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Lohr: Lohr: Ist Weg zu neuem Radweg nach Partenstein versperrt?

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Lohr: Ist Weg zu neuem Radweg nach Partenstein versperrt?

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    Die Stadt Lohr plant seit rund zwei Jahren im Auftrag des Staatlichen Bauamtes einen Radweg im Talgrund Richtung Partenstein. Doch jetzt gibt es Stimmen, die gravierende Probleme beim Grunderwerb voraussagen.
    Die Stadt Lohr plant seit rund zwei Jahren im Auftrag des Staatlichen Bauamtes einen Radweg im Talgrund Richtung Partenstein. Doch jetzt gibt es Stimmen, die gravierende Probleme beim Grunderwerb voraussagen. Foto: Johannes Ungemach

    Scheitert der seit fast 25 Jahren von der Stadt angestrebte und zuletzt intensiv geplante Bau eines Radwegs im Talgrund Richtung Partenstein auf der Zielgeraden? Es gibt Stimmen, die genau das vorhersagen. Sie prophezeien, dass der Grunderwerb zum Knackpunkt wird. Die Stadt indes zeigt sich weiterhin zuversichtlich.

    Manch einer jedoch bringt bereits wieder die so genannte "Bergvariante" ins Spiel, also den Ausbau des bislang als Radweg genutzten und knackige Steigungen aufweisenden Schotterweges weiter oben im Hang. In diesem Fall hätte die Stadt freilich mehrere zehntausend Euro für die bisherige Planung der Talvariante in den Sand gesetzt.

    Doch der Reihe nach: Seit 1996 will die Stadt einen neuen Radweg ins Lohrtal bauen. Er soll die Lücke zum von Partensteiner Seite her schon lange fertiggestellten Weg schließen. Doch über viele Jahre ging bei dem Projekt nichts vorwärts, unter anderem, so hieß es aus dem Rathaus, weil sich beim Grunderwerb Probleme abzeichneten.

    Staat trägt Großteil der Kosten

    Aber dann gelang es der Stadt, ein bis dahin als Knackpunkt geltendes Grundstück zu kaufen. Die Planung des auf 1,5 Millionen Euro veranschlagten Radwegbaus nahm Fahrt auf. Dazu schloss die Stadt vor gut zwei Jahren eine Vereinbarung mit dem Staatlichen Bauamt. Sie sieht vor, dass sich die Stadt um Planung und Realisierung kümmert. Das Bauamt sicherte zu, einen Großteil aller Kosten zu tragen, da der Radweg als Anhang der nahen B 276 zu sehen ist.

    Die Stadt arbeitet seither mit Fachbüros am Planfeststellungsverfahren und auch schon am in Sachen Artenschutz vorgeschriebenen Ausgleich. Eine Trasse von der Roten Mühle bis zum Werk II der Bosch Rexroth AG ist gefunden. Sie ist rund 2,3 Kilometer lang.

    Gespräche mit Schlüsselfiguren

    Mit Blick auf den erforderlichen Grunderwerb habe man zwar nicht mit allen Eigentümern gesprochen, wohl aber mit "Schlüsselfiguren", hieß und heißt es aus dem Rathaus. Die Stadt war und ist also zuversichtlich, die für den Bau des Radwegs benötigten Grundstücke kaufen zu können. Doch womöglich gibt es mittlerweile ein neues Schlüsselgrundstück.

    Dieser Ansicht jedenfalls sind einige Stadträte. Das wurde jüngst deutlich, als es im Stadtrat um die Frage ging, wie viel Geld für 2020 für den Fortgang der Radwegplanung einzuplanen ist. Ernst Herr und Michael Kleinfeller (beide CSU) ließen dabei ihre Erkenntnisse durchblicken, wonach ein entscheidender Grundbesitzer seine Fläche auf keinen Fall an die Stadt verkaufen werde. "Wir werden mit der Talvariante niemals weiterkommen", sagte Kleinfeller.

