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Lohr: "In Italien kann man gut Rad fahren"

Lohr

"In Italien kann man gut Rad fahren"

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    Durch den sogenannten schwäbischen Barockwinkel kam Dieter Charwat nach Lindau im Bodensee.
    Durch den sogenannten schwäbischen Barockwinkel kam Dieter Charwat nach Lindau im Bodensee. Foto: Thomas Josef Möhler

    Dieter Charwat hat es wieder getan: Fünf Wochen lang allein mit dem Fahrrad unterwegs. In dieser Zeit legte er 3400 Kilometer zurück und kam über Korsika und Sardinien nach Sizilien – mit 70 Jahren und einem Mountainbike ohne Elektromotor.

    "Ein E-Bike muss ich momentan noch nicht haben", meint der Frammersbacher im Gespräch mit dieser Zeitung. Wenn das Gelände anstrengender sei, "dann fährt man halt langsamer", so Charwat auf seine pragmatische Art. Er könne nicht verstehen, warum Leute, "die 20 Jahre lang gar kein Fahrrad gefahren sind, jetzt plötzlich aufs E-Bike umsteigen". Er beobachte viele unsichere Fahrer.

    16 Kilo Gepäck

    Ein solches Gefährt habe er einmal ausprobiert: "Das schießt mit dem ersten Tritt davon." Deshalb zeigten die Unfallzahlen steil nach oben. Charwat bleibt lieber bei seinem "bewährten Mountainbike", das er mit 16 Kilo Gepäck beladen hat. Wie 2012 ging es heuer im Herbst nach Sizilien, aber diesmal nicht über den italienischen Stiefel, sondern per Inselspringen. Von Frammersbach aus führte die Alleinfahrt über die schwäbische Alb (zeitweise im strömenden Regen) zum Bodensee. Charwat durchquerte Österreich und kam über den Reschenpass nach Südtirol.

    Durch den Vinschgau ("auf einem herrlichen Radweg") fuhr er nach Süden. Der anstrengendste Teil der Tour war die Durchquerung der ligurischen Alpen. "Da ging es rauf und runter." Von der Hafenstadt Genua aus kam er mit der Fähre nach Korsika.

    Charwat landete an der Nordspitze in Bastia, radelte die bergige Ostküste entlang zur Südspitze und nahm in Bonifacio die Fähre nach Sardinien. An der berühmten Smaragdküste entlang und über das bergige Landesinnere kam er zur Hauptstadt Cagliari.

    Dabei musste Charwat sich sputen. Normalerweise saß er sechseinhalb bis sieben Stunden am Tag im Sattel und legte dabei 100 bis 120 Kilometer zurück. Um die nur einmal in der Woche verkehrende Fähre nach Sizilien nicht zu verpassen, musste er auf der Insel die Tagesfahrten auf achteinhalb Stunden verlängern.

    In Palermo machte sich Charwat zur Umrundung der größten Mittelmeerinsel gegen den Uhrzeigersinn auf – 1150 Kilometer lang. In Agrigent sah er die alten griechischen Tempel und hatte von Taormina aus einen schönen Blick auf den Vesuv. Am letzten Tag kam er in einen Wolkenbruch. Von Palermo aus reiste Charwat mit der Fähre nach Genua zurück, für mit dem Leihwagen nach Bozen. Dort holte ihn seine Frau mit dem Auto ab.

    Verstärkte Mäntel

    Keine einzige Panne trübte die Fahrt. Am Ende war der selbe Reifensatz wie vorher auf dem Mountainbike. "Damit kann ich 10000 Kilometer fahren", sagt Charwat. Anders als man in Deutschland vielleicht denke, "kann man in Italien gut mit dem Rad fahren". Radwege gebe es zwar nur in Norden, aber an den Straßen seien Randstreifen für Radfahrer. Die italienischen Autofahrer nähmen Rücksicht auf Radfahrer und "halten viel mehr Abstand als hier in Deutschland".

    Denn Italien sei ein Radfahrerland, habe den berühmten Giro, überall sehe man Hobby- und Profifahrer auf Rennrädern. Das einzige Problem sei der Unrat am Straßenrand. Deshalb habe er kevlarverstärkte Mäntel, die ihn vor einem Platten bewahrt hätten.

    Dieter Charwats RadtourenMit 60 Jahren hat der Frammersbacher Dieter Charwat sein Raumausstattungsgeschäft in Lohr an der Rodenbacher Straße an seine langjährige Mitarbeiterin verkauft. In der Firma ist er zwar auch heute noch präsent, aber in ihm reifte seinerzeit der Gedanke, "im halben Ruhestand eine außergewöhnliche Tour alleine machen". 2890 Kilometer in 25 Tagen mit dem Rad von Frammersbach nach Palermo. So beschrieb Charwat 2012 seine erste Fahrt: Damals war er 62. Charwat fährt Rennrad und Mountainbike, aber eine so lange Tour hatte er noch nie unternommen. Bei der einen Tour ist es nicht geblieben. "Das war nicht die letzte Fahrt, es hat mir so gut gefallen, das mache ich nächstes Jahr wieder", so Charwat 2012. Er hat Wort gehalten und war seither jedes Jahr auf großer Tour in Europa.

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