Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Karlstadt
Icon Pfeil nach unten

KARLSTADT: Mit Glas und Krug in den Katzenturm?

KARLSTADT

Mit Glas und Krug in den Katzenturm?

    • |
    • |
    Brauereigeschichte: Franz Knoth (links) aus Karlstadt hat in 30 Jahren alles über Frankenbräu und Löwenbräu gesammelt, was er bekommen konnte. Er würde seine Sammlung für eine Dauerausstellung dem Museum zur Verfügung stellen, worüber sich Museumsbetreuer Georg Büttner freut. Es muss nur ein Platz gefunden werden.
    Brauereigeschichte: Franz Knoth (links) aus Karlstadt hat in 30 Jahren alles über Frankenbräu und Löwenbräu gesammelt, was er bekommen konnte. Er würde seine Sammlung für eine Dauerausstellung dem Museum zur Verfügung stellen, worüber sich Museumsbetreuer Georg Büttner freut. Es muss nur ein Platz gefunden werden. Foto: Foto: Martina Amkreutz-Götz

    Es ist lange her, dass per Dekret der Weinanbau in Karlstadt geschützt werden musste vor zu viel Bierkonsum und dass es Löwenbräu und Frankenbräu schafften, nebeneinander in Karlstadt gut zu existieren. Mit der Schließung der Frankenbräu am heutigen Schnellertor im Jahre 1988 starb eine 200 Jahre lange Bierbrautradition. Nur Sammler halten die Erinnerung wach.

    Einer ist Franz Knoth, der von sich wohl behaupten kann, die meisten Exponate in den vergangenen 30 Jahren vor der Vernichtung gerettet zu haben. Mit seinem Krügen, Gläsern, Werbeschildern und Gaststättenutensilien rettet der 74-jährige Karlstadter ein Stück Karlstadter Geschichte vor dem Vergessen. Nun möchte er seine Sammlung aus dem eigenen Wohnhaus ausquartieren – für eine Dauerausstellung in Karlstadt. Dann würde er sie auch dem Historischen Verein schenken. „Nur in einem abgeschlossenen Keller sollen diese Stücke nicht verschwinden“, so seine Bedingung.

    Kreisheimatpfleger Georg Büttner, der für den Historischen Verein ehrenamtlich das Stadtgeschichte-Museum betreut und den Vorstand über Knoths mögliche Schenkung informiert, schreitet fast andächtig die Stufen hinab zu Knoths Keller. Schon an der Wand im Flur hängen Schilder aus früheren Gasthaustagen. „Heute Ruhetag“, alte Kalender und Qualitätsprüfungen neben original Fassböden. Unten angekommen, sieht Büttner das Prunkstück der Sammlung: zwei von Franz Knoth extra aufgestellte Glasvitrinen für den Schatz: original Löwen- und Frankenbräu-Gläser, ein Dutzend unterschiedliche Bierflaschen mit Bügelverschluss für den großen und kleineren Durst, Kapselheber zum Öffnen, alte Aschenbecher, nachgebaute Spielzeug-Bierfahrzeuge und Werbeartikel wie Frankenbräu-Inhaber Alois Friesers Flaak-Aktion.

    Sauber verwahrt

    Im anderen Schrank verwahrt der 74-Jährige unzählige Tonkrüge mit Halbliter- und Litervolumen mit und ohne Aufschriften und Bilder. Hier stehen auch leere, aber etikettierte Flaschen und ein Plastiktragerl für den Sechserpack anno 1980. In einem anderen Raum lagert der Karlstadter Sammler vier Frankenbräu-Biergarnituren. Säuberlich eingeklebt hat Knoth seine umfangreiche Etikettensammlung und ordentlich sortiert die Bierdeckel beider Brauereien.

    Franz Knoth hat alles akribisch aufgelistet, fotografiert und – für einen leidenschaftlichen Sammler nicht ungewöhnlich – jedes Glas, jeden Krug und jede Flasche mit einem Infokärtchen versehen. Man könnte Knoths Sammlung mit etwa 2500 Einzelexponaten einpacken und gleich wieder an einem neuen Ort aufstellen, ohne die übliche Arbeit der Museumsbetreuer, alle Exponate noch untersuchen, analysieren und dokumentieren zu müssen, damit dem unwissenden Betrachter auf einem Blick erläutert wird, was vor ihm steht.

    Doch wohin mit all den Erinnerungsstücken Karlstadter Brauwesens und Gastlichkeit? Hier ist auch Museumsbetreuer Georg Büttner ratlos. Im Stadtgeschichtemuseum in der Hauptstraße 11 ist kein Platz. Das Schwestergebäude Hauptstraße 9 mit der Tourist-Information im Erdgeschoss muss erst noch langwierig restauriert werden. Hier hat zudem Dr. Jürgen Lenssen, Kunst- und Baureferent der Diözese, ein Auge auf das Gebäude für eine Außenstelle des Diözesanmuseums geworfen.

