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MAIN-SPESSART: Gewagte Artistik in der Manege

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Gewagte Artistik in der Manege

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    Keine Angst am Trapez: Die Kinder vertrauen auf ihr Können, die eigene Kraft und auf die Achtsamkeit von Trainer Hans-Jürgen Blickle, der sie notfalls sicher auffangen wird.
    Keine Angst am Trapez: Die Kinder vertrauen auf ihr Können, die eigene Kraft und auf die Achtsamkeit von Trainer Hans-Jürgen Blickle, der sie notfalls sicher auffangen wird. Foto: Foto: Martina Amkreutz-Götz

    Fünf Arme sind in die Höhe gestreckt, fünfmal ertönt ein „Ich“, als Trainer Hans-Jürgen Blickle die Mädchen fragt, wer die Übung am Trapez beginnen will. Acht Mädchen schauten zuvor aufmerksam den Bewegungen ihres Trainers am Boden zu, der seinen Körper dabei fast verrenkte. Genauso sollen es die Kinder auf dem Trapez in luftiger Höhe nachmachen. Ein paar Meter weiter springen Jungen und Mädchen über ein Seil, das zwei Trainer ständig drehen und dabei noch im Kreis laufen.

    Wir sind im Zirkus, im Kinderzirkus Ciccolino, der seit 15 Jahren in den Pfingstferien in Mühlbach direkt am Main gastiert. Dem Ferienprogramm des Kreisjugendamtes folgten in der ersten Woche 51 Kinder zwischen acht und 16 Jahren, die meisten sind alte Hasen in der Manege. Nur acht von ihnen sind zum ersten Mal dabei, erzählt Barbara Schäfer, die Leiterin im Auftrag des Landratsamtes.

    An diesem Freitag und am Samstag werden die 51 Kinder unter der Zirkuskuppel vor Publikum zeigen, was ihnen die Trainer Hans-Jürgen Blickle, Kathrin Witthaus, Helge Nawrot und René Zander beigebracht haben. Sie gehören zum Kinderzirkus Mumm, den das Landratsamt seit drei Jahren mit dem Ferienprogramm beauftragt. Sie alle haben außerhalb der Sommersaison andere Berufe wie Programmierer, Heilpädagoge, Architekt und Werbekaufmann, finden aber ihre wahre Erfüllung in der zirzensisch-pädagogischen Arbeit mit Kindern. Dazu gesellen sich Heilerzieher und Jongleur Klaus Schreiber aus Karlstadt sowie ein Praktikant von der Sozialpädagogischen Fachakademie Erlangen.

    Acht Tage lang sind die 51 Kinder im handyfreien Ciccolino-Camp. Nach den zwei Aufführungen endet die aufregende Woche für die erste Gruppe am Sonntag, und die nächste zieht in die Zelte ein. Die Tage sind durchstrukturiert: Um acht Uhr gibt's ein gemeinsames Frühstück, dann folgen zwei Trainingseinheiten im Zirkuszelt. Nach dem Mittagessen gibt's zwei weitere Übungseinheiten. Gemütlich-rustikaler Tagesausklang am Lagerfeuer mit Gitarrenspiel folgt dem Abendessen.

    „Am ersten Tag schnuppern die Kinder in alle zwölf artistischen Aufgaben und wählen zwei aus, die sie in den nächsten Tagen einstudieren“, erzählt Blickle, der im Winter als Programmierer arbeitet und Gastdozent für Bewegungskünste an der Uni Erlangen-Nürnberg ist. Zu den zirzensischen Angeboten gehören Trampolin, Drahtseil, Clown, Fakir, Zaubern, Seilspringen, Jonglage mit Bällen und Keulen, Trapez, Akrobatik mit Menschenpyramiden, Jumpdance und Poi (Bewegungskunst mit Spinning-Elementen). Zwischen den Übungseinheiten bleibt Zeit zum Entspannen, Zurückziehen, Lesen, Spielen und Herumtollen. „Schließlich sind die Übungen von Konzentration und körperlichem Einsatz her nicht ganz unanstrengend“, wie es Blickle ausdrückt.

    „Bei uns lernen die Kinder die anderen Seiten ihrer Mitschüler kennen, und jeder fühlt sich in der Gemeinschaft angenommen.

    Hans-Jürgen Blickle Artistentrainer für Kinder

    „Viele frühere Kinder sind uns heute als Betreuer erhalten geblieben“, erzählt Barbara Schäfer, die die Teamarbeit mit ihren vier Betreuerkollegen betont und selbst seit zwölf Jahren dafür sorgt, dass die Kinder ordentlich essen, genug trinken und viel frisches Obst essen. „Den ganzen Tag greifen die Kinder in die mit geschnittener Rohkost gefüllten Schüsseln.“ Schäfer wird mit dieser Information so manche Mutter überraschen. Pommes Frites stehen nicht auf dem Speisezettel, aber nur, weil sie Burkard Ehehalt aus seiner Schwenk-Kantine in Karlstadt nicht knusprig-frisch nach Mühlbach liefern kann. Ehehalt kocht täglich zwei kindgerechte Speisen für das Camp, darunter ein vegetarisches Gericht und, wenn gewünscht, ein Gericht für Moslems.

    Ziel des Camps ist, in einem harmonischen Miteinander etwas Besonderes zu erleben und zu erarbeiten. Keiner wird ausgeschlossen aus der Gemeinschaft. Die Kinder lernen Disziplin und auf engstem Raum Sozialkompetenz. Für ihre beiden Auftritte am Freitag und Samstag vor Publikum haben die Kinder gemeinsam eine Rahmenhandlung erarbeitet. Sie heißt diese Woche „der geheimnisvolle Dachboden“.

    Am Sonntag zieht die nächste Gruppe ein. Danach – in der ersten Schulwoche nach den Pfingstferien – sind die dritte und vierte Grundschulklasse aus Karlstadt und in der Woche darauf die Grundschüler aus Thüngen in einem Schulprojekt im Zirkuscamp. Sie werden allerdings zu Hause schlafen. „Das übliche Schubladendenken zwischen Schülern und Lehrern sowie den Schülern untereinander wird im Camp aufgebrochen“, berichtet Hans-Jürgen Blickle. „Bei uns lernen die Kinder die anderen Seiten ihrer Mitschüler kennen, und jeder fühlt sich in der Gemeinschaft angenommen.“

    Der Kinderzirkus Ciccolino lädt zur öffentlichen Vorstellungen an diesem Freitag um 19 Uhr und am Samstag um 14 Uhr auf dem Platz neben der Mainbrücke in Karlstadt-Mühlbach ein. Für die zweite Gruppe vom 3. bis 9. Juni sind Plätze frei. Die Woche kostet pro Kind 255 Euro. Anmeldung bei der Kommunalen Jugendarbeit MSP, Karlstadt, Tel. (09353) 793 1541 oder 1510. E-mail: Cornelia.Dietrich@Lramsp.de, Internet: www.mainspessart.de

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