Gottfried Anderlohr feierte am Donnerstag (8. April) 90. Geburtstag. Der Jubilar ist Mitglied in zehn Ortsvereinen. Im Turn- und Sportverein Frammersbach ist er bereits seit 70 Jahren Mitglied. Gründungsmitglied ist er bei den Garten- und Blumenfreunden. Zu seinem 90. Geburtstag gratulieren ihm fünf Kinder, seine beiden Brüder, vier Enkel und ein Urenkel.
Schon mit vier Jahren verlor Gottfried Anderlohr seinen Vater. Die Eltern betrieben einen Gemischtwarenhandel. 1945 begann er seine Lehre als Modellschreiner bei der Firma Rexroth in Lohr. Bald nach der Ausbildung wurde er zu Hause gebraucht und half im heimischen Laden mit. Mit 22 Jahren erweiterte er das Angebot im Geschäft und meldete ein Foto-Fachgeschäft an. Von 1960 bis 1970 kehrte er noch einmal als Modellschreiner zu Rexroth zurück.
1957 heiratete er seine Frau Helga, 1964 bauten sie näher in der Ortsmitte ein Wohnhaus mit einem Fachgeschäft für Spielsachen und Fotografie im Erdgeschoss. Schreibwaren, Modellbau und technische Spielsachen erweiterten nach und nach das Sortiment. Die Eheleute führten bis 1994 das Geschäft, bevor sie es an die beiden Töchter übergaben. Heute sind sie in das Haus einer Tochter umgezogen, diese hatte 1988 ebenfalls ein Haus mit Fotofachgeschäft und Fotoatelier gebaut.
Neben der Arbeit im Geschäftsbetrieb hing das Herz von Gottfried Anderlohr am Modellbau. So war er Gründungsmitglied im Luftsportclub Frammersbach und hatte das Amt des Vorsitzenden über 35 Jahre inne. In diese Zeit fielen wichtige Weichenstellungen für den Verein. Eine der spektakulärsten war der Kauf und die Errichtung des Modellflugplatzes am Heuberg. In zahlreichen Kursen in der Gemeinde sowie im Werkunterricht der Volksschule gab der Modellbauer sein Wissen weiter. Für seine Verdienste in der Gemeinde wurde Gottfried Anderlohr 1988 mit der Verdienstmedaille des Landkreises ausgezeichnet und der Luftsportclub ernannte ihn zu seinem Ehrenvorsitzenden.
Eine weitere Idee von ihm war die Erstellung einer Chronik. Unermüdlich sammelte er von einheimischen Mitbürgern alte Aufnahmen von Frammersbach und Habichsthal. So entstand das Buch "Der Markt Frammersbach und sein Ortsteil Habichtsthal". Seit 20 Jahren wird ein Teil dieser Bilder für einen Mundartkalender verwendet, der regelmäßig am Jahresende erscheint.
In den vergangenen Jahren hat der emsige Rentner ein neues Betätigungsfeld gefunden. Maßstabsgetreu, in akribischer Feinarbeit, fertigt der gelernte Schreiner Modelle von alten Gegenständen und Häusern an. So zieren Arbeiten wie eine Hochzeitskutsche, der ehemalige Leichenwagen der Gemeinde und ein Gespann der Frammersbacher Fuhrleute die Ausstellungsplätze im Rathaus, im Haus Lohrtal oder in der Schule. Auch Gebäude wie das Rathaus, die Kreuzkapelle oder die Mühlen hat er nachgebaut und stellt sie teilweise im Schaufenster seiner Tochter aus. Sein kleinstes Werk war die Herstellung einer Krippe, die in einer Walnussschale ist.
