Es war das 360. Mal, dass die Kreuzbruderschaft Arnstein getreu dem Gelübde einmal im Jahr zum Kreuzberg wallte. Aus Arnstein, den umliegenden Dörfern, aber auch von weit entfernten Orten und Städten versammelten sich 254 Pilger am Samstagmorgen in der Arnsteiner Stadtkirche, um für vier Tage die Mühe des 120 Kilometer langen Fußweges auf sich zu nehmen.
Alle waren sich der körperlichen Anstrengung bewusst, die auf sie zukam. Aber trotzdem machten sie sich auf den Weg. „Wer einmal dabei war, geht immer wieder mit“, sagte der Vorsitzende der Kreuzbruderschaft Arnstein, Edwin Hofmann.
Immer wieder waren bekannte Gesichter zu sehen, die bereits in den vergangenen Jahren dabei waren. Aber es schließen sich auch immer wieder neue und junge Wallfahrer der Arnsteiner Wallfahrt an. Gerade in diesem Jahr hat es einen kleinen Generationswechsel gegeben. Viele der älteren Teilnehmer hatten sich bei ihm gemeldet und ihre Absage aus gesundheitlichen Gründen mitteilen müssen. Und trotzdem waren es wieder 254 Pilger, die aus Arnstein auszogen. In den verschiedenen Ortschaft schlossen sich weitere Wallfahrer an, sodass am Sonntag 296 Pilger den Kreuzberg erreichten.
Traditionell macht sich die Kreuzbruderschaft Arnstein immer am letzten Freitag im August auf den Weg zum Kreuzberg. Aber in diesem Jahr fiel der letzte Freitag im August genau auf den 31. und somit „kollidierte“ die Wallfahrt mit der Wallfahrt aus Gemünden, die am selben Tag auf dem Kreuzberg angekommen wäre. So startete die Wallfahrt in diesem Jahr um einen Tag verschoben, am Samstag, 1. September.
„Unser Leben ist ein Wandern.“ Unter diesem Motto hatte Präses Tadeusz Falkowski die Wallfahrt gestellt. Auch das alltägliche Leben sei ein stetes Wandern, da sei es unerlässlich zu wissen, wohin man geht. So unerlässlich ist aber auch zu wissen, wo man steht, die persönliche wie auch die öffentliche Standortbestimmung. Mit besinnlichen Texten und Geschichten untermauerte Pfarrer Tadeusz Falkowski die Pilgerschaft.
Die Aussagen und Erzählungen regten zum Nachdenken an, zum Nachdenken über sich selbst, zu seinem eigenen Tun und Handeln. Die Wallfahrer hörten schweigend zu und pflichteten den gehörten Worten oftmals bei, die aufforderten auch das alltägliche Leben neu zu überdenken und neu auszurichten.
Der mehrstündige Ausfall der Lautsprecher aus technischen Gründen gleich am ersten Tag wurde von allen Pilgern stark bedauert. Gerade das Fehlen der meditativen und religiösen Texte und Gebete macht jedem Pilger die positive Wirkung des gemeinsamen Betens erst richtig bewusst. Ab dem späten Nachmittag war das Problem behoben, sodass aus der „Wanderung“ wieder eine Wallfahrt wurde.
Am Sonntagmittag erreichten 296 Wallfahrer ihr gemeinsames Ziel. Bruder Matthias begrüßte mit Pater Raphael die Kreuzbruderschaft vor dem Kloster. Geschafft, viele mit Blasen und Druckstellen an den Füßen, aber glücklich zogen sie in die Klosterkirche ein. Nun lagen 24 Stunden der Erholung vor ihnen. Füße und Beine wurden mit Salben, Puder und Franz-Branntwein versorgt, um sie wieder fit zu machen für den Rückweg. Angehörige und Freunde waren zum Kreuzberg hochgefahren und begrüßten die Pilger freudig.
Am Montagmittag regnete es in Strömen, als die Pilgerschar ihren Heimweg antrat. Am letzten Abend der Wallfahrt trafen sich alle zum obligatorischen „Kränzebinden“. Jeder hatte seit dem Auswallen das Zeichen Christi, ein Kreuz, um den Hals mit sich getragen. Zur Freude über die gelungene Wallfahrt hatte man Heidekraut und Ziersträucher gesammelt, aus denen nun bunte Kränzchen gebunden und am Kreuz befestigt wurden. Hierbei wurden auch die ältesten Wallfahrer, Veronika Glaser (Jahrgang 1934), Traudl Wenzel (1935), Franz Schön (1931), Karl Fick und Heinz Glaser (beide 1934) geehrt.
Unter den vielen Pilgern war auch Altbürgermeister und stellvertretender Landrat Roland Metz anzutreffen. „Ich bin 1957 das erste Mal mit der Arnsteiner Kreuzbruderschaft zum Kreuzberg gewallt“, berichtete er. Seitdem hat er sich fast jedes Jahr der Wallfahrt angeschlossen. In all den Jahren war es ihm nur dreimal nicht möglich, den Weg zum Kreuzberg mitzugehen. Der gesamten Strecke über folgten Peter Menzels „Marodiwagen“ und die Rotkreuz-Bereitschaft Arnstein der Pilgerschar. Somit war allen Pilgern die Möglichkeit geboten, zur kurzen Verschnaufpause den Weg im Wagen mitzufahren oder sich im Notfall medizinisch versorgen zu lassen.
Den Transport des Gepäcks sowie die Versorgung mit Getränken hatte Familie Walter Belz wieder gekonnt bewerkstelligt.
Bei ihrer Ankunft in Arnstein wurden alle Wallfahrer mit bunten Blumensträußen von ihren Angehörigen empfangen. In der Stadtkirche dankte Pfarrer Falkowski den Arnsteiner Werntalmusikanten, die die gesamte Strecke über die Wallfahrt musikalisch begleiteten und ihre Musikinstrumente mittrugen. Allen freiwilligen Helfern – Lautsprecher- , Fahnen- und Kreuzträgern – sprach er sein besonderes Lob aus.