    Im Fokus des Historischen Vereins steht seit Jahren der stattliche Katzenturm, auch schon, als noch die Bundesgemeinschaft der ehemaligen Sturmartilleristen ihre Militariaschau über alle Stockwerke aufgebaut hatte. Seit Sommer 2008 steht die Schau im brandenburgischen Jötebog, der Turm ist leer bis auf das oberste Stockwerk, in dem die Türmer Georg Büttner und Alfred Dill einheimische und auswärtige Besucher einen herrlichen Panoramablick über Karlstadt erleben lassen.

    Die Pläne, den Turm als Dependance des Museums zu nutzen, hatte Wolfgang Merklein, Vorsitzender des Historischen Vereins, gemeinsam mit einem Nutzungsentwurf von Archivpfleger Manfred Schneider schon 2009 Bürgermeister Paul Kruck vorgelegt (wir berichteten).

    Alte Berufe darstellen

    Der Katzenturm wäre fertig, erklärt Karlstadts Bauamtsleiter Herbert Werthmann auf Nachfrage der Main-Post. Die Stiegen und Handläufe sind gesichert und können weiter genutzt werden. Die Elektrik ist neu verlegt. Der Katzenturm dürfte wegen einer fehlende Toilette eigentlich nur für eine museale Ausstellung genutzt werden. Knoths Exponate würden ins Konzept Schneiders passen: die Darstellung der Berufe im alten Karlstadt. Georg Büttner gibt allerdings zu bedenken, dass die Zeit seit 2008 auch unaufhaltsam für die Mitglieder des Historischen Vereins davongeeilt sei. „Wir Ehrenamtliche sind nicht jünger geworden. Wir benötigen zur Bestückung die Hilfe der Stadt Karlstadt.“ Büttner schlägt einen runden Tisch zwischen Verwaltung und Historischem Verein vor. Bürgermeister Paul Kruck versprach, nun mit Wolfgang Merklein konkrete Gespräche zu führen.

    Franken- und Löwenbräu

    In Karlstadt existierten jahrzehntelang zwei Brauereien mit Gaststätten. Die Löwenbräu und die Frankenbräu waren große Arbeitgeber in Stadt und Umland. Beide Braustätten pumpten ihr Wasser zum Bierbrauen aus Brunnen, die heute noch nachweisbar sind. Der Viehmarkt an der heutigen Alten Bahnhofstraße brachte den Karlstadter Gaststätten durstige Kunden und gute Einnahmen.

    Die Brauerfamilie Siligmüller verfügte über ausgedehnte Ländereien im Stadtgraben, heute Schnellertor-Anlage, und gründete mit Georg Franz Siligmüller 1790 die Frankenbräu – zunächst in der späteren Frama-Malzfabrik, dann in eigenen Gebäuden vor der Stadt, im Stadtgraben. Sein Enkel Philipp übernahm 1862 die Brauerei. Dessen Sohn Georg begründete eine Bierdynastie in den USA, ein weiterer Sohn im russischen St. Petersburg, ein dritter, Christian, gründete die Löwenbräu. Der vierte Sohn Anton Michael übernahm die Frankenbräu und holte sich als Teilhaber den Bierbrauer Alois Hock. Mit knapp 54 Jahren starb Anton Siligmüller 1918 bei einer Kur in Bad Kissingen. Seine Witwe Emilie und Alois Hock führten die Brauerei.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg – die Brauereigebäude waren beschossen worden – modernisierten ihre Söhne den Wirtschaftsbetrieb. 1962 wurde die Brauereiwirtschaft mit Kegelbahn und Garten neu gebaut. Von den Brüdern Philipp und Ferdinand Siligmüller übernahm 1972 Schwiegersohn Alois Frieser, Diplom-Bierbrauer, mit seiner Frau Margarete die Verantwortung. Zwei Jahre vor dem 200. Jubiläum blieb dem Ehepaar nur die Versteigerung. Ab Anfang der 90er Jahre wurden die Gebäude abgerissen für die Tiefgarage und sowie für eine Wohn- und Geschäftsanlage Schnellertor.

    1872 baute Anton Huller auf dem späteren Gelände der Löwenbräu an der Ringstraße das heute noch stehende rote Backsteinhaus vor dem EP-Markt. Hullers Bierwirtschaft aus dem Jahre 1875 übernahm 1881 Christian Siligmüller. In dieser Zeit bis 1885 soll er die Löwenbräu dort gegründet haben.

    1902 bis 1921 ist der Junggeselle Emil Haas in der Brauerei. Ihm gehörte bis 1919 auch das Mühlbacher Gasthaus „Zur Karlsburg“. Haas verkaufte die Löwenbräu 1921 an Friedrich Küsswetter an. Nach einem tödlichen Treppensturz führte seine Witwe mit den Kindern die Brauerei weiter, die Küsswetters Schwiegersohn, der Chirurg Dr. Karl Janda, 1972 an die Arnsteiner Bender-Brauerei verkauft.

    Bis nach Frankfurt reichte das Vertriebsnetz der Löwenbräu. In Karlstadt aber hatte die Frankenbräu die Nase vorn. Text: matz

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden