»Wo der Staat sich zurückzieht, sollen es die Gewerkschaften wieder richten. Reparieren, was zerstört wurde und einspringen, wo nichts mehr ist«, stellte Gewerkschaftssekretär Markus Deissler bei der Jubilarehrung des IG BCE-Bezirks Mainfranken die aktuelle Situation der Gewerkschaften dar.
Fünf Jubilare wurden für 40, 60 und sogar 70 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE geehrt. Auch der Betriebsratsvorsitzende der Gerresheimer Lohr GmbH, Harald Merz, nahm sich an diesem Abend Zeit, seinen aktuellen und ehemaligen Kollegen für ihr besonderes Jubiläum Respekt zu zollen.
Zum Wohl der Arbeitnehmer
Deissler machte in seiner Laudatio deutlich, dass die IG BCE stolz sein könne auf ihre Mitglieder, die sich engagiert einbringen und zum Wohl der Arbeitnehmer immer wieder ihre Interessen und Ideen verteidigen würden. Daher müsse die IG BCE auch zukünftig den gesellschaftspolitischen Wandel aktiv mitgestalten, ohne die eigenen Wertvorstellungen aufzugeben.
Während in der Vergangenheit die Aufgaben klar im Betrieb angesiedelt waren, habe sich das Aufgabenfeld der Gewerkschaften heute enorm vergrößert und gewandelt. Mittlerweile liege der Fokus der IG BCE zunehmend auf dem Einstieg ins Berufsleben, auf der Arbeitsplatzsicherung in den Betrieben, auf einer zeitgemäßen Arbeitszeitflexibilisierung für Arbeitnehmer, auf variablen Rentenübergängen sowie auf einer guten Altersvorsorge und den Herausforderungen der Demografie.
Der 29-jährige Gewerkschaftssekretär nahm auch zur aktuellen Energiepolitik Stellung. Schließlich wolle das »E« in IG BCE auch mit Leben gefüllt werden. So merkte Deissler in der Debatte über die Abholzung des Hambacher Forsts an: »Es gibt zu Recht große Verunsicherung in unserer Gesellschaft ob der Bewältigung des Klimawandels.«
Der deutschen Energiewende mit dem Ausstieg von der nuklearen wie von der fossilen Energieerzeugung aus Kohle und Gas, würde derzeit aber nicht mal ein anderes Industrieland in Europa folgen. Während Deutschland noch auf dem Weg sei, die Kernenergie abzuschalten und die Herausforderung für eine sichere Energieversorgung vor allem in Bayern und Baden-Württemberg noch nicht sichergestellt sei, gebe es einen politischen Wettbewerb um das früheste Datum für ein Ende der Kohleverstromung. Die IG BCE fordere daher, neue Beschäftigungschancen und sozialverträgliche Lösungen für die Betroffenen zu finden. Nur so könnten neue Industrien in den betroffenen Revieren entstehen und keine Arbeitsplätze verloren gehen.
Abschließend bedankte sich Deissler im Namen der IG BCE bei den Jubilaren dafür, dass ihre Generation an Gewerkschaftern viele Errungenschaften in der Vergangenheit erstritten habe, von der die heutigen und nachfolgenden Generationen noch zehren könnten.
Ausgezeichnet wurden: für 40 Jahre Mitgliedschaft: Michael Bils, Ludwig Mattis, Günther Sternheimer; für 60 Jahre Mitgliedschaft: Reinhold Wagner; für 70 Jahre Mitgliedschaft: Günther Heinz.