Zur Erinnerung an 60 Jahre Vertreibung aus Rumburg in Nordböhmen trafen sich acht Familienmitglieder mit ihren Ehepartnern in Karlstadt. Vor zehn Jahren, als eine Ausstellung im Karlstadter Museum an den 50. Jahrestag erinnerte, waren sie das letzte Mal in der Stadt. Die Familie Bergmann gestaltete die Schau "Flucht und Vertreibung vor 50 Jahren" unter der Regie von Werner Zapotetzky mit.
Die Erinnerungen der damaligen Kinder und heutigen Erwachsenen ist noch sehr lebendig. Die Nachkommen von Franz und Johanna Bergmann waren auf dem Gelände des Zementwerks ausgeladen und in einem amerikanischen Lastwagen nach Altbessingen transportiert worden, wo sie wohnten. Cousins und Cousinen Bergmanns waren 1947 nach Bayreuth gezogen.
1953 arbeitete eine Tochter von Charlotte Bergmann im Kaufhaus Keller und eine zweite ging in Karlstadt zur Schule. Der Busfahrer, der die beiden Schwestern täglich zwischen Altbessingen und Karlstadt hin und her kutschierte, sagte ihnen, dass bald seine Wohnung im Schwanen (heute Sparkasse) am Marktplatz frei würde. Also zog 1953 die ganze Familie auf einem Leiterwagen, gezogen von einem Bulldog, von Altbessingen nach Karlstadt.
Der Landrat wies sie wieder aus der Wohnung. Wohin soll eine Mutter mit ihren fünf Kindern? Auf Kartons sitzend, machte die Familie einen Sitzstreik vor dem Landratsamt, bis ihnen der Landrat ihre Wohnung im Schwanen zuwies. Zwei Jahre bis 1955 blieb die Familie in Karlstadt. Heute ist sie in ganz Bayern und darüber hinaus verteilt.
Winfried Bergmann aus Vilshofen war 1946 eines der fünf Kinder und hat das Familientreffen in Karlstadt organisiert. Hier führte sie Peter Maurer durch die Stadt. Am Abend schwelgten die Familienmitglieder in Erinnerung im Gasthaus "Würzburger Hof", wo 1947 "die Schimmere" (Wirtin Regina Frank) dem zehnjährigen Winfried Bergmann ein Bett gab, weil kein Bus mehr nach Altbessingen fuhr.