Wie stehen jüdische und christliche Jugendliche zu ihrer Religion? Unter dieser Leitfrage stand eine Diskussion des Fördervereins "Ehemalige Synagoge Laudenbach e.V." in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Bamberg-Land, die erstmals in der "Mühlecke" in Laudenbach stattfand.
Die Antwort vor etwa 50 Zuschauern gaben Lea und Shalin aus der jüdischen Gemeinde in Würzburg sowie Johannes Hain und Maja Hereth aus dem Johann-Schöner Gymnasium Karlstadt, die beide evangelisch sind. Die Diskussion war offen und selbst geführt.
Wie die Jugendlichen Religion für sich leben
Lea ist 18 Jahre alt und wohnt in Würzburg. Sie malt gerne und möchte bald Kommunikationsdesign studieren. Sie ist eine überzeugte Jüdin, trägt einen kleinen Davidstern als Halskette und geht offen auf die Menschen zu. Sie macht keinen Unterschied zwischen Juden und Christen. "Ich habe noch keine Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht", so Lea. Sie feiert in kleinen Gemeinschaften Sabbat und die Geschichte des jüdischen Lebens ist ihr sehr wichtig. Auf die Frage ob sie schon einmal in Israel war, antworte sie: "Ja, mit sieben Jahren, da dort die Verwandtschaft wohnt."
Shalin ist 16 Jahre alt und wohnt auch in Würzburg. Sie tanzt gerne und nimmt regelmäßig am "Jewrovision"-Songcontest teil. Ihr weiterer Lebensweg soll in Richtung Zahnmedizin gehen. Es ist ihr wichtig, zu wissen woher sie kommt und welche Vorfahren was erlebt haben. Doch seit drei Jahren trägt sie keinen Davidstern mehr. Sie ist vorsichtig im öffentlichen Leben, vielleicht auch ängstlich. "Ich treffe mich mit jüdischen als auch andern Freunden, aber nur in kleinen Gruppen". Auf die Frage: Warst du schon mal in Israel? Antwortet sie: "Ich war schon in Israel. Urlaub machen. ja. Aber dort wohnen möchte ich nicht."

Maja ist 17 Jahre alt und stammt aus Wiesenfeld. Sie tanzt gerne Ballett und will studieren. Ihr ist es wichtig, sich selber Gedanken zur Religion zu machen, nicht die Verantwortung abzugeben. Dennoch denkt sie, dass der Glaube Kraft und Hoffnung geben kann. Sie wünscht sich aber mehr Offenheit zum Thema Homosexualität.
Johannes ist 17 Jahre spielt gerne Fußball, Tennis und betreibt Kraftsport. In Zukunft will er ebenfalls studieren. Er hatte, wie viele, noch keinen persönlichen Kontakt zu Juden. Er kennt das Judentum nur aus der Geschichte und der Religion. Auf die Frage ob er gläubig sei, antwortetet er: "Nein, aber wann ist man gläubig?". Es fällt ihm schwer, über Glauben zu reden. Doch er kann sich vorstellen, dass der Glaube vielen Menschen Hilfe und Zuversicht geben kann.
Musikerinnen wollen jüdischen Komponisten näherbringen
Zwischendurch spielte das Ensemble "Canzonetta Daletta" mit den Musikern Monika Tschuschke (Gesang), Julian Becker (Harfe), Annette Wehnert (Barockvioline), Maria S. Becker (Blockflöten) und Heike ter Stal (Theorbe)
Die fünf Musiker haben in den verschiedensten europäischen und außereuropäischen Städten studiert und arbeiten seit Jahren mit mehreren Ensembles der Alten Musik zusammen. Für das Projekt "Begegnung in Wort und Klang" zum Jubiläumsjahr "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" haben sie sich in dieser Formation zusammengefunden. Ihr Ziel: die weltliche und religiöse Musik des jüdischen Komponisten Salomone Rossi einem breiteren Publikum näherbringen.