"Standhaft trotz Verfolgung" blieben Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime. Unter diesem Titel dokumentiert die Religionsgemeinschaft ihren Widerstand gegen die braunen Machthaber bis zum 23. März im neuen Rathaus, Zum Helfenstein 2. Auf Initiative der Karlstadter Volkshochschule kam die Wanderausstellung auch an den Main.
In professioneller Präsentation vermitteln fast 30 Schautafeln den Weg der "Bibelforscher" - die damalige Bezeichnung für die christliche Gemeinschaft - in den Holocaust.
Etwa 25 000 Mitglieder hatten die Zeugen Jehovas in Deutschland bei Hitlers Machtergreifung 1933. 10 000 Zeugen wurden unmittelbare Opfer des Regimes, 6000 waren in Gefängnissen und Konzentrationslagern (KZ) inhaftiert, 2000 verloren ihr Leben, davon 250 durch Hinrichtung.
Hitler-Gruß abgelehnt
Ihr Widerstand manifestierte sich in der Ablehnung des Hitler-Grußes, Kriegsdienstverweigerung und Nichtteilnahme an NS- Zwangsgemeinschaften. Verdeutlicht an Einzelschicksalen werden die Stätten ihrer Qual: In den KZs waren Jehovas Zeugen als eigene Häftlingskategorie mit dem lila Winkel an der Kleidung stigmatisiert. Erinnert wird an das Zuchthaus Brandenburg und die Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee.
Zwei Schautafeln vermitteln auch den regionalen Bezug: Vorgestellt werden die Schicksale der Familie Mäder aus Partenstein, Valentin Marx aus Wernfeld und Hanna Steinwachs aus Hafenlohr. "Von allen christlichen Glaubensgemeinschaften wurden Jehovas Zeugen am meisten verfolgt", betonte Heinz Behnke (Hammelburg), Beauftragter der Gemeinschaft für Öffentlichkeitsarbeit in Unterfranken bei der Eröffnung der Ausstellung. Trotzdem sei bis in die Gegenwart kaum Interesse an diesem Schicksal spürbar.
Als Hausherr mahnte Bürgermeister Karl-Heinz Keller auch dieses finstere Kapitel deutscher Geschichte stets in Erinnerung zu behalten. Er unterstrich, dass gerade junge Menschen sich aktiv mit dieser Epoche auseinandersetzen.
Der stellvertretende Landrat Harald Schneider betonte den anschaulichen Wert der Exponate, "weil die braune Gefahr in unserem Land noch lange nicht gebannt ist". Er erinnerte an die Zunahme der Gewalttaten mit rechtsradikalem Hintergrund auch in Bayern und hoffte, dass besonders viele Schulklassen sich anhand der Ausstellung mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Die Ausstellung im Foyer des neuen Rathauses ist noch bis 23. März, Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr, geöffnet.