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GEMÜNDEN: Indischer Pfarrer atmet in Deutschland tief durch

GEMÜNDEN

Indischer Pfarrer atmet in Deutschland tief durch

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    Pfarrer Sebastian Mathias betrachtet mit seinen Adelsberger Gastgebern, Inge und Peter Schraut, Fotos aus Indien.
    Pfarrer Sebastian Mathias betrachtet mit seinen Adelsberger Gastgebern, Inge und Peter Schraut, Fotos aus Indien. Foto: FOTO Bianca Löbbert

    Seit 20 Jahren ist Pfarrer Sebastian regelmäßig in Adelsberg bei Diakon Peter Schraut und dessen Frau Inge zu Gast. Dort erzählt er von seiner Arbeit in Indien, zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen, zwischen bedrückender Armut und westlichem Fortschritt.

    Vor 20 Jahren half er in der Pfarrgemeinde aus, weil der damalige Pfarrer verstorben war. Seitdem hat sich zwischen ihm und den Schrauts sowie Stefanie Engel, die eine Wohnung als Unterkunft zur Verfügung stellte, eine enge Freundschaft entwickelt. Noch heute kommt Pfarrer Sebastian im Urlaub, um Vertretung zu übernehmen. Wenn Pfarrer Berthold Grönert Unterstützung braucht, springt der 65-Jährige ein. „Auch ein Pfarrer möchte mal Urlaub machen. Und für mich ist es genau die richtige Zeit“, sagt er in Anspielung auf die Sommerhitze in Indien.

    Aufgewachsen ist Pfarrer Sebastian mit sechs Geschwistern im südindischen Mangalore. Einen Fernseher kannte er damals nicht. „Wir hatten wenig materielle Unterhaltung und Ablenkung“, erklärt der 65-Jährige. Das Leben sei anders gewesen als heute – statt mit Dingen habe man sich mehr mit den Menschen beschäftigt. Die enge Verbindung zur Familie sei bis heute das, was Indien auszeichne. Schon mit 15 Jahren zog Sebastian Mathias aus, um Priester zu werden. Seine Heimat war katholisch geprägt. In manchen Pfarreien in Südindien leben bis zu 7000 Katholiken. 2000 Kilometer von zu Hause entfernt, im nordindischen Lakhnau besuchte der 15-Jährige das Priesterseminar. Dort sind Katholiken rar. 6000 sind es manchmal nur in einer ganzen Diözese. Etwa 60 Prozent der Bevölkerung seien Hindus, 40 Prozent Moslems, sagt der Pfarrer. Die kleine Schar der Christen falle kaum ins Gewicht. Bis heute ist Pfarrer Sebastian in dieser Region geblieben, um „Gott zu den Menschen zu bringen“, wie er sagt.

    Studiert hat der 65-Jährige unter anderem in Rom und Würzburg. Dass er nach Indien zurückkehrte, war eine bewusste Entscheidung. Auch wenn das Leben im Westen manchmal angenehmer ist, möchte er für die Menschen in seiner Heimat da sein. „Das ist wie bei einem Arzt. Der denkt ja auch nicht nach, sondern handelt einfach.“ Das Ziel sei noch nicht erreicht, sagt der Pfarrer. Erst wenn Hass, Gewalt und Terror keine wichtige Rolle mehr spielten, hätten die Menschen Gott erkannt. Auch Hindus kommen zu ihm, und er besucht ihre Feste, etwa wenn sie nächtelang für die Gottheit Shiva tanzen und beten. Danach kehrt der Pfarrer in seine Kirche zurück.

    Alle fünf Jahre wechselt Pfarrer Sebastian seinen Arbeitsplatz. Schulen, Krankenhäuser oder Pfarreien können die Stationen sein. An manchen Orten gibt es nur wenige Stunden am Tag Elektrizität. Licht und Kühlung funktionieren deswegen nicht, auch fließend Wasser ist nur in Städten wie Lakhnau Standard. Viele Menschen leben in großer Armut, sie haben keine Wohnung, besitzen keine Kleidung, können sich kein Essen kaufen. „Sie leben einfach auf der Straße, in Slums oder auf einem offenen Feld“, erzählt der Pfarrer. Die Kirche leistet auch soziale Hilfe für die Armen.

    Wenn er heimkehrt, wird er seinen Freunden und Verwandten erzählen, dass er wahren Luxus genossen hat: nicht das Bier oder den westlichen Lebensstil – sondern die Luft in Deutschland.

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