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NEUENDORF: Nur eine Arztwaage fehlt noch

NEUENDORF

Nur eine Arztwaage fehlt noch

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    Nostalgisch – aber noch immer funktionsfähig.
    Nostalgisch – aber noch immer funktionsfähig.

    Federwaage, Balkenwaage, Zählwaage, Apothekerwaage - sie alle sind Messgeräte zur Bestimmung einer Masse, üblicherweise der Gewichtskraft. Dass sie sich jedoch nicht alle „die Waage halten“ sondern große Unterschiede in Aufbau und Funktionsweise zeigen, fasziniert Hobbysammler Edgar Kübert aus Neuendorf.

    Durch Zufall entdeckte er Mitte der 70iger Jahre bei Ausräumaktionen auf dem Dachboden seines Wohnhauses eine alte Kaufmannswaage und eine Dezimalwaage – beide gehörten vermutlich zum Inventar des ehemaligen „Kolonialwarenladens Emil Helfrich“, welches in diesem Haus bis vor etwa 65 Jahren geführt wurde. Mit Liebe zum Detail restaurierte der heute 67-jährige die beiden nostalgischen und noch immer funktionsfähigen Geräte, die den Anfang seiner mittlerweile mehr als 20 Stück großen Sammlung an mechanischen Waagen bildeten.

    „Die Mechanik und der Aufbau der Waagen ist sehr interessant, jede hat ihre eigene Art“

    Edgar Kübert, Waagensammler

    Die rund 90 Jahre alte Kaufmannswaage der Marke Söhnle, auch als Tafelwaage bezeichnet, besitzt einen gleicharmigen Waagebalken mit Plattform und Schale, die jeweils über einen vierfach gelagerten Hebelmechanismus auf dem Balken aufliegen. Durch die Übereinstimmung der Masse des Wägegutes mit den aufgelegten Standardgewichten kann das Gewicht bestimmt werden. Tafelwaagen wurden üblicherweise für Güter bis etwa zehn Kilogramm verwendet.

    Für größere Lasten ist die Dezimalwaage geeignet. Sie arbeitet ebenfalls nach dem Prinzip des zweiseitigen Hebels und ist so konstruiert, dass das Wägeobjekt dabei in einem Verhältnis von 10:1 zu den aufgelegten Standardgewichten berechnet wird. Früher wurden häufig Mehlsäcke und Kartoffeln mit Dezimalwaagen gewogen, daher ist dieser Waagentyp auch als Sack- oder Kartoffelwaage bekannt. „Die Mechanik und der Aufbau der Waagen ist sehr interessant, jede hat ihre eigene Art“, so Kübert über seine Sammelobjekte, die für ihn zum Hobby wurden.

    Auf Floh- und Antikmärkten erwarb er weitere Messgeräte. So findet sich in Küberts Sammlung eine Fischwaage, erworben auf der Insel Föhr, sowie weitere besondere Waagen, meist deutscher Herstellung.

    Die Briefwaage der Marke Columbus aus dem Jahre 1949 mit feingliedriger Grammeinteilung zeigt die Portosätze an: für „Deutschland und die Schutzgebiete“ sind auf der messingfarbigen Auflagefläche die benötigten Pfennigbeträge für Briefe, Drucksachen und Postanweisungen eingeprägt. Im Gegensatz zu den Balkenwaagen wird hier das zu messende Gewicht nicht mit einem anderen Gewicht kompensiert, sondern durch Auslenkung des Hebels auf einer Skala verdeutlicht.

    Küberts Lieblingswaage ist ebenfalls ein ganz besonderes Objekt: vom „Steebicher Bäck“ Wilhelm Helfrich erhielt er 2001 nach der Geschäftsaufgabe die nostalgische Teigwaage der ehemaligen Steinbacher Bäckerei. Weitere Sammelstücke sind eine Gaswaage, eine Apothekerwaage oder eine klassische Laufgewichts-Küchenwaage. Alle „aus robustem Material“ und somit „unkaputtbar“, sagt Kübert über die Beschaffenheit und volle Funktionsfähigkeit seiner Gewichtsmesser.

    Seine Sammlung möchte er nicht weiter vergrößern – ihm fehlt der Platz zur Aufbewahrung. Die Waagen füllten bisher zu Dekorationszwecken die Wohnräume, mussten aber teilweise schon in das Nebengebäude umziehen. Einen Wunsch hat er jedoch noch: eine gusseiserne Personenwaage mit integrierter Messlatte, wie sie in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet wurden. „Die würde noch gut in unser Bad passen“, ergänzt Edgar Kübert schmunzelnd.

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