Auch 2020 gibt es in Lohr und Umgebung wieder viele runde Jahrestage und Jubiläen historischer Ereignisse. Ein Schwerpunkt dabei ist sicherlich das Kriegsende und der Wiederbeginn des gesellschaftlichen Lebens vor 75 Jahren in der Region.
725 Jahre: Im Jahr 1295 werden am 3. Januar Lohr, damals noch nicht offiziell Stadt, und am 26. April die Klostereinsiedelei Elisabethzell im Wald zwischen Langenprozelten, Rieneck und Ruppertshütten erstmals urkundlich erwähnt.
450 Jahre: Am 17. Februar 1570 werden in Lohr drei sogenannte »Hexen« auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
225 Jahre: Der im Lohrer Schloss geborene Franz Ludwig von Erthal, Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, stirbt am 14. Februar 1795. Nach dem fortschrittlichen Herrscher ist das Gymnasium in Lohr benannt.
Kaplanei für Rodenbach
200 Jahre: Am 9. Januar 1820 wird eine Kaplanei für Rodenbach errichtet. Friedrich Stein eröffnet auf dem Gelände der ehemaligen Spiegelmanufaktur in Lohr ein Eisenwerk. Es wird 1850 von Georg Ludwig Rexroth übernommen.
150 Jahre: Das Jahr 1870 bringt Fortschritte in Lohr in der Krankenversorgung und bei der Emanzipation evangelischer Christen. Am 15. März eröffnet Bürgermeister Franz Joseph Kessler das neue Spital. Dort übernehmen ab dem 10. Mai Schwestern der Kongregation des Allerheiligsten Erlösers in Würzburg die Krankenpflege. Am 2. Mai wird eine protestantische Volksschule in Lohr eröffnet. Ab dem 16. Juni werden evangelische Gottesdienste im Sitzungssaal des Rathauses gehalten.
125 Jahre: Am 7. Februar 1895 stirbt Josef Schiele, von 1865 bis 1869 rechtskundiger Bürgermeister von Lohr. Die Kettenschleppschifffahrt auf dem Main wird bis nach Lohr erweitert. Der Dampfer "Meekuh" kommt am 9. August erstmals mit einem Schleppzug in Lohr an und wird mit Böllerschüssen begrüßt.
100 Jahre: In Rothenfels wird am 20. April 1920 ein Darlehenskassenverein gegründet, der anfänglich 53 Mitglieder zählt. Am 23. August stirbt der Lohrer Brauereigründer Pleikard Stumpf im Alter von 70 Jahren. Die öffentliche Stromversorgung in Lohr startet am 19. Dezember.
TuS Frammersbach gegründet
75 Jahre: Die Turnvereinigung und die Sportgemeinde Frammersbach schließen sich am 13. März 1945 zum TuS Frammersbach zusammen. Kurze Zeit später erreicht die Front des Zweiten Weltkriegs die Region. Neun Tote sind am 25. März bei einem Bombenangriff auf den Bahnviadukt in Sackenbach zu beklagen. Zwei Tage später kommt ein amerikanischer Panzerdurchbruch von Aschaffenburg zum Kriegsgefangenenlager in Hammelburg durch Lohr. Deutsche Truppen sprengen die Lohrer Mainbrücke.
US-Truppen erobern am 2. April 1945 Rothenbuch, Neuhütten, Wiesthal, Rechtenbach und – nach heftigen Kämpfen – Lohr. Der Arzt Carl Brand wird kurz vorher nach einem Standgerichtsverfahren erschossen, weil er Lohr kampflos an die amerikanischen Truppen übergeben will. Am 3. April erobert die US-Army Frammersbach, Partenstein und Ruppertshütten, Sackenbach ist noch umkämpft. Am Tag darauf ziehen die amerikanischen Truppen in Neuendorf, Langenprozelten, Steinfeld, Halsbach und Wiesenfeld ein.
Das Schloss in Steinbach brennt am 5. April 1945. Die besten Stücke der Einrichtung können gerettet werden. Lange Zeit ist ein Notdach auf dem Gebäude. Die Amerikaner setzen am 19. April den Tünchermeister Anton Franz für drei Monate als ersten Nachkriegsbürgermeister ein. Die nächtliche Ausgangssperre in Lohr wird ab dem 24. April auf die Zeit von 20 bis 6 Uhr verkürzt. Am 1. Mai wird Max Schmidt von der Militärregierung zum Landrat des Kreises Lohr ernannt (bis 5. Juli).
