Wenn im September die Badesaison vorbei ist, soll alles schnell gehen: Dann werden die Umkleiden, die Kasse und das Rondello im Karlstadter Freibad abgerissen. Bis Pfingsten 2017 soll alles neu sein. „Wir hoffen auf einen milden Winter“, sagte Bürgermeister Paul Kruck in der Stadtratssitzung, in der entschieden wurde, wie die neuen Gebäude aussehen sollen.
Sie werden fast genauso lang wie bisher, aber schmaler: durchgehend nur noch 5,50 Meter statt bisher bis zu 11,60 Meter im Bereich der Umkleiden. Das Hauptgebäude wird dann etwa so schlank sein wie jetzt im Bereich der Kasse. Die begehbare Dachterrasse entfällt. Statt des Rondellos soll ein ovales Kioskgebäude entstehen, allerdings nur noch einstöckig. Der Eingang mit der Kasse wird direkt daneben platziert. Die Sanitärräume für den Campingplatz werden in Containern auf dem Platz selbst untergebracht – abgekoppelt vom Freibad.
Mit 19 : 3 Stimmen sprachen sich die Stadträte für den jetzt vorgestellten Grundriss der Freibad-Gebäude aus. Ebenfalls mit 19 : 3 war die Mehrheit für eine Stahlbetondecke mit Flachdachabdichtung. Die Alternative wäre ein Holzdach mit Blech gewesen.
Patt beim Eingangsdach
Bei der Überdachung des Eingangs hatte das Büro Gruber, Hettiger, Haus mehrere Varianten zur Auswahl entworfen. Zwei davon hatten ein überhöhtes, über dem Eingang schwebendes Dach als architektonischen Hingucker. Mit einer Stelzenkonstruktion wäre dieses 24 000 Euro teurer gewesen, mit vier Pfosten auf den Nachbardächern sogar 7000 Euro günstiger als die Lösung, für die sich die Stadträte letztlich entschieden. Mit 11 : 11 stimmten sie gegen das überhöhte Dach und für ein Dach auf demselben Niveau wie die Nachbardächer.
Mit 15 : 7 Stimmen entschied man sich für den Bau einer 37 mal 5 Meter großen, zweistufigen, fast ebenerdigen Sonnenterrasse aus Beton neben dem Schwimmerbecken. Diese soll bis zu 100 Personen Platz bieten und ist mit 95 000 Euro angesetzt.
Einstimmig plädierten die Räte für den Bau einer Photovoltaikanlage, die ungefähr 37 000 Euro kosten wird. Mit nur fünf Ja-Stimmen wurde eine eigene Sicherheitsbeleuchtung für die beiden nächtlichen Feste im Sommer abgelehnt. Sie hätte knapp 16 000 Euro gekostet. Es muss dann wieder eine mobile Beleuchtung aufgebaut werden, um die Becken aus Sicherheitsgründen auszuleuchten.
Die veranschlagten Kosten für die jetzt beschlossene Lösung liegen bei insgesamt 1,832 Millionen Euro netto.
Karl Gruber hatte den Stadträten vor der Abstimmung letzte Einsparmöglichkeiten genannt: Ein Holzpultdach wäre 40 000 Euro billiger gewesen als das Betondach. Die Ersparnis wäre nicht größer ausgefallen, weil bei einem so leichten Dach die Bodenplatte statt 25 sogar 40 Zentimeter stark hätte werden müssen, um das Gebäude schwerer zu machen und es so gegen Auftrieb im Hochwasserfall zu sichern.
20 000 Euro hätte man sparen können, wenn man auf die Bewärmung der Arbeits- und der Sanitärräume verzichtet hätte. In den Sanitärräumen soll eine Fußbodenheizung mit Zementwerksabwärme betrieben werden. Im Kiosk soll die Lüftung eine elektrische Aufwärmmöglichkeit bekommen.
Weitere 14 000 Euro hätte man gespart, würde man auf den Hochwasserschutz im Kiosk verzichten. Jetzt ist vorgesehen, den Mittelteil mit den Kühlzellen durch wasserdichte Türen zu schützen.
Genug abgespeckt
Hans-Joachim Stadtmüller sagte vor der Abstimmung für die SPD, man sei gegen jegliche weiteren Sparversionen. Der Entwurf habe schon genug Einschnitte hinnehmen müssen. So war ursprünglich an eine Dachterrasse und ein Restaurant für den Ganzjahresbetrieb gedacht gewesen. Deutlich unter zwei Millionen Euro Bausumme werde man ohnehin nicht kommen. Die SPD plädiere aber für die optisch ansprechendere Lösung für das Eingangsdach.
Michael Hombach für die CSU und Thorsten Heßdörfer für die Freien Wähler sprachen weitgehend für die Lösung, die bei der Abstimmung am Ende gewann.
Armin Beck sagte, die Grünen seien immer skeptisch gegenüber ei-nem Neubau gewesen. Jetzt habe sich ihre Befürchtung bewahrheitet, indem die jetzige Lösung deutlich teurer und kleiner als die ursprüngliche Planung sei.
Zur Erinnerung: Als sich die Stadträte im Herbst 2014 unter Zeitdruck mit 11 : 9 Stimmen für den Abriss und den Neubau entschieden, sollte der Neubau nur wenig mehr kosten als eine Sanierung. Nach der damaligen groben Schätzung waren Abriss und Neubau mit knapp 1,2 Millionen Euro angesetzt, eine Sanierung mit 909 000 Euro – allerdings mit Unwägbarkeiten bei der Sanierung. Damals sollten die Funktionsgebäude auch die Sanitäranlagen für den Campingplatz enthalten.
Nun sei nicht mehr viel übrig vom Ursprungsentwurf, sagte Beck und ergänzte, die Grünen seien eigentlich für den Erhalt des Rondellos. Daneben könnte man lediglich die anderen Funktionsgebäude abreißen und neu bauen. Karl Gruber führte aus, das Rondello sei für einen Kiosk nicht leistungsfähig genug, weise Mängel auf und habe ein nicht nutzbares Obergeschoss.
Der Bürgermeister erwähnte in dem Zusammenhang, es gebe aktuell einen schriftlichen Antrag, die Funktionsgebäude und speziell das Rondello als typische Bauwerke der 1960er Jahre unter Denkmalschutz zu stellen. „Dazu wird die Stadt Stellung nehmen müssen.“