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Lohr: Lohrer Stadtrat ist jetzt "Schneider frei"

Lohr

Lohrer Stadtrat ist jetzt "Schneider frei"

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    Als Dank für die 21-jährige Arbeit im Stadtrat und die Unterstützung dafür überreichte Bürgermeister Mario Paul (links) Präsente an den zurückgetretenen Matthias Schneider und dessen Ehefrau Elke.
    Als Dank für die 21-jährige Arbeit im Stadtrat und die Unterstützung dafür überreichte Bürgermeister Mario Paul (links) Präsente an den zurückgetretenen Matthias Schneider und dessen Ehefrau Elke. Foto: Johannes Ungemach

    Mehrfacher Stabwechsel im Lohrer Stadtrat: Matthias Schneider (60), seit 21 Jahren im Gremium und seit 18 Jahren Vorsitzender der CSU-Fraktion, wurde am Mittwochabend auf eigenen Wunsch aus dem politischen Ehrenamt entlassen. Als Nachrücker in der CSU-Fraktion wurde gleich im Anschluss Ernst Herr vereidigt. Die Führung der Fraktion übernimmt Frank Seubert. Den Vorsitz des Rechnungsprüfungsausschusses hat Ruth Emrich (SPD) von Schneider übernommen.

    Bürgermeister Mario Paul vereidigte Ernst Herr als Nachrücker für den auf eigenen Wunsch aus dem Stadtrat ausgeschiedenen Matthias Schneider.
    Bürgermeister Mario Paul vereidigte Ernst Herr als Nachrücker für den auf eigenen Wunsch aus dem Stadtrat ausgeschiedenen Matthias Schneider. Foto: Johannes Ungemach

    Der Abschied Schneiders kam überraschend, war der er doch seit vielen Jahren einer der akribischsten und eifrigsten Vertreter der Bürger. Dieser Linie blieb er auch bei seinem Abschied aus dem Gremium treu: Ein letztes Mal hatte Schneider eine ausgefeilte Rede zu Papier gebracht, mit deren Vortrag er diesmal persönliche Bilanz zog und seinen Rückzug erklärte.

    "Schleichender Prozess"

    Der Schritt sei ihm nicht leicht gefallen, sagte Schneider, zwischendurch merklich angefasst. Die 21 Jahre im Stadtrat seien eine "arbeitsintensive, interessante, manchmal nervenaufreibende, aber auch eine schöne, konstruktive, bewegende und auch oftmals emotionale Zeit" gewesen. Er habe sein Mandat mit Herzblut ausgeübt. Doch in einem "schleichenden Prozess" sei er nun zu dem Entschluss gekommen, dass die Zeit für den Rückzug aus der Stadtpolitik gekommen sei.

    Ausschlaggebend seien dabei neben der beruflichen Belastung als Qualitätsmanager bei Bosch Rexroth und der Aufgabe in der jahrelangen Pflege Familienangehöriger auch die Beanspruchung durch jahrzehntelanges Vereinsengagement beispielsweise im Mopper-Fasching oder im Anglerclub gewesen. Neben dem Beruf und dem Ehrenamt gebe es schließlich auch noch Hobbys und ein Familienleben. Mit stockender Stimme dankte Schneider seiner Frau Elke, die ihm über Jahrzehnte Unterstützung und Rückendeckung gegeben habe.

    Viele unterschätzten den zeitlichen Aufwand, den ein Stadtratsmandat mit sich bringe, wenn, wie für ihn, "100 Prozent Einsatz Normalität" seien, sagte Schneider. Man könne diesen Einsatz nur leisten, wenn man "immer volle Batterien" und einen gesunden Ausgleich habe. Wenn der eigene Akku jedoch nicht mehr voll geladen sei und es noch dazu gesundheitliche Signale gebe, müsse man kürzer treten und neue Prioritäten setzen. Dies wolle und müsse er nun tun.

    "Dankeschön von meiner Seite, dass ich 21 Jahre unsere Stadt mitentwickeln durfte", sagte Schneider über die Zeit, in der er drei Bürgermeister erlebt habe, "die nicht unterschiedlicher hätten sein können" und in der im Stadtrat viele Projekte angestoßen worden seien. Er habe die Zusammenarbeit im Stadtrat als sachlich, respektvoll und konstruktiv empfunden, auch wenn "oftmals konträr diskutiert" worden sei.

    "Mister 100 Prozent"

    An die Adresse der Ratskritiker sagte Schneider, dass sich diese zur Wahl stellen mögen. "Dann wird man sehen, dass die Welt nämlich anders aussieht, als man vorher glaubte." Den verbleibenden Räten und Nachrücker Herr wünschte er nicht nur viel Nervenstärke und eine offene Diskussionskultur, sondern auch "noch viele zukunftsorientierte Entscheidungen für unser Lohr" sowie "mehr Zeit für das Zwischenmenschliche nach den Sitzungen".

    Stadträte, anwesende Verwaltungsmitarbeiter und Besucher quittierten Schneiders Rede stehend mit Applaus. Bürgermeister Mario Paul sprach von einem "unglaublichen und hochanerkennenswerten Engagement", das Schneider in all den Jahren gezeigt habe. Als "Mister 100 Prozent" sei Schneider teils besser vorbereitet gewesen als die Verwaltung selbst, immer jedoch auch "Mensch geblieben".

    Für die CSU-Fraktion sagte Brigitte Kuhn als dienstältestes Mitglied, dass man Schneider gerne zum Verbleib überredet hätte, seine Beweggründe jedoch respektiere. Schneider habe keinen Einsatz gescheut und die Fraktion als Perfektionist "mit Bravour" geführt. Der Stadtrat sei nun "Schneider frei" sagte Kuhn. Für den Rechnungsprüfungsausschuss dankte Petra Gryglewski Schneider für seine Arbeit: "Es war super." Direkt im Anschluss an Schneiders Verabschiedung nahm Bürgermeister Paul dem Nachrücker Ernst Herr den Amtseid ab. Dieser gehörte dem Stadtrat bereits von 2008 bis zur Kommunalwahl 2020 an.

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