Bei Rexroth wird am 8. Mai 1945 die Produktion mit 13 Mann in dier Gießerei wieder aufgenommen. Die erste Tagesleistung sind 30 Zentner Guss für Kochtöpfe. Ein Kirchenkonzert ist am 2. Juli die erste kulturelle Veranstaltung der Nachkriegszeit in Lohr. Fabrikant Rudolf Englert wird am 20. Juli als Lohrer Bürgermeister eingesetzt (für drei Monate).
Kelly wird Chef
Am 1. September wird der unvergessene Captain Edward Kelly Leiter der Militärregierung für Lohr. Er setzt sich sehr für die Belange der Stadt und ihrer Bürger ein. Die Wiederbelebung der Sportvereinigung Lohr (später TSV Lohr) wird am 4. Oktober von der Militärregierung genehmigt. Am 21. Oktober öffnet als erste kulturelle Einrichtung die Stadtbücherei wieder.
Der Bankier Constantin Rachor wird am 24. Oktober 1945 Lohrer Bürgermeister und bleibt es bis 1948. Die Volksschule Lohr nimmt am 16. Dezember den Unterrichtsbetrieb wieder auf.
Heuer kann die Festwoche zudem ihre 75. Ausgabe feiern. Sie startete am 14. September 1946 mit einem umfangreichen Kulturprogramm und einer Gewerbeschau und war mit der Feier des 100. Geburtstags des TSV Lohr verbunden.
50 Jahre: In Ruppertshütten wird am 12. November 1970 die Brieftaubenvereinigung "Zum Sindersbach" gegründet.
25 Jahre: Am 23. Januar 1995 stirbt der Geistliche Rat Karl Haller, von 1952 bis 1974 Pfarrer von Lohr. Der Lohrer Ehrenbürger und Arzt Ludwig Fährer stirbt am 13. März im Alter von 81 Jahren. Im Keller der Kellereischeune am Lohrer Schlossplatz wird am 6. April das Informationszentrum des Vereins Naturpark Spessart eröffnet (heute im Huttenschloss in Gemünden).
600 Jahre Mariabuchen
Der neue Jugendtreff in Partenstein, der in der umgebauten alten Dreschhalle entstanden ist, wird am 13. Mai 1995 eröffnet. Das Lohrer Dialysezentrum neben dem Kreiskrankenhaus wird am 22. Mai vier Monate nach der Inbetriebnahme offiziell eröffnet. Am 28. Mai feiern über 3500 Gläubige in Mariabuchen das 600-jährige Bestehen des Wallfahrtsortes. Am selben Tag wird in Frammersbach der neue Kindergarten St. Elisabeth seiner Bestimmung übergeben.
Die Spielvereinigung Waldzell/Ansbach feiert am 16. Juli die Fertigstellung ihres neuen Sportgeländes. Am 30. Juli wird in Lohr an die älteste urkundliche Erwähnung vor 700 Jahren gedacht. Ein Festzug mit 1350 Akteuren zieht vor 20 000 Besuchern durch die Altstadt. Das THW nimmt am 13. Oktober seine neue Unterkunft an der Walter-Senger-Straße in Betrieb.
Die Elterninitiative "Kinderlobby" gründet sich am 28. Oktober 1995 in Lohr. Am 5. Dezember vernichtet ein Großbrand die Lagerhallen der Holzhandlung Herteux in Wiesthal.
Ende für Forstamt und Kino
15 Jahre: 500 Bürger demonstrieren am 2. Juli 2005 gegen die Schließung der chirurgischen Ambulanz des Lohrer Krankenhauses und erreichen einen Kompromiss. Am selben Tag endet eine Ära: Das 183 Jahre alte Lohrer Forstamt Lohr wird aufgelöst und ist fortan nur noch eine Außenstelle des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt. Eine weitere Ära, die des Kinos in Lohr, geht am 28. Dezember zu Ende: "König von Narnia" ist die letzte Vorstellung im Bavaria-Kino, das schließt.