Karlstadter Restaurator und Kirchenmaler Geißler durch die Ausgestaltung des Treppenhauses des Café Denkmal in der Maingasse des Ehepaares Wiener. Aus der anfangs geschäftlichen Zusammenarbeit seien eine Freundschaft und schließlich auch eine künstlerische Gemeinschaft entstanden. Mutsuo Hirano sang ein japanisches Lied.
Die Künstler Thomas Lange und Mutsuo Hirano, die auch privat ein Paar sind, leben und arbeiten in Berlin und in Torre Alfina/Italien. Mit dem Bischöflichen Bauamt/Kunstreferat in Würzburg arbeiten die Künstler bereits seit über 15 Jahren zusammen. Werke von ihnen sind in Würzburg in der Kirche St. Kilian des Juliusspitals und in der Neumünsterkirche oder in dem Kirchenneubau St. Jakobus in Waigoldshausen zu finden. Dem Kunstwerk „Das letzte Abendmahl“ liegt kein Auftrag zugrunde.
Zu sehen ist es noch bis Ostermontag in der Schatzkammer von St. Andreas. Nach Karlstadt wird das Werk als „Ultima Cena“ im Dom St. Peter und Paul in Sovana in der Toskana gezeigt.