Montag- und Freitagvormittags ist Jule im Klassenzimmer dabei. Die sechsjährige Hündin darf sich frei bewegen, geht schon mal schnüffeln bei den Kindern und bereitet den Schülern damit sehr viel Freude. Dafür ist sie speziell ausgebildet, denn sie hat einen Test beim Deutschen Institut für die Hund-Mensch-Beziehung als "Prüfhund 201 deutschlandweit" im vergangenen Jahr als besonders gut geeignet bestanden.
Besonders gut geeignet heißt, sie ist in keiner Weise aggressiv und ausgesprochen freundlich im Umgang mit Menschen. Konkret ist Jule besonders gut geeignet für die Arbeit in der Schule.
Bei einer Befragung der Kinder von Kohls Klasse waren die Antworten nur positiv. Viele könnten sich besser konzentrieren, weil es ruhiger in der Klasse sei und es gebe viel weniger Streit, seit Jule da ist. Und vor allem ist es immer lustig mit Jule, denn sie ist ja oft zu Quatsch aufgelegt. "Sie sollte jeden Tag mit in die Schule kommen", so der Tenor der 23 Schüler der Klasse 3a. Dies zeigt, dass der Hund sich auch positiv auf das Sozialverhalten der Kinder auswirkt.
Ursprünglich kommt der Gedanke aus der Schweiz, in Deutschland ist es bislang noch weniger verbreitet. Eher bekannt ist, dass bei verhaltensgestörten und behinderten Kindern mit Tieren und speziell auch mit Hunden gearbeitet wird. "Was bei solchen Kindern hilft, kann doch für so genannte normale Kinder nicht schlecht sein", ist Kohl überzeugt.
Und der Erfolg gibt ihr Recht. Denn zusätzlich beteiligt sich Kohl an der Aktion "Keine Angst vorm großen Hund". Dies ist eine Unterrichtsstunde für dritte bis sechste Klassen und eine Initiative der Organisation "Hunde helfen Menschen". Auch das Bayerische Kultusministerium, die Evangelische Landeskirche, das Bundesgesundheitsministerium und viele andere Institutionen unterstützen diese Aktion, die in erster Linie den Kindern die Angst vor großen Hunden nehmen soll.
Angst der Eltern färbt ab
Kohl besucht dann mit ihrer Hündin Jule in ihrer Freizeit Schulklassen und spricht mit den Kindern die wichtigsten Regeln im Umgang mit Hunden an. So eine Stunde durfte die Klasse 4a der Grundschule Sendelbach am Mittwochmorgen erleben. Natürlich durften die Kinder dann auch alles ausprobieren wie schnüffeln lassen, streicheln und auch mal ein Leckerli geben. Aber auch ihre Sorgen und Ängste wurden angesprochen, denn die sollten ja durch diese Unterrichtsstunde gemindert werden.
"Meistens haben die Kinder mal ein schlechtes Erlebnis mit Hunden gehabt oder die Eltern haben Angst vor Hunden und das überträgt sich dann automatisch auf die Kinder", erzählt Kohl. Viele Schüler der vierten Klasse haben selbst einen Hund in der Familie, die meisten gingen offen auf Jule zu, einzelne zeigten ein bisschen Angst.
Bei Nachfrage ergab sich, dass die ängstlichen Kinder schon mal von einem großen Hund angesprungen oder gezwickt worden sind. "So ein bisschen hat es geholfen", erklärten die ängstlichen Schüler nach der Stunde, "jetzt wissen wir ja, wie wir uns verhalten müssen."
Wer Interesse an einer solchen Unterrichtsstunde hat, kann sich mit der Grundschule Sendelbach, Frau Isabell Kohl, in Verbindung setzen. Die Stunde ist kostenlos und nicht nur auf den Lohrer Raum beschränkt.