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KARLSTADT: Königin der Instrumente in Einzelteile zerlegt

KARLSTADT

Königin der Instrumente in Einzelteile zerlegt

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    Wer eine Orgel nur äußerlich kennt, ist überrascht, aus wie vielen Einzelteilen die Königin der Musikinstrumente im Inneren besteht. Die Orgel Opus 432 der Orgelbaufirma Steinmeyer aus dem Jahre 1891 liegt zurzeit in der Karlstadter Spitalkirche St. Jakobus. Der Orgelbauer i. R. Norbert Krieger aus Retzbach hat sie zerlegt für eine Restaurierung. Sie zieht von der Spitalkirche um in die Aussegnungskapelle auf dem Ostfriedhof. So ist die Idee.

    Manfred Goldkuhle, Kantor in der Stadtpfarrkirche St. Andreas, kennt das Innenleben einer Orgel. Jedes Teil, das zu seinen Füßen in der Spitalkirche liegt, die 243 Pfeifen, ob aus Weich- oder Hartholz oder aus feinem englischen Zinn, hat eine Funktion, um die Choräle und Kirchenliedern erschallen zu lassen. Nun gut: Die Steinmeyer-Orgel Opus 432 aus 1891 ist nicht nur in die Jahre gekommen, sondern hat auch an Qualität verloren. „Sie ist kein Konzertinstrument, um Choräle zu begleiten“, erläutert Goldkuhle: „Ihr fehlt das Volumen. Sie ist zu untertönig für die jetzige Liturgie mit Wechselgesang.“

    Manfred Goldkuhle spricht voller Hochachtung vom Hersteller G. F. Steinmeyer & Co. und nennt das Instrument „den Mercedes unter den Orgelbauern“. Gemeinsam mit Bernhard Maier, Vorsitzender des Fördervereins St. Andreas, der sich neben der sakralen Schätze in der Stadtpfarrkirche auch deren der Spitalkirche annimmt, kümmert er sich um die Finanzierung der Renovierung und den Kauf eines gebrauchten Instruments.

    Maier hat in der Geschichte der Opus 432 gegraben: „Die Freiherrliche Thüngensche Domänenverwaltung hat 1891 die Orgel bei der Orgel- und Harmonium-Fabrik von G. F. Steinmeyer in Oettingen für die katholische Schlosskirche in Thüngen bestellt.“ Der Preis: 1585 Mark. Sie wurde im August jenes Jahres in der Schlosskapelle aufgestellt. „Als die Karlstadter Pfarrei „Zur Hl. Familie sich Mitte der 1980er Jahre eine neue Orgel anschaffte, verkaufte sie ihre alte nach Thüngen, worauf die Steinmeyer-Orgel nach Karlstadt in die Spitalkirche kam“, erläutert Maier.

    Die weltbekannte Firma, die später unter G. F. Steinmeyer GmbH & Co. KG firmierte und 2001 an die Orgelbaufirma Göckel verkauft wurde, hat ihre 1891 gebauten Orgeln durchnummeriert von 416 bis 442, daher der Name Opus 432. Sie hat fünf Register – vier manuale und ein pedales Register.

    Norbert Krieger, Orgelbauer i. R. in Retzbach, wird die Steinmeyer-Orgel bei sich zwischenlagern, bis sie ihren neuen Platz in der Aussegnungshalle bekommt. „Das wird noch ein wenig dauern“, sagt Bürgermeister Paul Kruck auf Nachfrage, weil der Haushalt kein Geld für die Restaurierung hergibt. Er unterstütze allerdings Goldkuhles Idee mit der Aussegnungshalle, weil das historisch wertvolle Instrument in Karlstadt bleiben soll.

    Norbert Krieger ist seit zehn Jahren Organist in allen Karlstadter Kirchen, in Mühlbach und im Altenpflegeheim. Der 79-Jährige hat in den letzten Jahren eine Hausorgel aus Teilen zusammengebaut, die in 50 Jahren in seiner Werkstatt übrig geblieben sind. „Das hat Manfred Goldkuhle spitzbekommen“, erzählt der umtriebige Rentner. Für 20 000 Euro wechselt sie nun nach Karlstadt. „Ab kommendem Dienstag baue ich sie auf“, kündigt Krieger an. Sie hat siebeneinhalb Register – fünfeinhalb Manual- und zwei Pedalregister –, die für die Spitalkirche ausreichen. Manfred Goldkuhle erklärt die Wertigkeit der Krieger-Orgel: „Ein Register mit 56 Tönen kostet 10- bis 12 000 Euro. Wir sind also sehr dankbar, dass Norbert Krieger uns die Orgel für 20 000 Euro überlassen will.“ Die will der Förderverein St. Andreas mit Vorsitzendem Bernhard Maier beibringen.

    Am Jakobus-Tag, 25. Juli, soll sie zum ersten Mal in der Spitalkirche St. Jakobus erklingen.

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