„Witwenalarm“ lösen Volker Heissmann und Martin Rassau am Freitagabend in der vollbesetzten Turnhalle aus. Es sind Alarmglocken des Humors, auf die 700 Besucher zwei Stunden lang mit Lachsalven und größtem Vergnügen reagieren.
„We proudly present Heissmann und Rassau“ – so setzt Pfarrer Michael Nachtrab die Reihe der hochkarätig besetzten Kabarett- und Musikveranstaltungen des Diakonievereins in Zusammenarbeit mit RS-Promotion (Rudolf Schmitt) fort. Der Bewirtungserlös kommt der caritativen Vereinsarbeit zugute.
„Raus aus Mittelfranken“ habe man sich gedacht und sich über Landstraßen und Feldwege auf die Reise ins „fränkische Dubai“ gemacht, sagt Heissmann und betont: „Komiker kann man nicht lernen, Komiker muss man sein“. Und er behält recht: Der Auftritt gelingt zum Glanzstück. Das Franken-Duo setzt Pointe an Pointe und überrascht auch mit musikalischen Qualitäten.
Im rot-weiß-karierten Sakko (ursprünglich die Tischdecke vom Italiener) schmettert Heissmann, der mit fünfzehneinhalb Jahren noch die Maria im Kirchenchor sang, Frank Sinatras „Strangers in the night“.
„Was ist schlimmer, Känguruh-Hoden fressen oder ,Das Frühlingsfest der Grausamkeiten' mit Florian Silberscheißen schauen?“, frage man sich ob des miserablen TV-Angebots. Und „Bauer sucht Sau“ müsse nicht ins Fernsehen. „Fahrt nach Frammersbach, da laufen sie auf der Straße“, lautet der Seitenhieb auf die Nachbargemeinde. Denn auch der Lokalbezug darf nicht fehlen: Heissmann flirtet mit „Ingrid“ und auch das geistliche und politische Gemeindeoberhaupt werden nicht verschont.
Ins Visier geraten politische Obrigkeiten wie Merkel, die mit ihrer Neujahrsansprache das ganze Jahr versaut habe, Außenministerin Westerwelle oder der „Quadratschädel“ aus Ingolstadt. Ob als „Briefträger mit Bring- und Holschuld“ oder Chefarzt Dr. Zander mit Assistent Dr. Wurm (der doch nur als Metzger die Kantine beliefern wollte): Heissmann und Rassau sind grandiose Verwandlungskünstler in Kostüm, Rolle und Mimik.
Stürmischen Beifall ernten die Kultfiguren der biederen Kaltengrubers und bei „Waltraud und Mariechen“ gibt es kein Halten mehr. Waltraud (Martin Rassau) im schrillen Zebra-Look und Mariechen (Volker Heissmann) in zartem Lila zeigen alles, was Franken-Kabarett zu bieten hat. Waltraud gibt sich weltmännisch und arrogant, während Mariechen die zittrige und dümmliche Naive mimt.
Die fränkischen „Golden Girls“ bringen Stimmung auf den Würzburger Bahnhof. Sie lassen den Zug quer einfahren und die Frammersbacher Seniorengruppe hüpfen. Ob der modernen Medien versteht Mariechen die Welt nicht mehr: „Sau“ lautet ihr Kommentar darauf, dass Waltraud den USB-Stick reinsteckt und sich einen runter lädt. Und wie schade, dass das geklöppelte Fernsehdeckchen nicht mehr auf den Flatscreen passt.
Das Publikum ist begeistert, der Saal tobt. Aber sie sind es ja gewohnt, dass die Leute „mit dem Boden auf die Fäuste trommeln“. Die „kostenfreie Dreingabe“ lässt nicht lange auf sich warten und zum Abschied heißt es: „Danke sagt der Franke“. Heissmann und Rassau sind zwei Meister ihres Faches, die beweisen, dass entgegen landläufiger Meinung der Spaßfaktor auch in Franken zu Hause ist.
Am Freitag, 24. Juni 2011, stehen die „Zwei Franken für alle Fälle“ auf der Festzeltbühne in Rieneck. Karten verkauft die dortige Geschäftsstelle der Sparkasse Mainfranken.