Jeweils einstimmig wurden am Donnerstagabend im „Schönbrunnen“ in der von knapp 20 Leuten besuchten Jahresversammlung der Lohrer Grünen die Vorstandsposten neu besetzt. Mit dabei war auch Bürgermeister Mario Paul, der im Wahlkampf von den Grünen und der SPD unterstützt worden war.
Zur Vorsitzenden wurde erneut Bärbel Imhof gewählt. Den bislang nicht existierenden Stellvertreterposten bekam Diana Pechlaner. Webmaster wurden Erno Hirvelä und Julian Hauptmann. Ferner wurde beschlossen, dass die fünf Stadträte der Grünen automatisch dem Vorstand angehören. Unbesetzt blieb der Posten des Veranstaltungskoordinators.
Lebendiger Ortsverband
Der Ortsverband der Grünen sei „sehr lebendig“, habe eine „gute und intensive Diskussionskultur“, sagte Vorsitzende Imhof. Die Grünen wollen ihren Worten zufolge „sichtbarer werden“, beispielsweise durch den Besuch von Einrichtungen aller Art, Bürgergespräche oder Stammtische. Außerdem seien eine eigene Internethomepage sowie Auftritte bei Facebook oder Twitter notwendig.
Imhof erinnerte an einige Anträge, die die Grünen im Stadtrat auf den Weg gebracht haben: Aufklärung der Umstände des Lohrer Kunstpreises durch den Rechnungsprüfungsausschuss („Der Abschlussbericht liegt wohl jetzt vor und wir warten gespannt auf die Antworten“); Anträge zum Thema Asyl („Wir stehen zu einer Willkommenskultur“); Gewerbeflächenressourcenmanagement („Damit soll verhindert werden, dass irgendwo auf der grünen Wiese irgendwelche Flächen inflationär ausgewiesen werden“); Stärkung des Tourismus durch Rundwanderwegsergänzung am Galgen; Umsetzung eines umfassenden Verkehrskonzeptes. Ein weiterer Antrag hänge noch in der „Pipeline“, so Imhof: Bewerbung der Stadt Lohr als Fairtradetown („Handelspolitik ist immer auch Flüchtlingspolitik“).
Mit Blick auf das Thema Flüchtlinge sagte Bürgermeister Paul, mit der Unterbringung von Asylbewerbern im ehemaligen Bürgermeisterhaus habe man für das Gebäude eine sinnvolle Nutzung gefunden. Aber man dürfe nicht nur die Unterbringung sehen, ganz wichtig sei auch die Integrationsleistung, beispielsweise der Kindergärten und Schulen. Paul freute sich, dass es „endlich gelungen“ sei, in der Stadtverwaltung einen Referenten für Familie, Kinder und junge Menschen zu installieren.
Aber auch das Jugendzentrum sei nach wie vor „ein ganz wichtiger Baustein unserer Jugendarbeit“.
Die Stadtratsarbeit beleuchtete Fraktionsvorsitzender Wolfgang Weis. „Die ganz fetten Jahre sind vorbei“, sagte er vor dem Hintergrund der Entwicklungen bei Lohrs größtem Arbeitgeber Bosch Rexroth und eines sich leerenden „Kornspeichers“ aufgrund der Großprojekte Stadt- und Gärtnerstraßenhalle. Begonnene Projekte sollen laut Weis zu Ende gebracht werden; dazu zählte er auch das geplante Baugebiet südlich der Steinfelder Straße in Sendelbach, das laut Paul voraussichtlich 2017 erschlossen werden soll. Allerdings, so Weis, müsse man sich in den kommenden 20 Jahren verstärkt der Innenentwicklung widmen und bis zu 20 Prozent erwartete Leerstände „ins Positive umkehren“.
Grüne gegen neue Baugebiete
Laut Imhof fordern alle Stadtratsfraktionen außer den Grünen neue Baugebiete. Ihrer Ansicht nach darf die Stadt aber „keinen müden Euro in ein neues Baugebiet stecken“. Gerold Wandera ging noch einen Schritt weiter. Auch für das Sendelbacher Gebiet sah er keinen Bedarf. Es sei weit abgelegen, teuer und in der Lindigsiedlung stünden „X Häuser und Wohnungen“ leer.
Holger Groschel wollte wissen, wie lange der Haushalt der Stadt Lohr noch ausgeglichen sei. Ihm musste Bürgermeister Paul sagen, dass die Stadt bereits heuer einen Kredit von über drei Millionen Euro aufgenommen habe – „die Stadthalle schlägt hier doch zu Buche“. Wann das Landratsamt eingreife, hakte Groschel nach. Das lasse sich nicht so pauschal sagen, meinte Paul. Wichtig sei, „dass wir eine Zuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt schaffen“.