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RETZBACH: Kittelschürze, Haarnetz und Gummistiefel

RETZBACH

Kittelschürze, Haarnetz und Gummistiefel

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    Fränkische Urgewächse: Als Tratschweiber lieferten Babet und Auguste in Retzbach einen Kabarettauftritt im deftigen Dialekt über Gott und die Welt ab.
    Fränkische Urgewächse: Als Tratschweiber lieferten Babet und Auguste in Retzbach einen Kabarettauftritt im deftigen Dialekt über Gott und die Welt ab. Foto: Foto: Jürgen Kamm

    „Der hat ganz schö blöd g'schaut, dabei isser noch recht jung, wie wird des erst, wenn er alt ist?“ Babet und Auguste nahmen bei ihrem Kabarett-Auftritt zum Faschingsauftakt in Retzbach kein Blatt vor dem Mund.

    Den Kabarett-Abend nach dem Rathaussturm organisierte der Retzbacher Carnevalsclub. Das war dem Publikum auch anzusehen, von den knapp 70 Besuchern sind etwa 50 im Fasching aktiv – entweder beim RCC, dem Eisinger Faschingsvereins oder der Dettelbacher Karnevalsgesellschaft (DeKaGe)

    Eine vornehm-diplomatische Ausdrucksweise hätte den beiden fränkischen Urgewächsen aus Maßbach niemand abgenommen. Nicht bei diesen Klamotten: Unvorteilhafte Kittelschürzen und typische „Omablusen“, gekrönt von Haarnetzen. Babet zeigte dabei etwas Bein, geschmückt mit groben Wollsocken und Hausschlappen, Auguste setzte auf praktische Gummistiefel.

    Gemeinsam tratschten sie so im ersten Teil unter dem Motto „Ke Geld, ke Liab, äs gätt' uns schlacht, ober trotzdem komm' mer guat zuracht“ über das Leben im Allgemeinen und das von Senioren im Speziellen. Mittagspause, Weihnachtsgeld, Jahresurlaub“ – vergiss es, für Rentner gilt „Arbeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang“, jammerten sie schon fast um die Wette. Ihre Leute hätten ihr eigens ein größeres Wägelchen gekauft, so Auguste, damit sie mehr für die Brut einkaufen kann.

    Beim Leichenschmaus am Büfett einfach den deutschen Kaviar eingesteckt. Was den meisten Leuten peinlich wäre, wird genüsslich ausgewalzt, es war ja eh nur deutscher Kaviar. Selbst der Euro bekam sein Fett ab. Der sei eine schwere Geburt gewesen, mit langen Wehen und Steißlage, „besser man hätte ihn samt der Nachgeburt weggeschmissen“, ein Wunschkind sei er auch nicht gewesen. Dabei stehe „Euro dont“ auf mancher Zahnpasta-Tube, doch Helmut Kohl habe es nicht so mit Englisch und den Wink „Euro, besser nicht“ nicht verstanden.

    Überhaupt – die Politiker. Ihr Mann habe in Schweinfurt heiße Kugellager in kaltes Wasser getaucht und nun 500 Euro Rente, plauderte Auguste. Von einem Bekannten, der bei Opel Autoteile in Lack tauchte, wusste Babet – 1000 Euro Rente. Der Politiker, wohnhaft da hinten am Marktplatz, bekomme dagegen 5000 Euro, und der gar nichts getau(ch)gt. Beim gemeinsamen Auftritt griff Auguste sogar zur Gitarre, gemeinsam mit Babet sang sie „Der Kleine ist der Loser“.

    Mit „Hauptsach, wir sen gsund – da geht es rund“ war das Soloprogramm von Auguste im zweiten Teil überschrieben. Der Franzi schenke sie immer einer Flasche guten Wein zum Geburtstag – die trinke zwar gar keinen Alkohol, schenke ihr die Flasche aber immer zurück. Allerdings müsse sie sich immer schon überlegen, was ihr im nächsten Jahr schmeckt. Andere Bekannte kennzeichneten Weinflaschen nach jedem Umlauf mit Strichen und Kreuzen, da werde schon mal der Platz auf dem Etikett knapp.

    Hinter Auguste verbirgt sich Andrea Wehner, die früher in der Baufinanzierungsbranche arbeitete und im Leistungssport (Kegeln und Schwimmen) Erfolge bis zur europäischen Ebene feierte. Heute hat sie sich mit Kabarett und Singen ganz der Kleinkunst verschrieben. Babet heißt bürgerlich Gisela Klöffel und arbeitet eigentlich in einer Arztpraxis. Beide Dampfplauderinnen traten auch schon im Fasching auf, als Duo touren sie seit zehn Jahren mit Temperament und spitzen Zungen nicht nur durch Franken.

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