Die Lohrer Tafel ist nach den Worten von Bürgermeister Mario Paul ein Beweis dafür, dass Menschen die Not ihrer Mitmenschen sehen und sich ihrer annehmen. Dekan Till Roth, der Vorsitzende des Diakonischen Werks Lohr, hat kürzlich die neuen Räume der Tafel an der Pommernstraße 6 in der Lindig-Siedlung gesegnet.
Die Tafel ist ein Projekt des Diakonischen Werks. Nach den Worten von Projektleiter Michael Donath ist die Diakonie wesentlich für die evangelische Kirche. Sie sei ganz bewusst ein Sozialdienst der Kirche. Dazu gehöre auch die Segnung der Räume. Derzeit sind nach seinen Angaben 400 Tafelscheine ausgegeben, die für 923 Personen stehen, 555 Erwachsene und 368 Kinder. Nicht alle kämen jede Woche, könnten aber grundsätzlich Lebensmittel von der Tafel erhalten. An die Pommernstraße umgezogen ist die Lebensmittelausgabe der Tafel, Verwaltung und Beratungsdienste der Diakonie sind an der Jahnstraße geblieben.
Lagerkapazitäten vergrößert
Für den Umzug gab es laut Donath zwei Gründe. Die Lagerkapazitäten an der Jahnstraße seien an ihre Grenze gekommen. Mit mehr Platz könnten nun mehr Lebensmittel eingelagert werden. Zudem sei es um eine Verbesserung der Betriebssicherheit gegangen. Denn an der Jahnstraße sei es nicht unproblematisch gewesen, die Waren von der Anlieferung im Hof durchs Gebäude ins Lager zu schaffen.
In der Halle des Lohrer Unternehmers Harry Strohmenger habe die Tafel eine Lösung gefunden, die zudem noch über eine gute Busanbindung verfüge. Die neuen Räume befinden sich gegenüber dem Vereinsheim der Interessengemeinschaft Lindig, die Bushaltestelle Bahnhof-Nord liegt etwa 100 Meter entfernt.
Mit Hilfe von Architekt Thomas Schwab sei für die Ausgabestelle ein "Gebäude im Gebäude" entstanden, sagte der Geschäftsführer der Diakonie Lohr. Dessen schöne und wohnliche Atmosphäre werden von den Klienten und den ehrenamtlichen Kräften gelobt. Dass sich die Ehrenamtlichen wohl fühlten, sei wichtig, "denn ohne euch würde die Tafel nicht funktionieren". Die Weihe bedeutet nach den Worten von Dekan Till Roth, "für die Menschen um den Schutz Gottes zu bitten, die sich hier engagieren und die hier Hilfe erhalten". Teilen gebe Kraft, vermittle Hoffnung und zeige, dass die Menschen gleich seien vor Gott.
Augen nicht verschließen
Die Bibelstelle, die Roth vorlas, handelte von einem gegenseitigen Schuldenerlass alle sieben Jahre. Das bedeutet nach den Worten des Dekans, die Augen nicht vor dem armen Bruder zu verschließen. Damit werde also keine Professionalisierung der Hilfe gefordert, sondern an die Verantwortung jedes Einzelnen appelliert.
Die Tafel sei eine gute Idee, um vom Überfluss der Supermärkte etwas weiterzugeben, betonte der Dekan – auch wenn es bedauerlich sei, dass so viele Menschen darauf angewiesen seien. Auch wenn der Sozialstaat wichtig sei, "kann man nicht immer auf den Staat zeigen, sondern muss selbst etwas tun".
"In einer idealen Welt bräuchte es so eine Einrichtung wie die Tafel nicht, aber die Welt ist nicht ideal", meinte Bürgermeister Mario Paul. Es gebe soziale Ungleichheit, auf die man gleichgültig reagieren könne nach dem Motto, "Hauptsache, mir geht es gut", oder gegen die man etwas tun könne. Richtig sei es, den Mitmenschen zu helfen, "das spüren wir auch".
20-Jahr-Feier im Mai

Die Menschen hätten kein Erkenntnisproblem, "wir wissen, was richtig ist", so Paul. Viele hätten aber ein Problem, entsprechend zu handeln. Den ehrenamtlichen Helfern, derzeit sind es etwa 140, bescheinigte der Bürgermeister, kein Umsetzungsproblem zu haben. Um die Lohrer Tafel und die Diakonie sei ein Hilfsnetzwerk entstanden, das den ehrenamtlichen Kräften zeige: "Ihr seid nicht allein."
Zur Einweihung eingeladen waren vor allem die freiwilligen Helfer sowie Gemeindemitglieder. Die Feier sei bewusst klein gehalten worden, erläuterte Michael Donath. Denn am 22. Mai solle das 20-jährige Bestehen der Lohrer Tafel in einem größeren Rahmen gefeiert werden.