Romain Bail, der neue Bürgermeister von Lohrs französischer Partnerstadt Ouistreham, ist auf Antrittsbesuch in Franken. Zur Delegation aus der Normandie gehörten auch der stellvertretende Bürgermeister Bruno Hitier und Pierre Müller, der den für Lohr zuständigen Partnerschaftsverein in Ouistreham wieder aufbauen soll. Ouistreham hat weitere Partnerstädte in England und Belgien.
Im Gegensatz zu Lohr gibt es in Ouistreham für jede Partnerschaft einen eigenen Verein – oder genauer: Es gab sie. Funktioniert hat in den letzten Jahren nur der für die englische Partnerstadt, die beiden anderen Partnerschaften wurden vom Rathaus aus verwaltet. Das soll nun anders werden.
Pierre Müller werde den Vorsitz des Partnerschaftsvereins für Lohr übernehmen, kündigte Bail an. Dieser spricht etwas deutsch und freut sich nach eigenen Angaben auf die neue Aufgabe. Ähnlich soll mit der Partnerstadt in Belgien verfahren werden. Die Vorsitzenden der Vereine werden prüfen, welche Veranstaltungen organisiert werden könnten, so Bail. Die Gesamtverantwortung für die Partnerschaften behält sich der Bürgermeister selbst vor, „weil mir das Thema so wichtig ist. Das bedingt natürlich, dass sie mich öfter sehen müssen“, kündigte der 29-Jährige an. In Lohr müsse man ihm aber noch das Biertrinken beibringen, den Gerstensaft habe er bislang eher gemieden. Kulturamtsleiter Peter Häring servierte ihm umgehend ein Bier.
In Ouistreham will Bail ein Programm anschieben, das jedem Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren städtische Unterstützung zusichert, eine der Partnerstädte zu besuchen. „Das wird teuer, aber Europa ist uns das wert“, scherzte er. Altbürgermeister Siegfried Selinger ein, der 1992 die Partnerschaftsurkunde unterschrieben hat, regte an, das trinationale Sportfest unter Einbeziehung von Lohrs polnischer Partnerstadt Milicz wiederzubeleben. Bail schlug vor, Jugendliche aus Lohr und Ouistreham könnten sich im Europaparlament in Straßburg treffen und mit deutschen und französischen Abgeordneten reden.
Vorsitzende Irmgard Langer stellte den Lohrer Partnerschaftsverein und die Beziehungen zu Milicz und Burgeis vor. Selinger erinnerte sich an bewegende Momente seiner ersten Fahrt nach Ouistreham. Französischen Veteranen hätten ihn mit „Auf Wiedersehen“ verabschiedet, obwohl sie nie wieder ein deutsches Wort sprechen wollten. „Das war einer der schönsten Augenblicke in meiner Zeit als Bürgermeister“, so Selinger.