Im Schuljahr 2021 ist sie gestartet: die Montessori Schule Main-Spessart, kurz Momas. Aktuell besuchen 33 Kinder aus dem ganzen Landkreis, auch aus Marktheidenfeld und gar aus Wertheim, die Einrichtung in den ehemaligen Räumen der St.-Nikolaus-Schule im Lohrer Stadtteil Wombach. Das nun zu Ende gehende dritte Schuljahr war für die Neugründung jedoch ganz offensichtlich das bislang schwierigste. Zwischendurch, so war aus der Schulfamilie zu hören, sei es "drunter und drüber" gegangen. Von einem regulären Schulbetrieb habe zum Teil nicht mehr die Rede sein können.
Die Schulverantwortlichen räumen eine mehrwöchige Phase mit großen personellen Problemen ein, weisen einen Teil der Schilderungen jedoch zurück. Mittlerweile habe sich die Schule personell komplett neu aufgestellt und den Betrieb stabilisiert. Man strebe stetiges Wachstum und den Aufbau einer Sekundarstufe, also eine Erweiterung über die Grundschuljahre hinaus an. Das alles schildern Nicole Scherg, eine der Gründerinnen des Trägervereins der Privatschule, sowie die neue Schulleiterin Brigitte Wagner gegenüber der Redaktion.
Schilderungen aus der Schulfamilie
Anlass des Gesprächs waren an die Redaktion herangetragene Schilderungen zu Abläufen in der Schule. Dabei war die Rede davon, dass an der Momas aufgrund von Personalmangel im großen Stil Unterricht ausgefallen sei. Zeitweise hätten die Eltern erst sonntags per Rundmail erfahren, wann in der darauffolgenden Woche Unterricht stattfinde. Über längere Zeit sei die Schulleitung ohne Ersatz ausgefallen, so die Schilderungen. Um wenigstens eine Grundbetreuung bieten zu können, hätten teilweise Eltern ohne pädagogische Ausbildung Klassen beaufsichtigt, schildert eine Frau. Namentlich genannt werden will niemand derjenigen, die mit den Abläufen unzufrieden waren. Die Rede ist jedoch davon, dass manche Eltern ihre Kinder aufgrund der Turbulenzen während des Schuljahres von der Schule genommen hätten.
Das bestätigt Schulvertreterin Nicole Scherg. Drei Familien hätten ihre Kinder abgemeldet. Allerdings habe es während des Schuljahres auch zwei Neuzugänge gegeben. Dass es größere Probleme im Schulbetrieb gegeben hat, verhehlt Scherg nicht. Sie spricht von rund vier Wochen mit massiven Personalproblemen. In dieser Zeit seien die beiden Vollzeit-Lehrkräfte krankheitsbedingt ausgefallen. Das Team habe zu diesem Zeitpunkt nur noch aus einer Teilzeit-Lehrkraft und drei pädagogischen Fachkräften bestanden, die ebenfalls in Teilzeit arbeiteten.
Improvisation im Schulalltag
Weil das verbliebene Personal nicht ausgereicht habe, um dem Montessori-Konzept entsprechend beide Lerngruppen mit je zwei Mitarbeitern zu besetzen, habe man "auf Zuruf improvisieren müssen – das war einfach so", bestätigt Scherg die Schilderungen. Man habe zwar kurzfristig Personalersatz gefunden, aber nur in Teilzeit. Das habe nicht ausgereicht, um den kompletten Ausfall der Haupt-Lehrkräfte aufzufangen, so Scherg. Hinzugekommen seien "Spannungen innerhalb des Teams".
Was jedoch nicht stimme, sei, dass pädagogisch nicht ausgebildete Eltern alleine in der Klassenbetreuung eingesetzt gewesen seien, sagt Scherg. Sie ist im erweiterten Vorstand des Trägervereins engagiert und dort für die Pressearbeit zuständig. Eltern hätten die regulären Kräfte "höchstens mal unterstützt", sagt Scherg über die Zustände. Die Montessori-Schule sei nicht die einzige Schule, die Personalengpässe meistern müsse, führt sie weiter aus. Zwar habe man bei der Bewältigung der Probleme in engem und gutem Austausch mit dem Staatlichen Schulamt gestanden. Da man eine Privatschule sei, habe das Amt jedoch keine sogenannte mobile Reserve schicken können. Dabei handelt es sich um im staatlichen Schulsystem vorgehaltene Lehrkräfte, die als Springer Personalausfälle kompensieren sollen.

"Wir sind für Personalersatz an Privatschulen nicht zuständig"; sagt Karin Auth, Leiterin des Schulamts Main-Spessart. Sie schildert, dass sich mehrere Eltern von Kindern an der Montessori-Schule bei ihr oder der Regierung von Unterfranken über die Zustände dort beschwert hätten. Das Schulamt hat die Fachaufsicht auch für die Privatschulen.
Sie könne solche Elternbeschwerden verstehen, sagt Auth. Es habe eine gewisse Unsicherheit und Unmut geherrscht. Allerdings seien die Personalausfälle zu einer Zeit um Ostern herum gewesen, als aufgrund einer Grippewelle auch an staatlichen Schulen teilweise größere Personalengpässe "nichts Außergewöhnliches" gewesen seien, berichtet Auth. Auch an staatlichen Schulen sei zu jener Zeit Unterricht ausgefallen, "in ganz wenigen Fällen" auch tageweise, so Auth.
Dazu, dass laut Schilderungen an der Montessori-Schule Eltern ohne pädagogische Ausbildung in der Klassenbetreuung zum Einsatz gekommen sein sollen, sagt Auth, dass für alle angestellten Lehrkräfte die Qualifikation nachgewiesen werden müsse. Das Konzept einer Montessori-Schule sehe jedoch auch eine stärkere Einbindung von Eltern vor. Dass Eltern alleine eine Klasse betreut hätten, sei ihrer Kenntnis nach jedoch "wenn überhaupt, dann höchstens an einem Tag der Fall gewesen", so Auth.
48 Schüler im neuen Schuljahr

Man habe mittlerweile in Brigitte Wagner eine neue, sehr erfahrene Schulleiterin gefunden. Die geborene Fürtherin ist 62 Jahre alt und eigenen Worten zufolge schon etliche Jahre an Montessori-Schulen tätig. Davor sei sie 20 Jahre im staatlichen Schuldienst gewesen. Ihren Wechsel zur Montessori-Pädagogik erklärt sie damit, dass es ihr widerstrebt habe, im klassischen Schulsystem Schüler auch zur "Unzeit" schematisch bewerten und benoten zu müssen. In einer Montessori-Schule gebe es diesen zeitlichen Zwang und Notendruck nicht. Als ihre Hauptaufgabe an der Wombacher Montessori-Schule sieht sie mit Blick auf das neue Schuljahr das Bilden eines Teams aus dem neu zusammengestellten Personal.
Die Suche nach weiteren Lehrkräften für das neue Schuljahr stehe kurz vor dem Abschluss, berichtet Scherg. Anfangs sei es als neu gegründete Schule schwierig gewesen, gutes Personal zu finden. Mittlerweile sei man als Schule gefestigter und bekannter, was die Personalsuche erleichtere.
Zum neuen Schuljahr wird die Schule laut Scherg um eine Lerngruppe auf dann drei und um 15 Schülerinnen und Schüler auf dann 48 wachsen. Es gebe gar eine Warteliste, schildert Scherg die Nachfrage. "Das ist Bestätigung für uns." Ziel sei, dass die Montessori-Schule langsam, aber stetig weiterwachse. "Wir konsolidieren jetzt, festigen unsere Strukturen und bauen nach oben aus", beschreibt Scherg den Plan.
Die Montessori-PädagogikDie nach der italienischen Ärztin Maria Montessori (1870-1952) benannte Reformpädagogik orientiert sich an der individuellen Entwicklung eines Kindes und seinen jeweiligen Lernbedürfnissen. Das Leitmotiv lautet: "Hilf mir, es selbst zu tun."Die Montessori-Schule Main-Spessart hat sich nach eigener Darstellung überdies das Thema Achtsamkeit als Schwerpunkt gesetzt. Ziel sei es, die persönliche Integrität, Beziehungsfähigkeit und Kompetenz der Kinder zu fördern. Jedes Kind soll beim Lernen seinem eigenen Rhythmus folgen und Schwierigkeiten eigenständig überwinden.Noten gibt es an der Montessori-Schule nicht. Abschlussprüfungen müssen die Schüler jedoch wie an "normalen" Schulen absolvieren. Bei einem Schulwechsel sind Tests zum Leistungsstand zu absolvieren. joun