Eigentlich ist er kein Mann großer Worte und auch kein Mann, der sich gerne in den Mittelpunkt stellt. Aber genau im Fokus stand Horst Siegler bei den Freien Wählern im Alten Rathaussaal. Kurz nach seinem 75. Geburtstag ernannte ihn die Wählergruppierung in einer Feierstunde für seinen „beispielhaften Einsatz in der Kommunalpolitik“ zum Ehrenmitglied.
„Es gibt nicht viele wie ihn, der sich 45 Jahre lang so für die Mitbürger und die Kommune eingesetzt hat“, sagte Ortsvorsitzende Brigitte Riedmann in ihrer Laudatio. Vor seiner Wahl in den Lohrer Stadtrat 1972 habe er schon dem Gemeinderat Wombach angehört. „Seine langjährige Erfahrung und sein Wissen werden uns fehlen“, kommentierte sie seinen Rückzug aus dem Stadtrat aus gesundheitlichen Gründen. Jetzt hoffe sie, dass er mehr Zeit für seine Frau und Familie habe; diese hätten oft zurückstecken müssen.
Wehmütiger Abschied
Wehmütig erinnerte Riedmann an die gemeinsame politische Vergangenheit. Natürlich habe es auch Diskussionen gegeben, aber wenn sie sich einmal geeinigt hätten, seien sie sich im Stadtrat dann nie in den Rücken gefallen. „Das überlassen wir anderen.“ Sie werde Sieglers zupackende Art vermissen. Stets habe er gesagt, „darum kümmere ich mich“ und nie, „man müsste, man sollte, man könnte“. Nein, er habe immer einfach angepackt, sagte Riedmann.
„So Ehre, wem Ehre gebührt.“ Mit diesem Goethezitat hatte stellvertretende FW-Vorsitzende Petra Gryglewski die Feierstunde begonnen, zu der sie viele Gäste und Mitstreiter aus der Politik begrüßte.
Sieglers Verdienste seien ja schon ausführlich dargelegt, sagte Landtagsabgeordneter Günther Felbinger, der den Landesvorstand der Freien Wähler vertrat. Für diese sei Horst Siegler nicht nur ein „Urgestein“, sondern ein absoluter Garant für Verlässlichkeit. Dass es die Ehrennadel des Landesverbandes Bayern auch in Platin gebe, habe er bis vor kurzem nicht gewusst, bisher habe er diese immer nur in Gold überreicht, sagte Felbinger bei der Übergabe der Ehrennadel in Platin.
Ein Wegbegleiter Sieglers war auch Lohrs ehemaliger Bürgermeister Siegfried Selinger (SPD). „Auf einer Seite der studierte Germanistiker, auf der anderen Seite der Praktiker“, schilderte er sein Verhältnis zu Siegler. Er habe von ihm „echt lernen“ können; eine wirklich gute Zeit seien die sechs Jahre gewesen, in der Siegler als Zweiter Bürgermeister ihm mit seinem Fachwissen und seiner Art helfen konnte. Siegler sei nie ein Mann großer Worte gewesen, oft ein „ausgleichendes Element“, er habe auch mal schimpfen können.
Horst Siegler sei in Lohr immer die Stütze der Freien Wähler gewesen, sagte der frühere Landrat Armin Grein. Siegler habe immer loyal zu ihnen gestanden. Seinen Beruf habe er nie verleugnen können: „So wie ein Maurermeister einen Stein auf den anderen gibt, genau so hat er immer gearbeitet.“ Grein hofft, dass das, was Siegler in politischen Dingen getan habe, noch lange nachwirken werde.
Überwältigt von der Ehrung
Das letzte Wort hatte der Geehrte, der zunächst bestätigte, eigentlich kein Mann großer Worte zu sein. Er zeigte sich „überwältigt von all der Ehre“. Kommunalpolitik sei ein Teil seines Lebens gewesen, berichtete er und nahm den Tag zum Anlass, sich bei seiner Frau Erna zu bedanken, dass sie „vier Söhne großgezogen“ und ihn immer unterstützt habe. In die Politik sei er eher zufällig hineingerutscht, als in Wombach 1966 Kandidaten für den Gemeinderat gesucht wurden. Man habe ihn überredet, zur Versammlung mitzugehen; einige Leute hätten „Horst Siegler“ gerufen und schon habe sein Name auf der Tafel gestanden.
Ganz möchte sich Siegler noch nicht aus der Politik verabschieden: Den Freien Wählern stehe er jederzeit zur Verfügung, wenn er gebraucht werde, versicherte er zum Schluss, bevor er mit lange anhaltendem Applaus bedacht wurde.