Von der Kleinstadt in die Medienmetropole Köln, von der Bäckereifachverkäuferin zur Schauspielerin. Wer bekannte „RTL II“-Steckenpferde wie die Pseudo-Doku-Soaps „Berlin Tag und Nacht“ oder „Köln 50667“ kennt, Sendungen, die im Dokumentationsstil über das gestellte Leben ihrer Darsteller berichten, bringt das kaum mit Gemünden in Verbindung.
Doch diese Art von Soaps verhalf einer jungen Frau aus der Stadt am Main zu Bekanntheit: Jennifer „JJ“ Fritzsch, 22, freiberufliche Schauspielerin, aufgewachsen in Gemünden und gelernte Bäckereifachverkäuferin. Mithilfe des berüchtigten Reality-TV hat sie den Sprung nach Köln und ins Fernsehen geschafft. Schon in ihrer Heimatstadt sei sie „berühmt-berüchtigt“ gewesen, sagt Jennifer Fritzsch. Die schauspielerische Karriere beginnt aber erst mit dem Umzug nach Köln. Mit dem Wunsch nach beruflicher Neu-Orientierung wagte sie vor zwei Jahren zusammen mit der besten Freundin Sandy Schierle den Tapetenwechsel von Gemünden in die Medienmetropole Köln.
Nicht umsonst ist Köln dafür bekannt, eine Plattform für aufstrebende Künstler zu sein. Doch nicht jeder unterstützte sie in diesem Vorhaben, es habe sogar „Wetten gegeben, wann wir zurückkommen würden“, erzählt Jennifer. Sie arbeitete zwar zwischendurch kurz wieder in Gemünden, aber tatsächlich zurückgekehrt ist sie nicht.
Zunächst sei sie „aus Spaß“ zu einem Casting zu einer der bekanntesten Film- und Fernsehproduktionsgesellschaften gegangen, „Filmpool“, und habe trotz fehlender Erfahrung als Schauspielerin prompt eine Rolle bekommen. Das sei „normalerweise erst nach ein bis zwei Jahren“ Schauspielerfahrung der Fall, aber die Produktionsfirma habe sie lustig, verrückt und „voll gut“ gefunden, berichtet Jennifer. Auch in oben genannter Pseudo-Doku-Soap „Köln 50667“ hatte sie mehrere Rollen, zunächst als Partygast, dann spielte sie sogar die Freundin einer der Hauptdarstellerinnen.
Thematisch beschränkt sie sich hauptsächlich auf Scripted Reality, also Pseudo-Dokumentationen aus dem vermeintlich realen Leben. Sie habe sowohl in Szenen mit Drehbuch und einem genau vorgegebenen Handlungsablauf mitgespielt als auch in Szenen, zu denen sie lediglich eine Hintergrundgeschichte vorgegeben bekommen habe.
Inzwischen kann Fritzsch auf einige TV-Shows zurückblicken. Erst im Sommer des vergangenen Jahres nahm sie an einer gestellten Singleshow in Ibiza namens „Kiss or Cash“ teil. Diese stellt, ähnlich dem Konzept der Sendung „Der Bachelor“, einem attraktiven Junggesellen einige hübsche Singlefrauen zur Auswahl. Dabei spielt sie eine klischeehafte Blondine, die sich mit fünf anderen Teilnehmerinnen um den Fliesenleger Dennis streitet, der erfolgreich den Eindruck vermittelt, nicht allzu intelligent zu sein.
Seit Sommer 2014 ist die 22-Jährige nun freiberufliche Schauspielerin und kann nach eigenen Angaben gut davon leben. 80 Euro pro Stunde verdiene man mitunter am Set, wobei ein Drehtag auch mal bis zu 24 Stunden dauern könne.
Was ihre berufliche Zukunft angeht, macht Fritzsch sich keine Sorgen. Es gebe „überhaupt gar keine Probleme“, an neue Rollen zu kommen, wenn man in dem Metier erst mal Fuß gefasst habe. Sie erhalte ständig Anfragen, beispielsweise auch vom bekannten Lifestyle-Magazin „taff“ auf ProSieben. Nur zu „Frauentausch“, einer Doku-Soap, in der zwei Frauen aus unterschiedlichem Umfeld für eine bestimmte Zeit die Familien tauschen, wolle sie nicht, denn da sei „man dann ja als Assi abgestempelt“.
Auch wenn viele nicht an sie geglaubt hätten, wie sie sagt, ist Jennifer Fritzsch stolz auf ihre Leistung und auf das, was sie geschafft hat.