Bei seinen Stunts legte Hermann Joha schon Wert auf das kalkulierte Risiko. Damit es bei seinem neuen Unternehmen nicht zum unkontrollierten Absturz kommt, engagierte er einen Fachmann: den gebürtigen Holländer Maarten Tielemann. Der leitet die Franziskushöhe in der Anfangsphase und übergibt sie dann an Angestellte seiner Firma HCM in Wißmannsdorf bei Bitburg, bis das einheimische Personal den eingespielten Betrieb übernehmen kann. Derzeit sind es 21 Mitarbeiter, fast nur aus der Region. Bis Ende August sollen es 30 sein.
Heute, Montag, 18. April, öffnet das Restaurant und der erste Hoteltrakt mit 17 Zimmern. Im Sommer sollen die nächsten Zimmer folgen und kommendes Jahr der Rest des Hauses auf der Franziskushöhe. Joha erhofft sich vom schrittweisen Ausbau auf die Bedürfnisse des Publikums besser reagieren zu können.
Übernachtungsgäste erwartet Tielemann hauptsächlich aus Nordrhein-Westfalen, dem Frankfurter Raum, den Benelux-Staaten, Großbritannien und den USA. Die ortsansässigen Unternehmen seien eingeladen, Seminare abzuhalten und nicht zuletzt will Joha die Franziskushöhe selbst für seine Stuntschule, Komparsenschulungen und Casting-Shows nutzen.
"Bevor ich von Köln eineinhalb Stunden in die Eifel fahre, bin ich lieber in zwei Stunden im Spessart", meint Joha. Dass er seinen Lebensabend - wie andere im Olivenhain in der Toskana - als Hoteldirektor in Lohr verbringt, kann er sich allerdings noch nicht vorstellen. Da gewinnt er lieber weitere Kunden durch seine Kontakte zur Filmbranche.
Mit reichhaltigen Möglichkeiten für "Outdoor-Aktivitäten" will Joha Sportcamps ansprechen und am Hang unter dem Hotel sieht er schon eine Freiluftarena entstehen. Joha träumt von dreitägigen Wochenendfestivals mit einer Mischung verschiedener Musikstile. Den Anfang wird die Klassik machen, weil er nicht sicher ist, ob nach der Rockfraktion der Rasen noch zumutbar sein wird.
Mit dem Restaurant will Joha aber auch Lohrer und Wanderer anlocken. Statt einer Speisekarte bietet es täglich wechselnde "Empfehlungen in Omas Küche". Mittelpunkt ist der Holzofen. Nachdem Joha diese Attraktion bei seinem Skiurlaub am Obertauern kennen gelernt hatte, orderte er sofort einen, um Spessartpizza mit Spessartholz zu backen.
Am vergangenen Samstag stellte der selbstbewusste Neuhotelier Hermann Joha das umgebaute Haus Franziskushöhe dem Lohrer Bürgermeister Siegfried Selinger, der Presse und den früheren Besitzern, den Franziskaner Nonnen, vor. Joha zeigte sich zwar unrasiert, aber stolz auf das Vertrauen, das ihm die geistlichen Schwestern geschenkt hatten. Er versprach ihnen auch auf ewige Zeiten Gratiskaffee.
Dankbar erinnerte sich Selinger an ebensolchen Gratiskaffee in früheren klösterlichen Zeiten. "Der Unterschied ist nur, das Sie ihn jetzt bezahlen müssen", beschied ihm Joha. Trotzdem lobte der Rathauschef das Haus als "guten Impuls für die Entwicklung der Stadt".
Die Franziskushöhe bietet zahlreiche Freizeiteinrichtungen und den Eltern die Gelegenheit, ihre Sprösslinge im Auge zu behalten. Sei es in der Zwergenstube neben dem Restaurant oder auf dem Spielplatz, der vor der Terrasse entstehen soll. Auch während der Nacht bleibt der Familienverband erhalten, wenn vorerst einzelne Zimmer - falls es sich bewährt, noch mehr - zusätzlich zum Doppelbett mit Stockbetten ausgestattet sind.