Südlich der Ruine des ehemaligen Zellinger Tanzcenters liegt ein scheunenartiges Gebäude, umgeben von alten, abgestellten Fahrzeugen, darunter ein Zirkuswagen und ein demolierter Omnibus. Da wirkt das, was auf dem nächsten Grundstück in den vergangenen Monaten entstanden ist, fast wie ein Fremdkörper: ein nagelneues Firmengebäude in moderner Architektur.
„Es kommen immer wieder Leute sogar bis ins Gebäude und fragen, was das hier ist“, berichtet der Inhaber und Geschäftsführer der CFK GmbH, Werner Friedrich (45), die hier ihren neuen Sitz gefunden hat. Das ist kein Wunder, denn noch gibt es kein Firmenschild. Und selbst aus diesem würde sich den meisten Betrachtern noch nicht erschließen, was diese Firma tut.
CFK ist die Abkürzung für Compter Kassen Fachhandel. Zu 85 Prozent bedient das Unternehmen Großbäckereien, die man sich etwa so groß vorstellen muss: 70 bis 80 Filialen, zehn Cafés und zwei angeschlossene Lebensmittelmärkte.
Nachschub für Filialen
CFK rüstet die Filialen mit Kassen aus, die wiederum an ein zentrales Computersystem angeschlossen sind. Auf diesem Weg teilen die Kassen sozusagen der Bäckerei mit, in welchem Zeitraum wie viele Brötchen, Brote oder Plunder verkauft wurden, damit von dort aus die richtigen Nachschubmengen in die Filialen geschickt werden können, wo sie benötigt werden.
Das Zellinger Unternehmen kauft die Hardware in Containern – also ohne Zwischenhändler – aus Fernost ein. In der Lagerhalle werden dann die Berührungsbildschirme, die Geldschubladen, die Kassenbondrucker, Kreditkartenlesegeräte, Waagen und Displays, die den Kunden den Preis anzeigen, ausgepackt. Minijobler bauen das Material zusammen.
Fürs eigentliche Kerngeschäft sind acht Fachinformatiker zuständig. Sie entwickeln die Software, die an die Bedürfnisse der Bäckerei angepasst ist. Beispielsweise richten sie Felder ein für Laugenbrezeln ohne Belag, für Laugenbrezeln mit Käse oder mit Salami . . . Das ist das wohl einfachste Beispiel für deren Tätigkeit.
Über die Kassen kann auch die Arbeitszeit erfasst werden. Es gibt Happy-Hour-Funktionen, Funktionen für unterschiedliche Mengenpreise, wenn beispielsweise es einen Rabatt auf drei der bereits zitierten Laugenstangen gibt, und vieles mehr.
Das System gibt nicht nur Aufträge für Bestellungen an die Warenwirtschaft weiter. Es plant die Touren, stellt auch Lieferscheine aus und registriert die Retourware.
Vom neuen Firmengebäude in Zellingen aus könne sich die Informatiker bei Problemen ins Netzwerk der Großbäckerei einwählen und aus der Ferne Fehler beheben.
Schließlich werden hier auch diejenigen geschult, die in der Großbäckerei das ganze System betreuen. Für sie gibt es in dem neuen Zellinger Firmengebäude nicht nur einen Schulungsraum, sondern auch Übernachtungszimmer. „Damit entfällt die Quartiersuche und nach dem gemütlichen Teil am Abend muss keiner mehr mit dem Taxi in seine Unterkunft fahren, wo die Betreuer dann verstreut übernachten würden“, erläuter Friedrich.
Auch Blumengroßhändler
Neben Bäckereien gehören vor allem Blumengroßhändler zu den Kunden von CKF. Schließlich gibt es noch einige normale Einzelhändler und selbst kleinere Gastronomen, die aus der Anfangszeit des Unternehmens stammen.
Begonnen hatte Werner Friedrich als Elektriker im Steuerungsbau. Als Techniker betreute er Registrierkassen für eine Würzburger Firma. 1990 gründete er in seinem Heimatort Retzstadt seine eigene Firma und vertrieb unterfrankenweit Kassen an die Gastronomie und den Handel. 1995 gab es eine Gesetzesänderung für Bewirtungsbelege. Wollten Außendienstler Belege als Quittung absetzen, benötigten die Belege aus Registrier- oder Kellnerkassen. „Das führte zu einem richtigen Boom“, erinnert sich Friedrich.
Er verpachtete seine Firma an eine Mitarbeiterin und stieg in die Projektierung von Filialvernetzung ein. Dabei ging es um die Schnittstellen zwischen der Warenwirtschaft, der Distribution und der Zeitwirtschaft.
2003 übernahm Friedrich seine Firma wieder. Der steigende Bedarf an Filialverwaltung führte zu einem zügigen Ausbau von CKF. Untergebracht war sie im eigenen Haus am Hönig 23, das Friedrich vorübergehend für das Retzstadter Telehausprojekt vermietet hatte. Er nahm die Fläche des ehemaligen Retzstadter Edeka-Markts hinzu. Zugleich reifte der Entschluss, neu zu bauen und damit das ganze Unternehmen unter einem Dach zu haben.
Auf 4000 Quadratmeter
Friedrich wurde in Zellingen fündig, wo er das jetzige, 4000 Quadratmeter große Grundstück kaufte. Eine Stahlhalle mit 26 mal 15 Metern dient als Lager und für die Softwareentwicklung. Ein Zwischenbau verbindet sie mit einem 25 mal 11 Meter großen Gebäude in Massivbauweise, in dem der Schulungsraum, ein Konferenzzimmer, ein Workcafé, das Chefzimmer und Gästezimmer untergebracht sind. Ein Teil kann auch entweder als Wohnung genutzt oder als Büro vermietet werden.