„Die Nacht der Nächte“ oder „Leih dir einen Mann“ heißt das aktuelle Theaterstück der Karlburger „Linsenspitzer-Theatergruppe“ unter der Regie von Adolf Köhler und Maria Rauch, das diesmal weniger als Bauernschwank, sondern eher als Boulevardkomödie konzipiert und inszeniert ist.
Wer diese Hochzeitsnacht, die „Nacht der Nächte“, schadlos überstanden hat, braucht wirklich keine Sorge mehr zu haben vor den weiteren Nächten. Das gilt sowohl für das junge Brautpaar als auch für die anderen Beteiligten. Schließlich soll ja der Lebemann Dieter gemäß der rätselhaften Kartenlegerin Gretchen in der Hochzeitsnacht ihres Adoptivkindes Marita das Zeitliche segnen.
Außerdem versuchen die Pantoffelhelden Alois und Egon verzweifelt, den Fängen ihrer dominanten und ewig misstrauischen Weiber zu entkommen. Und schließlich ist da noch der Monteur Detlef, der vom „anderen Ufer“ – aber nicht von Karlstadt – ist. Vor dessen Avancen kann sich Dieter kaum retten.
Dass die Geschichte in der Agentur „Leih dir einen Mann“ spielt, ist eigentlich nur am Anfang von Interesse und gibt Anlass für ein paar Lacher, wenn die geknechteten Ehemänner im Hähnchen-Dress vor dem E-Center oder als Wienerle vor der örtlichen Metzgerei Werbung stehen müssen. Im Mittelpunkt steht vielmehr die geplante Hochzeit von Florian und Marita. Bräutigam-Mutter Lioba hat nur die unbekannten Gene ihrer zukünftigen Schwiegertochter im Kopf, und die kartenlegende Zieh-Mutter Gretel sagt den plötzlichen Tod des Vaters ihres Mündels in dessen Hochzeitsnacht genau um halb drei voraus.
Bei so vielen Verwicklungen, Emotionen und Turbulenzen braucht es natürlich einen besonderen Paukenschlag, um diesen eigentlich unlösbaren Gordischen Knoten zu durchschlagen. Und der erfolgt dann auch gleich mit mehreren Wendungen.
Das Stück lebt einerseits von verrückten Ideen und losen Sprüchen. Da werden zum Beispiel die Männer als Chippendale-Verschnitt zum Tupperware-Bezirkstag nach Gambach geschickt, da versuchen später eben diese Männer mit allen Mitteln, die Hochzeitsnacht des Brautpaares zu verhindern und quartieren sich im Hochzeitsbett ein, und die widerspenstigen Mütter lassen keine Gelegenheit aus, ihre Krallen zu zeigen.
Den beiden Regisseuren Köhler und Rauch ist es bestens gelungen, die Rollen optimal zu besetzen, so dass es eigentlich gar keinen echten Hauptdarsteller gibt. Da sind natürlich Michael Albanbauer als herrlich tuntiger Detlef oder der Karlburger Pfarrer Leo Brand, der als unterdrückter Ehemann Alois mit köstlichem Mutterwitz Sprüche über Eheprobleme und den Verlauf einer Hochzeitsnacht von sich gibt. Schließlich baut da noch Erich Nowak seine Paraderolle als der schnieke Dieter, das einzige „Frischfleisch“ des schon arg betagten Männerverleihs, mit viel Geschick aus. Gute Leistungen zeigt auch Uwe Arnold als Liobas gebeutelter Ehemann Egon.
Ein tolles Trio sind aber auch die drei Ehefrauen: Christa Köhler (Lioba) ist nicht nur die Agenturchefin, dominante Mutter und Ehefrau, sie ist eine echte „Bissgurrn“, ein fränkisches Raaf. Sie und Luise Kohlhepp (Anni) sowie Petra Stahl (Gretchen) liefern sich stutenbissig umwerfend amüsante verbale Schlachten um die Suppe beim Hochzeitsessen, um die Größe der Hutkrempen und um die immer noch unbekannten Gene der Braut. Diese und ihr Bräutigam wachsen im Lauf des Stücks richtig gut in ihre Rollen hinein. Nach anfänglichen Unsicherheiten steigern sich Franziska Kühl und Leon Stahl gerade beim Showdown im Hochzeitszimmer beträchtlich.
Allen gemeinsam ist die ursprüngliche Spielfreude, die an manchen Stellen fast greifbar ist und dem Publikum zweieinhalb vergnügliche Stunden bereitet – insgesamt ein schönes Stück als fröhlicher Übergang ins neue Jahr.
Weitere Aufführungen: Montag 28., Dienstag, 29., und Mittwoch, 30. Dezember, jeweils um 19 Uhr sowie am 2. und 3. Januar um 18 Uhr. Karten gibt es bei Maria Schneider unter Tel. (0 93 53) 86 22 oder an der Abendkasse.