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GAUASCHACH: Onkel Bickel ist Tante Emma

GAUASCHACH

Onkel Bickel ist Tante Emma

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    Trotzt den Supermärkten: Burkard Bickel betreibt auch mit 75 Jahren noch seinen Gemischtwarenladen in Gauaschach.
    Trotzt den Supermärkten: Burkard Bickel betreibt auch mit 75 Jahren noch seinen Gemischtwarenladen in Gauaschach. Foto: Foto: Jana Keul

    Ja, es gibt ihn noch, den Tante-Emma-Laden aus der guten alten Zeit. Tante Emma ist in Gauaschach Onkel Bickel. Im Gemischtwarenladen von Burkard Bickel in der Gauaschacher Straße 35 ist die Zeit tatsächlich stehen geblieben. Da läutet noch eine richtige Glocke, wenn der Kunde die Eingangstür zum Laden öffnet. Darüber hängt ein Schild: „Polizeilich verboten ist das Spucken auf den Boden.“

    Schon im Mutterleib dabei

    Seit über 30 Jahren steht Burkard Bickel hinter dem Ladentisch, zuerst als Angestellter bei seiner Mutter Anna, nach deren Tod 1977 dann als eigener Ladenbesitzer. „Ich war schon im Mutterleib dabei“, sagt der 73-Jährige und schmunzelt. Vor allem Lebensmittel und Getränke, aber auch Gartenartikel, Schreibwaren, Eisenwaren, Farben, Textilien und sogar Spielsachen gibt es bei Burkard Bickel. In zwei Verkaufsräumen auf 40 Quadratmetern sind die Waren aufgestaut.

    Wer zum ersten Mal den Laden betritt, fühlt sich inmitten eines Wirrwarrs. Doch Bickels guter Ordnungssinn gibt dem scheinbaren Chaos System. Der Laden ist nicht nur eine Fundgrube, sondern ein Stück Nostalgie. Als Kunde kommt man sich ein wenig vor wie in einem großen Kaufmannsladen, mit dem man als Kind spielte.

    Geringe Abnahmemenge

    Mit der Zeit musste immer wieder das Sortiment verkleinert werden. Denn einige Lieferanten von Burkard Bickel gingen pleite, und neue wurden nicht gefunden. Auch die zu geringe Abnahmemenge führte zu Veränderungen. So wird der Laden heute nicht mehr mit Gartenartikeln, Textilien, Eisenwaren, Farben oder Spielzeug beliefert. Restbestände kann man aber immer noch „beim Bickel“ kaufen, wie die Gauaschacher liebevoll ihren Kaufmannsladen nennen. So mancher Häuslebauer ist hier schon fündig geworden, wenn er die passenden Dachsparrennägel im Sortiment fand.

    Seit einigen Jahren wäre der rüstige Gauaschacher eigentlich in Rente. Doch er macht weiter. „Was soll ich denn sonst machen“, sagt Burkard Bickel und lacht. Der alleinstehende Gauaschacher hat zwar einen Bruder, der mit seiner Familie aber in den USA lebt. Und in Gauaschach gibt es keine nahen Verwandten mehr. Seinem Alter hat er veränderte Öffnungszeiten zugestanden: Zwei Nachmittage nimmt er sich seit einiger Zeit frei, ebenso gönnt er sich eine verlängerte Mittagspause. Mittwochs bleibt der Laden ganz geschlossen.

    Auch Neubessinger kommen

    Die Gauaschacher schätzen diese letzte Einkaufsmöglichkeit im Ort. Sogar Hausfrauen aus dem benachbarten Neubessingen kommen vorbei, um schnell was fürs Mittagsessen einzukaufen. „Wenn unser Bickel nicht mehr ist, dann sind wir aufgeschmissen“, schätzen die Kunden den Service vor Ort. Allerdings hat der Wandel im Einkaufsverhalten auch den Gauaschacher Tante-Emma-Laden eingeholt. „Meistens kommen die Leute, wenn sie was in der Stadt vergessen haben“, sagt Bickel. Seine Stammkunden kommen nach wie vor aber regelmäßig.

    Wenn Bickel seinen Laden schließen würde, wäre es wohl vorbei mit dem Einkaufen in Gauaschach. Deshalb will der 75-Jährige erst einmal weitermachen. „Solange es halt geht und die Gesundheit mitmacht.“

    „Die Zeiten sind halt anders geworden.“ Sogar die Hochzeitskarten seien mittlerweile Ladenhüter, sagt Bickel und beendet das Gespräch, denn jetzt muss er die Frischlieferung annehmen – so wie jeden Donnerstag.

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