Rund 150 Menschen haben sich am Samstag an einer Mahnwache auf dem oberen Marktplatz für Frieden, Demokratie und Freiheit und gegen den Krieg in der Ukraine beteiligt. Dazu aufgerufen hatte das "Lohrer Bündnis für Frieden und Demokratie". Dritte Bürgermeisterin Ruth Steger betonte: "Krieg ist nie eine Lösung, Krieg kennt nur Verlierer."
Dem auf Initiative der Lohrer Grünen entstandenen Bündnis gehören die Weiteren im Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen (außer der FDP), der Sozialverband VdK, der Eine-Welt-Verein Pamoja, die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden, die Gewerkschaft GEW, die Arbeiterwohlfahrt und die Freude und Förderer des Jugendzentrums an.
Der Karsamstag habe eine lange Tradition des Protestes gegen Krieg und Unterdrückung, sagte Grünen-Bezirksrätin Bärbel Imhof. Der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine sei grausam und fordere viele zivile Opfer. Die Solidarität gelte den Millionen Flüchtlingen und den Opfern aller anderen Kriege.
Unmögliches wahr geworden
"Seit 52 Tagen ist das in unseren Vorstellungen Unmögliche wahr geworden, seitdem herrscht Krieg in Europa", erklärte Ruth Steger. Das mache nicht nur traurig und wütend, "sondern verbreitet auch Angst und Unsicherheit". Die Bilder von zerbombten Städten und zivilen Opfern "sind nur schwer auszuhalten".
Tausendfach würden Familien auseinandergerissen. Alle seien tief bewegt und schockiert vom menschlichen Leid und der Widerwärtigkeit des Krieges, so die Dritte Bürgermeisterin. Die Menschen in Europa bewege aber auch die Entschlossenheit des ukrainischen Volkes, für seine Freiheit zu kämpfen. In Europa und der internationalen Staatengemeinschaft sei die Solidarität groß, die Ukraine in ihrem Kampf nicht allein zu lassen.
VdK-Kreisvorsitzender Franz Wolf erinnerte an die Gründung der Organisation als Verband für Kriegsopfer und Hinterbliebene nach dem Zweiten Weltkrieg. Zwischenzeitlich habe man den VdK für überflüssig gehalten, weil niemand mehr einen Verband für Kriegswitwen gebraucht habe. Der VdK habe sich daraufhin zum Sozialverband gewandelt.
Krieg ist nicht mehr exotisch
"Doch jetzt haben wir den Salat, jetzt haben wir Krieg in Europa", so Wolf. Der Bürgerkrieg in Jugoslawien habe im Westen zwar für Entsetzen gesorgt, "aber wir waren entspannt", denn ein Übergreifen habe niemand für möglich gehalten. Das sei jetzt anders: "Wir fühlen uns bedroht." Nach Wolfs Worten gab und gibt es immer Kriege auf der Welt, "aber das hat uns wenig gekümmert, denn sie waren immer weit weg". Jetzt sei der Krieg nicht mehr exotisch. "Wir müssen aufstehen und demonstrieren", forderte er.
Irina Gubanova ist aus Irpin geflohen, einer Stadt in der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew. In der väterlichen Linie sei sie Russin, in der mütterlichen Ukrainerin. "Das tut unheimlich weh, in der Ukraine gibt es viele Menschen wie mich."
Sie habe sich gefragt, was sei bei der Mahnwache sagen solle. Sie fühle sich wie Forrest Gump in dem gleichnamigen Film: "Es gibt eigentlich keine Worte, wie schlimm der Krieg ist, er macht die Menschen kaputt, er macht die Natur kaputt." Sie hoffe, dass sich etwas ändere, "wenn wir alle in eine Richtung denken".
Zwei Lennon-Lieder
Stadt- und Kreisrätin Mathilde Lembach trug das Gedicht "Der große Frieden" vor, das von amerikanischen Indianern aus der Zeit stammt, als ihnen ihr Land weggenommen wurde. Die Schriftstellerin Krystyna Kuhn las eine längere Passage aus einem ihrer Bücher, in der es um ukrainische Partisanen in Zweiten Weltkrieg geht. Ingrid Kracht und Andreas Paff sangen mehrere Friedenslieder, darunter "Imagine" und "Give peace a chance" von John Lennon.