Mariä Himmelfahrt ist in Bayern überall dort Feiertag, wo die Mehrheit katholisch ist. So steht es im sogenannten Feiertagsgesetz. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn genauso ist es üblich, dass die evangelischen Gemeinden mitfeiern, wenn sie von katholischen Gemeinden umringt sind.
Im Landkreis Main-Spessart trifft dies auf zwei Gemeinden zu: Partenstein und Mittelsinn. In allen anderen Kommunen sind die Katholiken in der Mehrheit. So ist es in der offiziellen Feiertagskarte des Bayerischen Landesamts für Statistik verzeichnet. Dort steht blau für katholisch, weiß für evangelisch. Blau, das heißt also Mariä Himmelfahrt ist Feiertag, weiß, es ist ein Arbeitstag.
Mehr Katholiken in Thüngen
Bis vor ein paar Jahren war die Marktgemeinde Thüngen auch noch in der Gesellschaft der Gemeinden, in denen es eine überwiegend evangelische Bevölkerung gibt. Dies hat sich aber mit dem Zensus von 2011 geändert. Dieser weist für Thüngen 591 Katholiken aus, die Evangelen sind vier weniger. „Hurra“ mögen da manche rufen, denn damit ist Mariä Himmelfahrt auch in Thüngen von Rechts wegen eindeutig ein Feiertag.
Anders ist es in Mittelsinn und Partenstein. Dort dürfte es keinen Feiertag geben, so sagt es das Feiertagsgesetz. Die Praxis ist aber eine andere. „Schon immer war Mariä Himmelfahrt bei uns ein Feiertag“, sagt Bürgermeister Stephan Amend auf Anfrage. Dies habe die Gemeinde zusammen mit den Kirchen und den örtlichen Betrieben schon vor langer Zeit so beschlossen. Amend beruft sich auf die Tradition.
Amtsstuben müssten geöffnet sein
Einem Metzger oder Bäcker könne man eh nicht vorschreiben, ob er sein Geschäft öffnet, auch nicht, ob ein örtlicher Betrieb seine Arbeit an diesem Tag einstellt. Die Schulen haben Ferien, aber die Amtsstuben der Gemeinde müssten streng genommen geöffnet sein.
Dabei ist die evangelische Mehrheit in Partenstein nicht mehr so groß, wie sie einmal war. 1174 Katholiken stehen nach dem Zensus von 2011 1281 Evangelen gegenüber. Früher habe es noch eine Mehrheit von Dreiviertel für die Protestanten gegeben, erinnert sich Amend. Doch durch Zu- und Wegzüge und auch Austritte hätte sich das ausgeglichen. „Wir freuen uns über jeden, der zu uns kommt, da fragen wir nicht nach der Konfession“, so Amend.
Wichtig für die Ökumene
Ähnlich ist es in Mittelsinn. Auch dort wird Mariä Himmelfahrt gefeiert, obwohl es mehr Evangelische gibt – 500 laut Landesamt für Statistik. 287 Bürger sind katholischen Glaubens. „Der Feiertag ist wichtig für die Ökumene“, meint Bürgermeister Peter Paul. „Bei uns feiern die Evangelen die katholischen Feiertage und umgekehrt.“ Und streng genommen: Die Amtsstube von Bürgermeister Paul ist in der Verwaltungsgemeinschaft in Burgsinn. Dort ist Mariä Himmelfahrt wiederum offizieller Feiertag.
Aber was jetzt? Ist Mariä Himmelfahrt in Mittelsinn und Partenstein nun ein Feiertag? Die Pressestelle des Bayerischen Innenministerium antwortet, dass die Gesetzeslage in dieser Frage eindeutig ist. Wenn nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung 2011 mehr evangelische als katholische Einwohner gemeldet sind, ist in dieser Gemeinde Mariä Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag. Allerdings fällt die Schließung der Amtsstuben in die Organisationshoheit der Gemeinden im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts. Die jeweilige Gemeinde kann nach eigenem Ermessen entscheiden, ob sie an diesem Tag ihre Behörde öffnet oder nicht.
So bleibt's also, wie es ist. Mariä Himmelfahrt ist in Mittelsinn und Partenstein kein offizieller Feiertag, dafür aber ein freier Tag. Den meisten dürfte das egal sein.