„Ach, das ist doch eine herrliche Arbeit“ – Rudhard Kirsch ist in seinem Element. Der 73 Jährige steht auf dem Frammersbacher Kohlemeiler, um ihn für den großen Moment am Sonntagnachmittag zu präparieren. Sein Mithelfer Volker Rill wirft ihm von unten die Grassoden zu, mit denen Meiler abgedeckt wird. Fabian Müller trägt zum gleichen Zweck körbeweise Laub auf den Holzberg. Am Sonntag wird der Meiler um 15 Uhr entzündet – im Rahmen des traditionsreichen Frammersbacher Köhlerfestes.
Für Kirsch ist es der 46. Meiler, den er mit aufbaut und anschließend betreibt. Dementsprechend routiniert gehen ihm und den anderen Frammersbacher Köhlern die Arbeiten von der Hand. Die rund 25 Ster Buchenholz haben die Helfer bereits vor Wochen zur klassischen Meilerform aufgeschichtet. In der Mitte hat der Holzberg ein Loch, den rund 30 Zentimeter dicken Kamin. Von dort wird sich die am Sonntag eingefüllte Glut in die Buchenscheite hineinfressen.
Der Meiler brennt beziehungsweise glimmt dann, von Köhlern rund um die Uhr bewacht und per Regelung der Luftzufuhr gesteuert, über das Fest hinaus bis Donnerstag. Erst dann ist die Glut fertig. Verkauft wird die wegen ihrer Qualität begehrte Ware voraussichtlich in der Woche darauf. Den Termin gibt der Kegelsportclub Frammersbach, der das Fest veranstaltet, rechtzeitig in der Presse bekannt.
Das Fest gibt es seit 1971. Mit ihm pflegen die Frammersbacher ein Jahrtausende altes Handwerk. Die Köhlerei war bis ins 19. Jahrhundert im Spessart ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor. Allerdings wurde die Kohle damals nicht auf Grills gelegt, sondern für die Verhüttung von Metallen oder auch von Dorf- und Hufschmieden verwendet – und natürlich auch von Frammersbacher Heimschneidern, die ihre Bügeleisen damit beheizten.
Um 1815 waren in Frammersbach noch 35 Köhler tätig. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängte die günstigere Steinkohle die Holzkohle zusehends. Doch in Frammersbach pflegt man die Tradition bis heute, weswegen Besucher am Wochenende auf dem Festplatz am Richtung Wiesen gelegenen Kohlemeiler das alte Handwerk hautnah miterleben können. Der Kohlenmeiler wird am Sonntag entzündet.
Zum Auftakt wird das Köhlerfest heuer am Freitagabend einen deutlich irischen Einschlag haben. Zwar musste die auf Celtic Rock spezialisierte Formation An Cat Dubh aus Darmstadt krankheitsbedingt absagen, jedoch haben die Organisatoren des KSC Frammersbach mit der Irish-Folk-Band „Cobblestones“ aus Berlin, die ab 20.30 Uhr spielt, einen adäquaten Ersatz gefunden. Ab etwa 23 Uhr entern „Shock out“ aus Lohr und Umgebung die Bühne. Sie spielen bis zum frühen Morgen Rock aus allen Genrerichtungen.
Am Samstagabend geht es rockig weiter mit Jack's Friends. Die vier Musiker aus Neuhütten und Umgebung sind seit über zehn Jahren in verschiedenen Bands in der Region unterwegs und haben sich der hand- und hausgemachten Livemusik verschrieben. Der Festbetrieb beginnt am Samstag schon um 15 Uhr.
Der Frühschoppen mit Blasmusik eröffnet den Pfingstsonntag. Der Festbetrieb beginnt um 10.30 Uhr und wird ab 11 Uhr von der Frammersbacher Blaskapelle musikalisch gestaltet. Gegen 15 Uhr wird der Kohlenmeiler entzündet. Im Anschluss spielen bis in den Abend hinein „Die Wiesthaler“.
Am Pfingstmontag geht es mit dem Frühschoppen weiter. Ab 11 Uhr spielt die Partensteiner Blechlawine frischen, modernen Blasmusik-Arrangements. Um den musikalischen Festausklang kümmern sich am Nachmittag die Frammersbacher Lokalmatadoren Extra 3 mit Rock-Klassikern und Party-Hits.
Infos im Internet unter
www.koehlerfest-frammersbach.de