„Kartoffel und Adel“ lautete das Thema im Gewölbekeller des Sendelbacher Schulmuseums. Kartoffelkönig Eduard I. (Eduard Stenger) hatte eingeladen und viele „Untertanen“ scharten sich um die festliche Tafel. Gleich zu Anfang legte der Herrscher fest, wie er sich den Abend vorstellte: Zuerst werde gegessen, hernach folge das „Offizium“ und dann könne sich „jeder frei bewegen“.
Passend zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen ließ der König dreierlei Sorten Fritzens-Bier kredenzen. Die Untertanen konnten wählen zwischen Fritzens Kartoffel-Bier, Brauer-Bier und Schwarzbier. Außerdem gab es „Qualitätswein aus dem Saarland“ aus dem auch eigens einige Gäste des Königs angereist waren.
Das „Hauptreferat“ des Abends hielt Professor Horst Schiffler, der seit elf Jahren König und Untertanen mit geistvollen und tiefsinnigen Vorträgen unterhält und nun „in Anerkennung seiner umfassenden Forschungen über die Geschichte der Kartoffel im Fürstentum Nassau-Saarbrücken“ vom Kartoffelkönig die Kartoffelmedaille „Grumbiere-Graf“ in Gold verliehen bekam. Schiffler beleuchtete – wie immer hintergründig – die Diskrepanz der Welten von Kartoffel und Adel. Als „neue Blume“ im 16. Jahrhundert aus der „Neuen Welt“ gekommen, dauerte es über 200 Jahre, bis die braune Knolle den Weg in die Töpfe und auf die Teller gefunden hatte. Beispielhaft dafür stellte Schiffler Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken heraus, der als 25-Jähriger in seinem Herrschaftsbereich den Kartoffelanbau intensivierte.
Das erste Mal zu Gast beim Jahrestreffen des „wohl exklusivsten Kartoffelclubs in Bayern und der Welt“ war Catharina Reichsgräfin von Ottweiler. Sie hatte mit dem „Wilhelm-Heinrich-Kartoffelbrot“ eine Spezialität aus dem ehemaligen Fürstentum Nassau-Saarbrücken mitgebracht und erzählte von ihrer bewegten Geschichte. Für ihre Verdienste als „Mittlerin zwischen Kartoffelregionen und ihrer Identifikation mit den Zielen des Kartoffelclubs ad usum potatonis“ überreichte Eduard I. ihr den „Grumbiere-Graf“ in Gold, die Kartoffelmedaille 2012.
Ohnehin war der Kartoffelkönig in Spendierlaune. Er hatte seinem Hofmarschall wieder ordentlich Arbeit „aufgedrückt“ und ihn – selbstverständlich auf dessen Kosten – Medaillen und Broschen anfertigen lassen. Mit einem Grinsen erklärte er in Richtung Gräfin, die ohne Gefolge erschienen war: „Ja, ohne Hofstaat ist man ein armer König.“
Eine weitere Auszeichnung erhielt Lutz Dathe, seit 2005 „Co-Referent beim Kartoffelclub“ und inzwischen Deutschlandweit Experte in Märchen. Er erzählte den Gästen die Geschichte von Hofnarr „Grundling“ dessen Leben traurig im Delirium des Kartoffelschnapses endete. „Wir verstehen uns glänzend, obwohl er ein Sachse ist“, freute sich der König und warf sich in die Brust: „Wir Franken sind ja weltoffen und tolerant.“ Für die Franken fange Bayern nämlich erst da an, „wo Männer auf der Bühne tanzen, sich auf die Schenkel klopfen und spitze Schreie ausstoßen“, erklärte Eduard I.
Eine besondere Auszeichnung verlieh er dann seinem „königlichen Hoffotografen“ Udo Kleinfelder. „Ohne seine großzügige Unterstützung über den langen Zeitraum von fast 30 Jahren wären viele Projekte des Lohrer Schulmuseums nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten ausführbar gewesen“, machte Eduard I., zugleich als Leiter des Sendelbacher Schulmuseums, deutlich.
Weitere Auszeichnungen gingen an Wulf Wedde, General der Infanterie i. R., Vermessungsdirektor Harald Raber vom Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen des Saarlandes, der dem Reich des Lohrer Kartoffelkönigs eine historische Dimension auf der Achse Saarland-Lohr-Potsdam zuwies, und Michael Abraham, Bürgermeister der Stadt Rehau, wo 1647 die ersten Kartoffeln feldmäßig angebaut wurden.