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Lohr: Lohrer Faschingsumzug im Jahr 1891: Welche Kostüme und Themen waren damals angesagt?

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Lohrer Faschingsumzug im Jahr 1891: Welche Kostüme und Themen waren damals angesagt?

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    Eine Faschingsveranstaltung der Lohrer Höheren Töchterschule, schätzungsweise um 1905.
    Eine Faschingsveranstaltung der Lohrer Höheren Töchterschule, schätzungsweise um 1905. Foto: Höhere Töchterschule Lohr

    Die Lohrer verstanden es schon früher, Fasching ausgelassen und intensiv zu feiern. Das wird auch an folgender Bekanntmachung des damaligen Stadtmagistrats aus dem Lohrer Anzeiger von Februar 1854 deutlich: "Im Interesse des öffentlichen Anstandes und der Sittlichkeit wird bei herannahender Fastnacht hiermit veröffentlicht, daß nur solide und anständige Maskenumzüge auf der Straße oder sonst an öffentlichen Plätzen geduldet werden. Jede unanständige Kleidung oder sonstiges unsittliches und rohes Benehmen hat die Verhaftung und Bestrafung des Excedenten zur Folge."

    Bei den karnevalistischen Veranstaltungen standen wie auch heute vor allem lokale Ereignisse im Mittelpunkt. Daneben wurden auch die deutsch-politischen Begebenheiten in den Fasching einbezogen und als willkommener Anlass zu heiteren Darbietungen begrüßt. Von politischer Satire war man allerdings weit entfernt.

    Von weit größerer Bedeutung als heutzutage waren die Festumzüge. Ein für damalige Verhältnisse sehr großer Umzug war etwa der von 1891. Ein Redakteur des Lohrer Anzeigers sah den großen Faschingszug als Beweis für den "kräftigen Tropfen rheinischen Blutes der Churmainzischen Väter" in den Adern der Lohrer.

    Prinzenpaar und Harlekin

    Nach Beschreibung des damaligen Artikels zog voran ein berittener Herold, begleitet von einem Harlekin zu Fuß, dem die "niedliche" Prinzengarde mit Gewehren und Trommeln sowie das prinzliche Musikcorps folgten. An sie schloss sich der vom Eislaufverein Lohr dekorierte Prinzenwagen an, auf dem sich Prinz Karneval nebst Gemahlin und dessen Nebenherrscher "Gambrinus" den Zuschauenden präsentierten. Dieser war gefolgt vom Wagen des närrischen Ministeriums "dessen bedächtiger Lenker mit aller Vorsicht zu Werke ging, um zu den bestehenden Ministerkrisen nicht noch eine Neue zu schaffen".

    Eine Einladung zur "Fastnachts-Vorstellung" im Lohrer Sanatorium Luitpoldheim am 14. Februar 1909.
    Eine Einladung zur "Fastnachts-Vorstellung" im Lohrer Sanatorium Luitpoldheim am 14. Februar 1909. Foto: Sanatorium Luitpoldheim Lohr

    Als Übergang zum Volkstümlichen folgte laut Text nun ein Wagen von Salontiroler aus dem Hochgebirge, die es sich bei "gutem Stoff" und ihrer Pfeife "recht wohl schmecken ließen". Ihm folgten die Wagengruppe des Lohrer Bürgervereins "Dr. Storch und Kompanie" und ein Schiff auf Rädern, bemannt mit rudernden Matrosen, einem Koch und allem, was zu einem richtigen Schiff gehört.

    Erster Weltkrieg bereite Faschingstreiben ein Ende

    Nach diesem vom Kriegerverein arrangierten Schiff kam die Gruppe "Buffalo Bill" der Turngemeinde Lohr. Ihre Darbietungen fanden besonderen Anklang beim Publikum und wurden als die gelungenste Gruppe des Zuges bewertet. An sie schlossen sich noch der Wagen der Jagdgesellschaft aus dem Spessart (Spessartverein), die Wiener Damenkapelle (Lohrer Musiker als Frauen verkleidet), der "Amerikanische Circus Kobra" des Turnvereins Lohr, die "Churmainzer Artillerie" der Freiwilligen Feuerwehr und schließlich "ein sehr gelungener Wagen mit einer Junggesellenausstellung und englischen Touristen auf einer Reise nach dem Luftkurort Pflochsbach".

    "Thier-Masken", aus dem Versandangebot eines Thüringer Geschäftes; gefunden im Göpfertfundus in Lohr.
    "Thier-Masken", aus dem Versandangebot eines Thüringer Geschäftes; gefunden im Göpfertfundus in Lohr. Foto: Göpfertfundus Lohr

    Den Schluss bildete ein Gefährt mit "einem Prachtkleeblatt von Kaffeeschwestern, die sich abwechselnd bei Klatsch und Kartenspiel ihr Leibgetränk recht gut schmecken ließen und davon ganze Ströme in sich hineingossen". Der Festzug von 1891 war laut Lohrer Anzeiger ein voller Erfolg, da viele Tausend Besucherinnen und Besucher der nahen und fernen Umgebung angereist waren, um ihn zu sehen. Der Besucherandrang war so groß, dass am Abend des Faschingsdienstags Lohr "leergegessen" und bei keinem Wirt mehr Platz zum Einstellen der Pferde war.

    Doch diesem jährlichen Karnevalstreiben machte der Beginn des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende. Nun bestimmten düstere Themen das öffentliche Leben wie Heldengedenk- und Totenfeiern. Angst und Not breiteten sich aus. Damit war auch für Fasching die "gute alte Zeit" vorbei.

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