"Weihnachten backt jedermann, zu Ostern nur der reiche Mann, zu Pfingsten nur, wer kann." Dieses Sprichwort hat in unseren Breiten heute keine Gültigkeit mehr. Es erinnert aber an eine Zeit, als die Menschen mit den Früchten der Erde haushalten mussten. Im Winter war die Vorratskammer gut gefüllt, im Frühjahr schon ein Großteil aufgebraucht. Zum Pfingstfest erwartete man bereits sehnsüchtig die neue Getreideernte, man musste mit schwarzem Brot vorlieb nehmen.
Der Karsamstag war früher eine Herausforderung für alle Hausfrauen, denn da wurden die Ostereier gefärbt sowie Osterkuchen und Gebildbrote gebacken. In Norddeutschland heißt der Tag bis heute "Kauckenbacktag". Die gefärbten Eier fanden schnell Abnehmer, denn die Klapperbuben forderten ihren Anteil. Die schweigenden Glocken hatten sie in den Kartagen mit ihren Ratschen ersetzt. Nun zogen sie von Haus zu Haus mit ihrem Spruch: "Wir haben geklappert für das Heilige Grab, drum gebt uns eine gute Gab. Wir hätten auch gern ein Osterei oder zwei oder drei und einen tüchtigen Osterwecken dabei."
Auch junge Mädchen schenkten ihrem Liebsten Eier. Die jeweilige Farbe übermittelte eine Botschaft: Grün signalisierte Hoffnung, Gelb drückte Eifersucht aus, Blau sollte die Treue beschwören und Rot bekräftigte ihre Liebe. Osterlämmer werden auch heute in vielen Familien gebacken. Das "Agnus Dei" - das Lamm Gottes ist Symbol für Jesus Christus.
Inzwischen hat sich aber der Osterhase als Symboltier für Ostern durchgesetzt. Erst um 1800 begann er seinen Siegeszug in die Osternester. Bei den Kirchenvätern dagegen war der Hase verpönt. Man sollte ihn nicht einmal verspeisen, weil er angeblich sinnlich macht. Wie aber der Hase zum Osterhasen wurde, erklärt eine populäre, aber zweifelhafte Theorie.
Abgeleitet sei der Osterhase von einem misslungenen Ostergebildbrot. Ein Osterlamm habe sich im Backofen so verformt, dass es als Osterhase gedeutet worden sei. Zweifelhaft ist auch die Theorie, der Name "Ostern" leite sich von einer germanischen Frühlingsgöttin "Ostara" ab. Inzwischen ist wissenschaftlich geklärt, dass eine Ostara unbewiesen ist.
Der wohl älteste literarische Beleg für das Wort "Ostern" findet sich bei Beda Venerabilis im Jahr 738 mit "Eostro". Das Wort bedeutet Morgenröte und ist vom Wortstamm "ausos" abgeleitet, der im Griechischen zu "eos" und im Lateinischen zu "aurora" geführt hat. Im Althochdeutschen bildete sich Eostro zu "ostarum" und im Altenglischen zu "eastron". "Niemand soll in dieser Nacht schlafen, sondern wach bleiben bis zur Morgenröte", ist in den Canones Hippolyti über die Osternacht zu lesen.
Die Speisesegnung am Ostersonntag geht auf das 12. Jahrhundert zurück. "Vor dem Osterhochamte werden appetitliche Speisekörbe, gefüllt mit Schinken, feinen Wecken, Salz, Kren und roten Eiern in Mengen in die Kirche zur Segnung gebracht. Inmitten aber thront ein allerliebstes, lockiges Osterlämmlein mit der Siegesfahne", beschreibt eine bayerische Volkskunde aus dem Jahr 1875.
Hefezöpfe, Hefekränze, Osterbrote (Rezept ist auf dieser Seite), Osterfladen, Ostermänner mit eingebackenem Osterei, Hasen, Hähne und Hennen werden auch heute noch von Bäckereien angeboten. Aus der Reihe tanzt aber die Bäckerei Schenk in Ostheim. Zu Tausenden verlassen dort Störche aus Hefeteig den Backofen zu Ostern. Selbst Goethe und sein Landesherr Carl August ließen sich an Ostern 1780 und 1782 in Ostheim die Störche schmecken.