    Er forderte, die Planung so lange auf Eis zu legen, bis die Stadt alle Grundstücke gekauft hat. Alternativ solle man sich schon mal Gedanken über die "Bergvariante" machen. In die gleiche Kerbe schlug Herr. Man dürfe für die Planung der Talvariante keinen einzigen weiteren Auftrag mehr vergeben. Erst müsse geklärt werden, ob die Stadt an die benötigten Flächen komme, so Herr.

    Revanche eines Eigentümers?

    Doch was ist überhaupt der Grund dafür, dass der Grunderwerb nun plötzlich doch wieder zum Problem werden soll? Öffentlich will sich dazu niemand so recht äußern. Die Sache hänge, so deutete Kleinfeller in der Sitzung an, mit einer Entscheidung des Stadtrates aus dem Jahr 2018 zusammen.

    Damals stimmte das Gremium mit knapper Mehrheit den Plänen des Landratsamtes zu, wonach ein Großteil der als ökologisch hochwertig geltenden "Sackenbacher Wiese" unter Schutz gestellt werden soll.

    Diese Entscheidung missfiel etlichen Eigentümern der Flächen zwischen Sackenbach und Lindig. Einer dieser Eigentümer besitzt auch eine Wiese im Lohrtal. Sie könnte laut Kleinfeller nun zum Sperrgrundstück für den Radwegbau werden.

    Derzeit keine Aussage

    Der Eigentümer der Fläche wollte sich auf Anfrage der Redaktion nicht näher äußern. Er sagte nur, dass sich die Stadt bislang wegen des Radwegbaus und eines dafür erforderlichen Grunderwerbs bei ihm noch nicht gemeldet habe. Zur Frage, ob er überhaupt bereit wäre, Flächen an die Stadt zu verkaufen, wolle er sich nicht äußern.

    Wie der städtische Pressesprecher Dieter Daus auf Anfrage erklärte, "lässt sich nicht garantieren", dass die Stadt alle für den Radweg benötigten Grundstücke erwerben kann. Bürgermeister Mario Paul hatte für den Fall, dass sich Eigentümer verweigern, bereits vor längerer Zeit die Möglichkeit einer Enteignung ins Spiel gebracht, wenngleich natürlich niemand diese Karte ziehen wolle.

    Sollte die bereits beschlossene Talvariante am Grunderwerb scheitern, müsse der Stadtrat neu entscheiden. In diesem Fall wäre laut Daus beispielsweise die Bergvariante denkbar. Zwar führe auch sie teilweise über private Grundstücke, jedoch sehe man hier "Lösungsmöglichkeiten", so Daus.

    Ungeachtet der nach den Aussagen einiger Stadträte zu befürchtenden Probleme beim Grunderwerb will die Stadt jedoch zunächst einmal mit der Talvariante weitermachen. Für Planung und Grunderwerb sind allein im Jahr 2020 rund 85 000 Euro vorgesehen.

    Hintergrund: Planung für den RadwegDie aktuelle Planung für den Lückenschluss des Radwegs von Lohr Richtung Partenstein sieht einen rund 2,4 Kilometer langen Neubau vor. Er soll beginnend auf Höhe des Werks II der Bosch Rexroth AG weitgehend steigungsfrei in der Talaue bis zur "Roten Mühle" verlaufen. Dort soll er an den von Partenstein her bereits gebauten Radweg anknüpfen. Der Radweg soll auch für landwirtschaftliche Fahrzeuge benutzbar sein und daher 4,5 Meter breit werden. Es sind auch zwei Brücken vorgesehen, die sogar 6,5 Meter breit werden sollen. Im Stadtrat habe es wegen der Dimensionen bei früherer Sitzungen deutliche Kritik. Doch die Planer verwiesen auf Vorschriften, unter anderem zum Begegnungsverkehr in Kurven. Für den Bau wird eine Fläche von rund drei Hektar benötigt. Knapp ein Hektar gehört der Stadt bereits, rund zwei Hektar muss sie noch kaufen, zumeist von Privatbesitzern. Da der Radweg teilweise durch ökologisch hochwertige Bereiche führen soll, ist ein Ausgleich von insgesamt rund 1,7 Hektar vorgesehen. Es sollen dazu im Bereich des Lohrtals Wiesenflächen extensiviert und neue Tümpel angelegt werden.

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