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GÖSSENHEIM: Gössenheim läutet die Energiewende ein

GÖSSENHEIM

Gössenheim läutet die Energiewende ein

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    Rundgang: Die Hackschnitzel für die Heizzentrale stammen aus Wäldern der Region, erläuterte Karsten Heeschen (links), Vorstandsvorsitzender der Nahwärmegenossenschaft, den Besuchern.
    Rundgang: Die Hackschnitzel für die Heizzentrale stammen aus Wäldern der Region, erläuterte Karsten Heeschen (links), Vorstandsvorsitzender der Nahwärmegenossenschaft, den Besuchern. Foto: Foto: Herbert Hausmann

    Das Hackschnitzelheizkraftwerk ist ein Zeichen der Energiewende in Gössenheim und zieht viel Interesse auf sich. Der Arbeitskreis Umweltsicherung und Landesentwicklung der CSU Main-Spessart hatte deshalb zu einer Informationsveranstaltung über die Nahwärmeversorgung in die Werntalgemeinde eingeladen, der 80 Interessierte aus dem gesamten Landkreis folgten.

    „Einer hatte die Idee und dann ging's los“, so hatte Karsten Heeschen, der Vorstandsvorsitzende der Nahwärme Gössenheim e.G., seinen Vortrag überschrieben. Doch ganz so einfach, war es nicht. Die Vorbereitung der Dorferneuerung 2011 mit der Verlegung neuer Trink- und Abwasserleitungen gab den Ausschlag. Gemeinderatsmitglied Steffen Wetterich hatte im Gremium die Frage aufgeworfen, „wenn wir schon die Straße aufreißen und neue Leitungen einbauen, warum legen wir nicht gleich einige mehr hinein?“.

    Damit war die Idee der Nahwärmeversorgung geboren. Sie bot die Chance, die Energieversorgung auf eigene Füße zu stellen. „Energie wird immer teurer, wenn sich auch derzeit der Preis für Heizöl auf einem historischen Tiefstand bewegt“, sagte Heeschen. Zum anderen sahen Wetterich und eine Reihe Gleichgesinnter die einmalige Chance, sich krisensicher und nachhaltig aus regionalen und erneuerbaren Rohstoffen mit Wärme zu versorgen.

    Aktuell 210 Mitglieder

    Mit großer Unterstützung der Gemeinde firmierte der Arbeitskreis in ein Vorbereitungsteam für eine Gesellschaft. Am 15. Juni 2012 brachten sich in einer Versammlung 92 Gössenheimer als Gründungsmitglieder in eine Nahwärmegenossenschaft ein. „Mittlerweile zählen wir 210 Mitglieder“, sagte Heeschen.

    Das Projekt musste wirtschaftlich interessant sein, deshalb wurden verschiedene Berechnungen angestellt: Angenommen wurde zunächst ein Heizölpreis von 80 Cent je Liter, aber auch Alternativpreise wie der aktuelle von 55 Cent. Selbst bei einem Heizölpreis von 40 Cent je Liter sei die Genossenschaft wirtschaftlich günstiger.

    „Die Euphorie ist am Anfang immer groß“, sagte der technische Planer des Projekts, Arno Nüsslein. In Gössenheim blieb die Begeisterung, und die Bürger waren Neuerungen und Änderungen gegenüber aufgeschlossen. „Nur mit Wärme zu überzeugen, ist schwer, weil sie zu teuer ist. Mit Strom lässt sich Geld verdienen“, lautete der Rat. Aus diesem Grund werden Strom erzeugt und die dabei entstehende Wärme für Heizzwecke genutzt.

    Für jedes Haus wurde eine Heizlastberechnung vorgenommen und der Gesamtbedarf ermittelt. Dieser liegt bei 6,62 Millionen Kilowattstunden. Etwa 950 000 Kilowattstunden mussten als Leitungsverluste im 7,525 Kilometer langen Leitungsnetz einkalkuliert werden. „Das sind etwa 15 Prozent“, so Nüsslein. Bei guten Heizungsanlagen liegt der Wärmeverlust bei 35 Prozent, bei alten Anlagen sogar deutlich höher.

    Erster Bauabschnitt in Betrieb

    Mit zwei Blockheizkraftwerken, die 51 Prozent des Gesamtbedarfs erbringen, sowie fünf Hackgutkesseln, die die weiteren 49 Prozent beisteuern, läuft die Nahwärmeanlage „Am Hügelein“. Am 1. August wurde der erste Bauabschnitt in Betrieb genommen. Lange habe man sich Gedanken über die richtige Rechtsform gemacht, berichtete Gerhard Feser. Schließlich habe man sich für eine Genossenschaft entschieden. Dass das der richtige Weg war, zeigt sich für das Aufsichtsratsmitglied an der Zahl der Genossenschaftsmitglieder. „93 Prozent aller Haushalte sind Mitglied und wollen anschließen. Das gibt es nirgendwo sonst in Bayern.“

    Leuchtturmprojekte hervorheben, ist laut Roswitha Peters eine der Aufgaben des CSU-Arbeitskreises. Die Nahwärme Gössenheim sei eine „Super-Chance“ für andere, mitzuziehen, meinte die Vorsitzende des Arbeitskreises. Sie begrüßte es, dass die Verantwortlichen ihr Wissen weitergeben. Nur so könne der Kreis sein Ziel, bis 2035 seine Energieversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, erreichen.

    „Das ist kein CSU-Thema“, sagte die stellvertretende Landrätin Sabine Sitter, „sondern geht uns alle etwas an“. Darum freute sie sich, dass viele Bürgermeister und politisch Verantwortliche „aller Couleur“ zur Veranstaltung nach Gössenheim kamen. „Sie sollen diese Ideen in ihre Gemeinden tragen“, rief sie auf.

    Nahwärmeversorgung

    Im Juni 2012 wurde die Nahwärmegesellschaft Gössenheim mit dem Ziel gegründet, einen Großteil des Dorfes mit selbst erzeugter Wärme und je nach Möglichkeiten mit Strom zu versorgen. Herzstück der Nahwärmeversorgung ist die Heizzentrale am Sportgelände.

    Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energie wird in Gössenheim eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz in der Heiztechnik erreicht: Es entfallen mehr als 200 Einzelheizkessel. Von 232 Häusern können technisch 220 an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. 200 werden angeschlossen, 20 Häuser folgen später. Zwölf können nicht angeschlossen werden, da sie zu weit außerhalb liegen. Dadurch werden rund 500 000 Liter Heizöl eingespart. Rund 2000 Tonnen weniger CO2 entstehen. Für das Nahwärmeprojekt sind fünf Millionen Euro an Kosten kalkuliert.

    Weitere Informationen unter: www.nahwärme-gössenheim-eg.de

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