In einen überdimensionalen Konzertsaal verwandelte „I am from Austria“ das Lohrer Festzelt am Montagabend: Mit Schmankerln aus der österreichischen Musikküche, die das Lebensgefühl einer ganzen Generation verkörpern, feierten die sechs Vollblutmusiker aus dem Chiemgau fünf Stunden lang die große Zeit des Austropop.
Konzert statt Party
Um es gleich vorweg zu nehmen: Party- und Schunkelklassiker sind es nicht, die das Sextett aus hochkarätigen Musikern, allesamt Mitglieder anderer Formationen, im Gepäck hat. Das war auch nicht beabsichtigt, wie Festwirt Franz Widmann gegen 23 Uhr gegenüber der Main-Post klarstellte. „Die hervorragende Kapelle war nicht als Party-, sondern als Konzertband verpflichtet. Eine Band, die alle Erwartungen voll erfüllt hat.“ Dem stimmte auch Festwochenbeauftragter Dieter Daus uneingeschränkt zu. Widmann versprach ein Wiedersehen und Wiederhören mit „I am from Austria“ und zwar „exklusiv in Lohr“.
Wer einen brodelnden Hexenkessel wie zu Jukebox-Zeiten erwartet hatte, lag falsch. Apropos „Jukebox“: Sebastian Bednarz, Ex-Mitglied der ehemaligen Lohrer Kultband, fasste seinen überaus positiven Eindruck von der Qualität der „Traummusik“ in zwei Worte: „Brachial geil“. Worin sehen die Künstler selbst ihre Mission? „Wir kommen aus Bayern und spielen Musik aus Österreich in Lohr“, klärte Martin Zunhammer (Klavier und Akkordeon) zunächst die Geografie. Dass Leute den ganzen Abend über auf den Bänken stehen, sei nicht das Ziel ihrer Bierzelt-Premiere gewesen. „Wir wollen, dass die Leute musikalisch was vom Abend haben“, betonte Zunhammer, der sich angenehm überrascht von der „sympathischen Aufnahme durch Gäste und Veranstalter“ zeigte. Das neue Projekt der ansonsten reinen STS-Coverband sei aus Liebe zur österreichischen Musik geboren worden. Chart-Stürmer von DJ Ötzi, der Spider Murphy Gang oder Andreas Gabalier, auf die das Publikum begeistert reagierte, nannte der Musiker scherzhaft „kleine Ausrutscher“.
Mitsing-Klassiker
Dass 6000 Zeltgäste die Mitsing-Klassiker lieben, wurde spür- und hörbar. Authentische, stilechte Coverversionen vom Steiermark-Trio STS, von Austria 3 (Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Rainhard Fendrich) oder Peter Cornelius – jeder für sich mit hohem Wiedererkennungswert - standen für wechselnde Gefühlslagen: Während melancholische Titel wie „Großvater“ oder „Weus'd a Herz hast wi a Bergwerk“ zum Zuhören und Genießen einluden, war die anschließende Aufforderung der Band „Alle Festgäste, Hochzeitsgäste und Badegäste auf die Bänke“ nahezu überflüssig. Spätestens bei „Fürstenfeld“, „Schifoan“ und „Zwickt's mi“ sang und klatschten die Festbesucher fröhlich und ausgelassen mit.
Rhythmischer Applaus und Bravo-Rufe ließen die Band erst nach vielfachen Zugaben ziehen. Fazit: Die „Überdosis G'fühl“ der mit Herz und Hand gemachten Musik kam uneingeschränkt zurück.