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KARLSTADT: Goldene Zeiten

KARLSTADT

Goldene Zeiten

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    Mit geschultem Auge: Goldschmiedemeister Joschi Forstner prüft, um welches Gold es sich bei dem Schmuckstück handelt. Dazu reibt er etwas Gold auf seinen Prüf-Stein und behandelt diesen mit verschiedenen Indikator-Säuren.
    Mit geschultem Auge: Goldschmiedemeister Joschi Forstner prüft, um welches Gold es sich bei dem Schmuckstück handelt. Dazu reibt er etwas Gold auf seinen Prüf-Stein und behandelt diesen mit verschiedenen Indikator-Säuren. Foto: Foto: Lucia Lenzen

    Sie hat keinem zwei Tage alten Brötchen mehr standgehalten: die goldene Füllung, die meinen unteren Backenzahn verzierte. Also wurde sie ersetzt. Nun habe ich Kunststoff im Mund und kraterförmiges Gold in der Hand. Ein guter Zeitpunkt, um die Plombe gegen bare Münze einzutauschen, denn die Zeiten sind gut: Mit rund 30 Euro für ein Gramm reines Gold ist der Preis für das Edelmetall im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen und somit so viel wert wie lange nicht mehr.

    Was aber bekomme ich für meinen goldenen Plombe? Und wo? Am Schalter der Sparkasse habe ich kein Glück. „Die Sparkasse Mainfranken Würzburg hat sich dafür entschieden, kein Zahngold oder Schmuck anzukaufen“, sagt Pressesprecher Stefan Hebig. Für handelsübliche Münzen oder Barren kann allerdings sofort ein tagesaktueller Kurs genannt werden, und auch andere Goldgegenstände können zur Prüfung und Bewertung eingereicht werden.

    „Viele Kunden äußern ihr Interesse an Gold, aber es gibt keinen Hype.“

    Hilmar Ullrich Raiffeisenbank Main-Spessart

    Auch die Raiffeisenbank Main-Spessart kauft kein Zahngold an, vermittelt allerdings weiter. „Viele Kunden äußern ihr Interesse an Gold, aber es gibt keinen Hype“, beschreibt Pressesprecher Hilmar Ullrich die regionale Situation. Denn Gold gilt als beständiges, wertvolles Vermögen, als strategische Versicherung bei von der Finanzkrise verunsicherten Anlegern. „Das Risiko eines Totalverlustes zum Beispiel durch Diebstahl sowie die hohen Preisschwankungen sind allerdings nicht zu unterschätzen“, rät die Sparkasse, und auch Hilmar Ullrich warnt: „Gold ist eine spekulative Ware. Wir empfehlen, nicht nur auf dieses eine Pferd zu setzen.“

    „Mit Zähnen oder nicht?“, fragt Joschi Forstner, als die Plombe vor dem Goldschmiedemeister aus Karlstadt liegt. Ich habe einen Ankäufer gefunden. Immer häufiger kommen die Menschen in sein Geschäft in der Hauptstraße und bringen Zahngold – noch gut verpackt in kompletten Zähnen, Brücken oder gar ganzen Gebissen. Aber nicht nur das: Die Leute bringen auch alten und so gut wie neuwertigen Goldschmuck. „Ich biete immer erst einmal ein kostenloses Beratungsgespräch an, damit der Kunde für sein Gold nicht nur einen Appel und ein Ei kriegt“, sagt Forstner. Denn der Goldschmiedemeisterbetrieb ist längst nicht mehr allein auf dem Ankauf-Verkauf-Markt: Im Internet, auf Plakaten an Gartenzäunen oder auf Autos wird für den Goldankauf geworben. Selbst in der Lottoannahme im E-Center kann man Gold abgeben.

    Die Zahl der Anbieter hat so zugenommen, dass bereits Verbraucherschützer vor unseriösen Anbietern warnen. „Wir empfehlen, sich persönlich an Händler vor Ort zu wenden und das Gold nicht in einem Kuvert an irgendeine Adresse aus dem Internet zu schicken“, heißt es von der Verbraucherzentrale aus München. Denn wer kann schon einschätzen, was sein Gold wirklich wert ist? Der ahnungslose Verkäufer erhält oft nur einen Bruchteil des besten Preises.

    Zudem wissen viele nicht: Was ist eigentlich Altgold und was nicht? „Der Altgoldverkauf eignet sich eigentlich nur für Zahngold und defekten Schmuck, der nicht mehr tragbar ist“, sagt Goldschmied Forstner. „Darum mache ich mit dem Kunden auch immer erst zwei Häufchen: Verkaufen, nicht verkaufen.“ Bei allen intakten Schmuckstücken schreibt der Goldschmied dem Kunden den Preis auf, mit dem er theoretisch noch bei Freunden, Bekannten, auf Ebay oder speziellen Schmuckankäufern hausieren gehen kann. „Intakten Schmuck als Altgold abzugeben, wäre wie einen Jahreswagen zu verschrotten“, erklärt der Fachmann. Denn für Altgold gibt es nur noch rund ein Drittel des ursprünglichen Neugold-Preises. Der Grund liegt in dem aufwändigen und somit auch teurem Verfahren, mit dem in der Scheideanstalt das Gold aus der Legierung geschieden wird.

    Auch die Goldschmiedin Monika Pompecki vom Karlstadter Uhren- und Schmuckgeschäft Schaidacher kauft Altgold an. „Ich biete es meinen Kunden im Moment mehr an, übermäßig viele Anfragen kommen aber nicht“, sagt sie. Kauft sie etwas an, wird der Geldwert dem Kunden auf den nächsten Einkauf gut geschrieben.

    Aus alt macht neu

    Bei Goldschmied Joschi Forstner kann man sein Altgold zudem noch einschmelzen lassen und erhält ein schlichtes, neues Schmuckstück. Mit Zahngold funktioniert das nicht. Dafür gibt es nur Geld und auch das nicht in reichmachenden Mengen. „Zahngold hat meist 14 Karat, da gibt es für eine reine Krone fünf bis sechs Euro das Gramm“, erklärt Forstner. Meine Plombe erweist sich als 0,8 Gramm schweres, nicht ganz restfreies Goldstück und liegt damit bei 4,40 Euro. Die Entscheidung, ob diese in ein zahnfreundliches Kaugummi oder ein zahnunfreundliches Eis angelegt werden, war bei Redaktionsschluss noch nicht gefällt.

    Goldpreise und Stempel

    Der Goldpreis (je Feinunze) in US-Dollar ist in den letzten Wochen durchgängig gestiegen und liegt derzeit bei etwa 1350 US-Dollar. Der Goldpreis in Euro liegt bei derzeit etwa 970 Euro – unter seinem Jahres-Höchststand. Ein Juwelier beurteilt Goldschmuck nach Karat und Gewicht. Der Stempel besagt, wieviel Gold enthalten ist. 333er Gold hat einen Goldanteil von 33,3 Prozent, 585er Gold 58,5 Prozent.

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